Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach

Judika, 13. März 2005
Predigtreihe "Psalmen der Passionszeit"
Predigt über Psalm 43, verfasst von Juraj Bándy (Slowakei)
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


Wenn jemand denkt, daß er Unrecht leidet und seine Rechte verletzt werden, dann sucht er einen guten Rechtsanwalt. Wir wissen, daß ein guter Anwalt sehr viel zu helfen vermag. Bestimmt haben wir alle schon solche Filme gesehen, wo ein guter Anwalt einen aussichtslosen Fall in die Hände genommen hat und einen unschuldig angeklagten Menschen gerettet hat.

In unserem Psalm haben wir ein Gebet eines verfolgten Menschen gehört. Ein unterdrückter Mensch bittet den Herrn: „Gott, schaffe mir Recht und führe meine Sache wider das unheilige Volk“ (V. 1). Wir haben die Stimme eines unterdrückten Menschen gehört, der betrübt und unruhig ist. Deswegen sagt er: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?“ (V. 5) Unser Psalmist meint, daß sogar Gott ihn verlassen hat. Darum fragt er: „Warum hast du mich verstoßen? Warum muß ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich dränget?“ (V. 2) Der Psalmist sucht einen Anwalt und findet ihn in Gott.

Aus diesem Psalm können wir lernen, was ein gläubiger Mensch von Gott erwarten kann und womit rechnen kann, wenn er verfolgt und unterdrückt ist.

1. Wir können mit Gottes Licht rechnen. In uneserem Psalm erklingt eine solche Bitte: „Sende dein Licht und deine Wahrheit, daß sie mich leiten“ (V. 3). Wenn wir es so fühlen, daß sich dunkle Wolken über uns sammeln, auch wir können zum Allmächtigen rufen: „sende dein Licht.“

Wenn unser Psalmist um Gottes Licht bat, tat er das so, weil er wußte, daß Gott schon bei der Schöpfung der Welt gesagt hatte: „Es werde Licht“ (1M 1, 3). Das war sein erstes Wort. Mit diesem Wort hat er die chaotischen Mächte der Finsternis besiegt. Als Gott sein Volk aus Ägypten führte, war eine dichte Finsternis im Lande, aber „bei allen Kinder Israel war es Licht in ihren Wohnungen.“ (2M 10, 23) Unser Psalmist konnte wissen, daß Gottes Wort Licht sei (Ps 119, 105) und Gott im Licht wohne (Ps 104, 2).

Unser Beter bittet den Herrn, damit er ihn rette und damit er seine Feinde besiege. Gott soll es ebenso tun wie bei der Schöpfung der Welt und wie beim Auszug aus Ägypten. Deswegen ruft er: „sende dein Licht“.

Wir können zu dieser alttestamentlichen Bitte das Wort des Dankes hinfügen: Wir danken dir, unser Gott, daß du in der Person Jesu Christi dein Licht gesandt hast. Wir können so danken, weil unser Herr Jesus über sich selbst sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8, 12)

Wenn wir in der Not sind und fühlen, daß wir einen guten Anwalt brauchen, vergessen wir nicht, daß Gott sein Licht in Jesus Christus für uns gesandt hat.

2. Was können wir von Gott erwarten und womit können wir rechnen, wenn wir verfolgt und unterdrückt sind? Wir können mit Gottes Wahrheit rechnen. Der Psalmist betet: „Sende dein Licht und deine Wahrheit, daß sie mich leiten“ (V. 3). Gott ist gerecht. Er richtet nach der Wahrheit. Der unterdrückte Mensch bittet den Allmächtigen, damit sich auch in seiner Angelegenheit die göttliche Wahrheit durchsetze. Wir können zu dieser alttestamentlichen Bitte das Wort des Dankes hinfügen: Wir danken dir, unser Gott, daß du in der Person Jesu Christi deine Wahrheit gesandt hast. Wir können so danken, weil unser Herr Jesus über sich selbst sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ (J 14, 6)

Wenn wir in der Not sind und fühlen, daß wir einen guten Anwalt brauchen, vergessen wir nicht, daß Gott seine Wahrheit in Jesus Christus für uns gesandt hat.

3. Der Psalmist verlangt nach dem Licht und nach der Wahrheit Gottes deswegen, damit sie ihn leiten.

Erlauben wir dem Licht und der Wahrheit Gottes, dass sie uns führen? Lasset uns durch Gottes Licht und Wahrheit geleitet werden, weil sie uns zu einem guten Ort führen. Sie bringen uns zu dem heiligen Berg und zu der Wohnung Gottes. Das ist also unser Ziel: Gottes Berg und Gottes Wohnung. Es ist ein Ziel, das über sich selbst hinaus zeigt. Es sind Symbole des ewigen Lebens.

Wie führt uns das Licht Gottes? Das Licht beleuchtet zuerst unsere Sünden. Im Lichte Gottes entdecken wir, daß wir sündige Menschen sind.

Wie führt uns die Wahrheit Gottes? Auch Gottes Wahrheit führt uns zur Erkenntnis, daß wir Sünder sind, weil im Spiegel der Wahrheit Gottes zeigt sich, daß wir nicht gerecht sind.

Gottes Licht und Gottes Wahrheit wollen uns aber weiterführen. Sie wollen uns zur Erkenntnis führen, daß wir uns ändern müsssen. Zur Änderung sind wir aber nur dann fähig, wenn Jesus Christus unsere Sünden vergibt. Gottes Licht und Gottes Wahrheit wollen uns dann zum zuversichtlichen Glauben führen, daß Jesus Christus für unsere Sünden gestorben ist, „der Gerechte für die Ungerechten, auf daß er euch zu Gott führte.“ (1Pt 3, 18) Nur so können wir das Ziel erreichen. Abkürzungen und Umleitungen gibt es nicht.

Was können wir von Gott erwarten und womit können wir rechnen, wenn wir verfolgt und unterdrückt sind? Diese Frage haben wir am Anfang der Predigt gestellt. Der Psalm des heutigen Sonntags gibt uns diese Antwort: wir können mit dem Licht und mit der Wahrheit Gottes rechnen. Wenn wir dessen sicher sind, können wir mit dem Psalmisten rufen: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, daß er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“ (V. 5) Amen.

Prof. Juraj Bándy, Comenius-Universität Bratislava
juraj.bandy@fevth.uniba.sk


(zurück zum Seitenanfang)