Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach, Redaktion: C. Dinkel und I. Karle

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Passionszeit 2006
Theologische und kirchenmusikalische Anregungen zu Passionsliedern
Alexander Völker und Thomas Schmidt
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Zum Gründonnerstag (13. April 2006)

Das Wort geht von dem Vater aus EG 223

Bei seinen Fragen an die Christen in Korinth (1. Kor 10,16-17) hat Paulus nicht irgendeine ideale „Gemeinschaft“ (‚koinonia’) etwa im Gegensatz zum postmodernen Individualismus im Sinn, es geht ihm um die Teilhabe am Kreuzestod Jesu Christi durch die Abendmahlsfeier – in scharfer Abgrenzung zu einer von Menschen selbst gewählten Gemeinschaft mit wer weiß welchen „Geistern“ (vgl. 10,20b-21). „Die ganze Welt ist voll von Liturgie“ heißt ein neuer Band „zu einer integrativen Gottesdienstpraxis“: Paulus’ Einlassung im Predigttext macht recht sensibel für den erklärten „Kult“-Status bestimmter ‚ Events’ heute, die auf „Gemeinschaft“, sprich Teilhabe, aus sind.

„Ein Abendmahlslied für besinnliche Menschen im kleinen Kreis“, mit diesem Satz schließt eine Auslegung von Das Wort geht von dem Vater aus. Hier scheint doch wohl von dem eher bescheidenen Zuschnitt evangelischer Abendmahlserfahrung aus geurteilt zu sein.

Den Hymnus zu Fronleichnam „Verbum supernum prodiens“ des großen Thomas von Aquin hat Otto Riethmüller, darin Luther mit EG 214 vergleichbar, frei übertragen. Nach dem ‚johanneischen’ Eingang (Joh 1,1.14; 8,35) stellt zu der Welten Abendzeit (1,3) das Wirken Jesu in einen endzeitlichen Horizont (vgl. 4,4; 5,2; 6,3f.), den Abendmahlsfeiern hierzulande nicht selten vermissen lassen. Das Heilswerk ist abgeschlossen (gab, 2,3; 3,1), jetzt gibt er den Seinen sich im Sakrament (2,4). Die Strophen 3 und 4 sprechen folgerichtig im Tempus der Gegenwart. Im Blick auf die zwiefache Gabe und die Trennung von Fleisch und Blut im Tod (Joh 19,33f.) spielt das ganz und gar meditativ angelegte Lied mit dem Verhältnis von Einheit und Trennung, vgl. 1. Kor 10,17! Die sonst im Kirchenlied ungewöhnliche Prädikation Bruder (4,1) harmoniert alliterierend mit Brot (4,1; Joh 6,51, vgl. Kampf / Krieg 5,3). Die Bitte an den Gekreuzigten und Auferstandenen um Mut, Kraft und Hilf (5,4) sollte dem Textdichter von „Herr, wir stehen Hand in Hand“ (nicht im EG-Stamm) keinesfalls den Vorwurf eines geistlichen Militarismus eintragen.

Das Lied mit seinem klaren Christus- und Abendmahlsbekenntnis vermag gewiss ein wenig von der Traurigkeit wegzunehmen, die „besinnliche Menschen im kleinen Kreis“ an diesem Abend erfahrungsgemäß zu umfangen pflegt.

-> EG 223

Alexander Völker
asvoelker@teleos-web.de


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