Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach, Redaktion: C. Dinkel und I. Karle

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Predigtreihe in der Evangelischen Schlosskirche der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn zum Thema "Weltmeisterschaft", 2006
1. Sonntag nach Trinitatis
, Jeremia 23, 16-29
Birgit Rößle – Julia-Rebecca Riedel – Steffen Riesenberg
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


BEGRÜSSUNG

Italien gegen die USA – haben Sie das Spiel gesehen gestern Abend? Für die, die es verpasst haben – hier noch kurz das Ergebnis: Es ist 1:1 ausgegangen. Es ist Fußball-WM in Deutschland und unter diesem Motto – genauer gesagt unter dem Motto »Weltmeisterschaft« steht ja auch die Predigtreihe in diesem Sommersemester.

Und so ist es nicht nur der 1. Sonntag nach dem Italienspiel, sondern vor allem der 1. Sonntag nach Trinitatis.

Lassen Sie uns also heute Vormittag über Gott nachdenken – diesen ganz anderen Welt-Meister.

Seien Sie und Ihr alle herzlich Willkommen zum Gottesdienst in der Schlosskirche. Es ist mittlerweile üblich geworden – und das ist eine schöne Üblichkeit – dass einmal im Semester der Gottesdienst im Adolf-Clarenbach-Haus vorbereitet wird. Wir haben uns viele Gedanken gemacht um, wie es in der Ankündigung so schön heißt, »die Wucht des Wortes«.

Dabei folgen wir der Liturgie der Schlosskirche, wie Sie es kennen. Das ein oder andere wird allerdings eine andere Gestalt als sonst annehmen. Damit Sie alles gut wieder finden können und vor allem laut mitsingen haben wir die Liturgie und die Lieder im Liedblatt abgedruckt.

Die Predigt hält heute Studieninspektorin Birgit Rössle, im Vorbereitungsteam haben Julia-Rebecca Riedel, Theresa Demski, Markus Spreckelsen und Thilo Ohrndorf mitgedacht und mitgeschrieben. Zum Eingang wollen wir das erste Lied singen: »Ein feste Burg ist unser Gott.«

SPRECHMOTETTE (nach Psalm 34, Vers 2-11)
A Ich will den Herrn loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
B Ich will den Herrn loben allezeit!
C Loben will ich den Herrn allezeit!
D Allezeit will ich den Herrn loben!
A/B/C/D Ich will loben allezeit!
D in Ewigkeit
A den Herrn
B den Herrn
C den Herrn
D den Herrn
A Meine Seele soll sich rühmen des Herrn, dass es die Elenden hören und sich freuen.
B Höret und freuet Euch!
A und abermals
C Höret und freuet Euch!
A und abermals
D Höret und freuet Euch!
A/B/C/D Preiset
A mit mir den Herrn und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!
B Lasst uns miteinander!
A/B singend seinen Namen erhöhen!
C Lasst uns miteinander!
A/B/C lobend seinen Namen erhöhen!
D Lasst uns miteinander!
A/B/C/D dankend seinen Namen erhöhen!
A Als ich den Herrn suchte, antwortete er mir und errettet mich aus aller meiner Furcht. Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden. Als einer im Elend rief, hörte der Herr und half ihm aus allen seinen Nöten. Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
B suchen
C antworten
B fürchten
C retten
A/D Sehet, wie herrlich der Herr ist!
B/C Wir sehen die Herrlichkeit des Herrn!
A/B/C/D Sie bleibt in Ewigkeit!
B Der Herr,
B/C/D er rettet mich aus meiner Furcht
B Der Herr,
B/C/D er hilft mir aus der Not
B Der Herr,
B/C/D er sendet seinen Engel
A Schmecket und sehet
B wie freundlich der Herr ist
C Wohl dem
D der auf ihn trauet
A/B/C/D Die Herrlichkeit des Herrn bleibt in Ewigkeit!
A/B/C/D Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen!
A Fürchtet den Herrn
B Ihr seine Heiligen
C Fürchtet den Herrn
D Ihr seine Heiligen
B in Ewigkeit
A Ich will den Herrn loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
B Ich will den Herrn loben allezeit!
C Loben will ich den Herrn allezeit!
D Allezeit will ich den Herrn loben!
A/B/C/D Ich will loben allezeit!
D in Ewigkeit
A den Herrn
B den Herrn
C den Herrn
D den Herrn
A/B/C/D Amen

SÜNDENBEKENNTNIS

Ach Gott, was ist aus mir geworden? Bitter bin ich. Verbittert eher. Denn: du schickst mich los mit einem Auftrag, den ich nicht wollte. Hab ich etwa geschrien: „hier bin ich?“ Hab ich etwa gesagt: „ich will den Untergang ankündigen?“ Ganz bestimmt nicht. Normal hab ich gelebt, meine Nachbarn mochten mich, hab meine Arbeit gut gemacht, naja, fast immer eben. Und jetzt? Allein bin ich. Fast keiner will mehr in meiner Nähe sein. „Sturmkrähe“ nennen mich manche: „mit ihm kommt das Unheil“. Und was ist das auch für eine Botschaft, Herr? Ich soll sagen, dass meine Leute sich einfach ergeben sollen, einfach mit als Gefangene nach Babel mitgehen. Ich soll allen aufzählen, wie sie sich dieses Los verdient haben.

Herr, das ist ein gnadenloser Auftrag. Ich glaube dir ja und verbreite dein Wort auf allen Straßen und Marktplätzen. Aber wer soll mir denn bei der Botschaft zuhören? Ich würde doch auch lieber auf die Tempelpropheten hören, die sagen: „tut dies und jenes und dann wird alles wieder gut“. Ich hab kein Rezept. Eine Ankündigung, die Schmach und Verlust der Selbständigkeit, Verlust der Heimat und alles, was uns vertraut ist, ankündigt. Und das soll der kleinere Preis sein, denn so bleiben wir wenigstens am Leben, sagst du. Herr, es ist aber ein sehr hoher Preis und macht so viel Angst, wer soll mir denn da zuhören und glauben? Wer soll freiwillig diesen angeblich kleineren Preis zahlen?

Ich mache den Leuten Angst. Ich führe ihnen schlimmste Bilder vor Augen von Flucht, von Sklaverei, von Gemetzel und Tod.
Kein Wunder alle behandeln mich wie die Pest. Einsam bin ich. Einsam.

Du hast gesagt, du machst mich zur ehernen Säule, damit ich es durchstehe. Aber ich fühle mich nicht ehern, Gott. Im Gegenteil: der Spott, die Wut, die Schläge, - all das trifft mich. Ich fühle mich wie eine Säule, die umgeworfen wird, ja, schon auf dem Boden liegt.

Ist schon gut. Ich mache ja weiter. Irgendjemand muss die Menschen ja warnen, damit nicht wirklich alle umkommen werden. Du sagst: entweder gehen alle freiwillig ins Exil oder ganz Jerusalem wird zerstört werden und alle werden sterben.
Nur: warum ich?
„Ausreißen und abbrechen“ das ist mein Auftrag.

Herr, halte dich an dein Wort. Mein Auftrag ist so schwer. Ich kann es nur ertragen, wenn ich weiß, dass es unumgänglich ist. Wandelst du dich plötzlich und alles wird auch so wieder gut, dann hättest du mir dies alles ersparen können.

Und warum Gott, bewegst du nur mich und nicht die andern? Mich wirfst du in diesen furchtbaren Auftrag hinein. Warum bewegst du die andern nicht, dass sie einsehen, dass du allein Gott bist und von ihnen als Umkehr diese Sklaverei verlangst? Dein Wort ist mächtig – bewege also damit nicht nur mich, sondern ganz Israel!

Bitter bin ich. Hilf mir.

Amen.

GNADENZUSPRUCH

Gottes Wort ist das Wort, das uns trifft. Es ist kein Traum, den wir träumen, »Mir hat geträumt, mir hat geträumt, mir hat geträumt!« und vielleicht schon beim Aufwachen nicht mehr wissen, was wir geträumt haben. Es ist kein Traum, der uns des Nachts schwitzen lässt und des Tags nur ans Nachdenken bringt, als ob wir entscheiden können, was wir mit unserem Traum anfangen. Es ist kein Traum, kein Gespinst des Unterbewussten, kein Verarbeiten von Dingen, die wir erlebt haben.

Gottes Wort ist das eine Wort, dass durch unser Leben hindurch, durch all unser uns selbst Verbergen und Verschließen, durch all unser Verstecken hindurch uns direkt trifft. Ein Wort, das uns nicht die Wahl lässt, ob wir uns danach richten oder nicht, ein Wort, das uns aufrichtet, wenn wir da nieder liegen. Wir träumen ja nicht, aufgerichtet zu werden, sondern wir werden wirklich aufgerichtet, wir stehen auf, ganz von allein. Ein Wort, dass uns nicht die Wahl lässt, ob wir die Welt verändern wollen, ein Wort, das uns schiebt und drängt, zieht und schubst hinein in diese Veränderung. Es ist ein Wort, dem wir uns nicht entziehen können, wenn er uns damit ruft.

Kein Wort, dass man sich erzählt, um sich zu beeindrucken, sondern ein Wort, das so unmittelbar wirkt, wie nur Gott, von dem das Wort kommt, wirken kann: Direkt in unserem Leben.

Gottes Wort können wir uns auch nicht verfügbar machen: Wir können nicht wissen, was es sagen wird, und wir werden es nie durchdringen und verstehen können: Wir können es nicht hin und her biegen, so, wie es gerade in unsere Situation bei den Menschen passt. Gottes Wort ist Gott selbst.

Gottes Wort, das uns ruft, das uns tröstet, es ist nicht schwer zu erkennen: Wir fühlen es ja doch, ob es nur eine Menschenstimme ist, die da ruft, oder ob es Gott selbst ist, der uns ruft. Oft sind wir zu bequem, Gottes Wort über die staubige, steinige Straße zu folgen, das stimmt. Oft genug freuen wir uns, das zu hören, was wir hören wollten und wollen, weil es so bequem ist. Gottes Wege sind nicht bequem: Die Arche Noah, der Turm von Babel, das Haus der Sklaverei in Ägypten, der Zug durchs Schilfmeer… Nein, Gottes Wege sind nicht bequem.

Gottes Wort wurde Fleisch, und es lebte unter uns, und wahrhaftig: Es starb am Kreuz, es ging den schwersten aller Wege, den nach Jerusalem, den zu den Hohepriestern, den auf den Ölberg. Es wurde begraben unter der Erde. Und doch: Gottes Wort starb nicht für immer. Es lebt, er lebt.

Deshalb wissen wir und fühlen wir, dass seine Wege sicher sind! Dass seine Wege führen, bis zum Ziel, dass sie nicht im Tod enden, im Schicksal, im Verbergen, Verschließen und Verstecken, auch, wenn wir wadenhoch durch den Schlamm waten, die Sonne uns Haut und Haare versengt und wir nahe davor sind aufzugeben. Wir wissen, dass es doch keine Alternative zu seinem Weg gibt, keine Alternative zu seinem Wort, als ihm zu folgen.

Ihm folgen, früher oder später, heute oder morgen, jetzt oder bald – aber auf Dauer bleibt nur das eine, weil einzig sein Wort das Wort ist, dass wie ein Hammer die Felsen unserer Last zerschmettern kann, weil sein einzig sein Wort das Wort ist, dass uns Leben lässt.

PREDIGT

Liebe Gemeinde,
sie kennen nun die Gemütsverfassung von Jeremia: einsam, mutlos, wie umgeworfen, auch fordernd gegenüber Gott. Sie haben in der Gnadenzusage gehört, wie Gottes Wort uns trifft: dass wir keine Wahl haben, uns es oft unbequem ist, wir aber doch ihm folgen sollen.

Hören Sie jetzt den Predigttext hierzu, Jer. 23, 16 – 29.

Ich habe sofort ein Bild vor meinem inneren Auge: Da steht einer vor eine größeren Menschenansammlung und predigt: engagiert, vollkommen überzeugt von den eigenen Worten, mit Leib und Seele. Eigentlich steht er gar nicht, nein, alles an seinem Körper ist in Bewegung, er tritt nach vorne, springt zurück, er hebt die Arme, erhebt die Stimme... Er will sie erreichen, die Menschen um ihn herum, er will, dass sie ihm zuhören, denn er ist überzeugt, dass das, was er zu sagen hat, lebenswichtig für sie ist. Denn eigentlich - das ist für ihn ganz klar- spricht nicht er. Wer spricht, ist kein geringerer als Gott selbst, und das durch ihn.

Er, Jeremia, ist Prophet Gottes. Eine Aufgabe, die Jeremia nicht haben wollte, gegen die er sich aber nicht wehren konnte.

Aber es hört kaum jemand zu. Jeremia erlebt Spott, an den Pranger muss er, Folter erlebt er, sogar aus einer Schlammgrube wird er erst im letzten Moment gerettet. Dort wollten sie ihn samt seiner Worte ertrinken lassen.

Die Worte würden dennoch bleiben. Nur Jeremia wäre ertrunken.
„Die Wucht des Wortes“ - so wird im Programm unser Predigttext betitelt. Eine Wucht, die Jeremia ganz ergreift, ihm keine Gegenwehr möglich macht, Worte, die ihn bewegen, ihn dazu bringen, sich selbst in Gefahr zu bringen und eine der unbeliebtesten Personen zu werden. So sehr treffen ihn Gottes Worte.

Warum aber bewegen sie nun nicht auch die andern in Jerusalem? Die Wucht des Wortes trifft sie nicht.

Um der Antwort näher zu kommen, stelle ich mir und Ihnen die Frage:
Was bewegt mich? Was bewegt Sie? Von was lassen wir uns treffen?
Und die Frage an die Predigerinnen und Prediger: Warum ist es so schwer, so von Umkehr zu reden und zu predigen, damit es trifft?

Der Inhalt ist sicher bei Jeremia ein Grund. In seinem Klagelied im Sündenbekenntnis haben Sie es schon gehört: er ist zum „Ausreißen und Abbrechen“ berufen. Er soll verkündigen, dass alle sich freiwillig ergeben und mit ins Exil nach Babel gehen. Tut das Volk dies nicht, dann wird ganz Jerusalem mit Krieg überzogen und fallen. Zerstörung und Tod. Dem zu entkommen, sollen die Menschen in Jerusalem sich Babel ergeben.
Doch wer will das schon? Diese Botschaft macht Angst. Alles verlassen, was man sich aufgebaut hat, sich Babel ergeben und ab jetzt nicht mehr als freie Menschen, sondern als Sklaven leben – und das freiwillig?
Gottes Auftrag verlangt sehr viel Weitsicht von den Menschen. Sie müssen die drohende Gefahr erkennen, richtig einschätzen und danach handeln. Trotz aller Angst, aller Wehmut sollen sie sich Babel ergeben.

Ein solcher Auftrag muss für Jeremia schwierig sein. Er verschweigt nicht die drohende Gefahr, sondern spricht sie offen aus. Ich denke, es wird immer schwer sein, solche Botschaften zu Gehör zu bringen – egal in welcher Zeit.

Jeremia musste es dennoch versuchen. Und überall auf der Welt sind auch heute Prophetinnen und Propheten unterwegs, die Weitsicht einfordern und frühzeitiges Handeln anmahnen - auch wenn es schmerzt und ängstigt.
Es gibt Situationen, da gibt es kein „mach weiter so“, „es wird schon gut gehen“.
Dann benennen Menschen die zukunftsweisende Handlung: „macht euch jetzt auf den Weg. Verlasst noch heute eurer Land – sonst kann es zu spät sein.“

Jeremia versucht noch mehr: er sagt nicht nur, welcher Weg der mit Zukunft ist, sondern er versucht auch die schwere Aufgabe, das Geschehen von seinem Glauben her zu deuten. Er stellt sich der "Warum?"-Frage. Aus seinem Glauben heraus beantwortet er sie damit, dass das Volk Israel einen Weg der Umkehr vor sich hat. Und dieser lange Weg führt über das Exil. Ziel ist, wieder mit ganzem Herzen Gott zu lieben.

Das ist eine Aussage, die Jeremia nur aus seinem Glauben heraus machen kann.
Das kennen wir auch: manche Wege, die wie eine Verbannung und ein Wandern ins Exil auf uns wirken, können wir manchmal selbst deuten als einen Weg, der Zukunft gebracht hat. Ein Weg, der uns wieder Gott näher gebracht hat. Oft können wir das erst hinterher sagen.

Nach durchstandenen Krisen erleben wir öfters, dass wir uns durch sie verändert haben. Eine schwere Krankheit hat uns vielleicht dazu gebracht, unseren Lebensstil zu ändern, der Tod eines lieben Menschen mag uns dazu geführt haben, der Pflege von Beziehungen mehr Beachtung beizumessen als zuvor.

Wenn ich also frage, warum Jeremias Worte nicht seine Zuhörerschaft erreicht hat, dann ist das nicht generell zu beantworten. Wir haben keine Verfügungsmacht über das Wirken des Heiligen Geistes, der die Ohren und Herzen öffnet.
Frage ich Sie nach dem Gottesdienst: was hat Sie heute berührt und getroffen? Dann kann das eine Zeile aus einem Lied gewesen sein oder der aaronitische Segen am Ende. So sehr wir uns Mühe geben, das Wort Gottes genau so weiterzugeben, damit es erreicht – es hängt auch hier an Gottes Wirken, ob es gelingt.

Auch wenn es nicht in unserer Hand liegt, so sollen Sie und ich doch nach der richtigen Form suchen, wie wir am ehesten Gehör finden.
Ein Werbetexter mag Jeremia einen besonders griffigen Text geben zur Unterstützung.
Wenn Jeremia mich fragt, würde ich ihm den Tipp geben: erzähl nicht nur von Gottes Wort, sondern sag auch, was du denkst, was du fühlst, dass du weißt, was du andern zumutest. Jeremia wirkt auf mich so stark, so überzeugt, so ohne Zweifel. Das schreckt mich ab, lässt mich zweifeln, ängstigt mich. Wenn er andern zumutet, einen sehr schweren Schritt zu gehen, dann ist es gut, auch davon zu erzählen, wie schwer es ihm selbst fällt. Andere sehen das nicht sofort und müssen es gesagt bekommen. Vielleicht hätte dann manch einer wenigstens aufgehorcht: „aha, zu diesen Dingen war Jeremia bereit, dann überlege ich mir auch, zu was ich bereit bin...“

Mein Wunschdenken geht noch weiter: hätte Jeremia vielleicht deutlicher auch seinen Schmerz ausdrücken können, vielleicht hätte auch er Mitgefühl erhalten. Vielleicht nicht gleich Nachfolger. Aber doch Verständnis. Denn seine Einsamkeit rührt mich.
Vielleicht ist es wegen dieser Einsamkeit, dass er in seinen Reden sehr verbittert wirkt. Meine Überzeugung ist es, dass seine Verbitterung sich darin Ausdruck verschafft, wenn er nicht für eine Umkehr wirbt, sondern das Leid als Gottes Ziel auslegt.
Das ist mit meinem Gottesbild nicht vereinbar.
Vielleicht hat der arme Jeremia leider Gott in seiner eigenen Not so erfahren. Schade.

Gottes Wort trifft – es trifft mit Wucht und Macht.
Was wir dafür tun können, dass es trifft: lasst uns das auch tun.
Im Vertrauen auf den Heiligen Geist bin ich sicher, dass Gott uns anspricht und wir es spüren, wenn er es ist.
Lassen Sie uns werben für Gottes Wort, denn Gott ist ein werbender Gott. Ein Gott, der auch enttäuscht und zornig ist, wie man es eben in enttäuschenden Liebesbeziehungen ist. Doch Ziel bleibt die gute Beziehung, die uns gut tut und zum Leben dient.

Noch einmal den Schluss des Gnadenzuspruches:

Deshalb wissen wir und fühlen wir, dass seine Wege sicher sind! Dass seine Wege führen, bis zum Ziel, dass sie nicht im Tod enden, im Schicksal, im Verbergen, Verschließen und Verstecken, auch, wenn wir wadenhoch durch den Schlamm waten, die Sonne uns Haut und Haare versengt und wir nahe davor sind aufzugeben. Wir wissen, dass es doch keine Alternative zu seinem Weg gibt, keine Alternative zu seinem Wort, als ihm zu folgen.
Ihm folgen, früher oder später, heute oder morgen, jetzt oder bald – aber auf Dauer bleibt nur das eine, weil einzig sein Wort das Wort ist, dass wie ein Hammer die Felsen unserer Last zerschmettern kann, weil sein einzig sein Wort das Wort ist, dass uns Leben lässt.

Amen.

FÜRBITTEN

Gemeinsam wollen wir beten

Herr, dank sei Dir, das Du uns heute hier zusammen geführt hast. Dass Du Dir Zeit nimmst, Zeit für unsere Sorgen, für unsere Freuden, für unser Klagen und für unser Danken, mit dem wir vor Dich treten. Dir vertrauen wir uns an, wissen, dass wir bei Dir aufgehoben sind. Du bereitest Deine Hände über uns aus, wie das Himmelszelt. Du bettest uns auf Deinem Schoß, gleichsam der Erde. Du lässt uns Deine Gnade und Barmherzigkeit spüren, zeigst uns, dass wir nicht alleine sind. Du kennst uns, gibst uns Mut und Kraft, führst uns durch die Widrigkeiten des Lebens. Wir danken Dir für Deine Gnade. Amen

Fürbittengebet

Herr, oft sind wir enttäuscht und verbittert, weil unser Wort nicht gehört wird – weil Dein Wort nicht gehört wird. Auf der stetigen Suche nach zutraulichen Worten überhören wir doch oft das Wesentliche. Herr, Du hast uns einen Mund zum reden und Ohren zum hören gegeben, jetzt öffne unsere Herzen, verstocke sich nicht länger, für Dein Wort.

Lass Dein Wort uns treffen mit aller Wucht und aller Macht.
Herr, wir bitten Dich, erbarme Dich unser.

Oft sind wir verzagt, trauen uns nicht über unseren Glauben zu sprechen, trauen uns nicht, von Dir zu sprechen. Da sind Zweifel, immer findet sich jemand, der augenscheinlich fester im Glauben steht, der augenscheinlich näher bei Dir ist.

Herr, gib uns die Kraft die Zweifel beiseite zu wischen.
Herr, gib uns die Kraft für Dein Wort zu werben.
Herr, wir bitten Dich, erbarme Dich unser.

Das, was wir nicht in Worte fassen können, die dem Treiben unserer Herzen gerecht werden, wollen wir in das Gebet legen, das Jesus Christus uns gelehrt hat

Birgit Rößle – Julia-Rebecca Riedel – Steffen Riesenberg
steffenriesenberg@gmx.net - Studieninspektorin@gmx.de


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