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Ostermontag,
12. April 2004 |
Liebe Gemeinde, Das Internet bietet unter anderem folgenden Bericht: „Nach der Auferstehung Jesu hatten sich seine Jünger zerstreut in Jerusalem und den umliegenden Dörfern. Da trifft Johannes auf Petrus und erzählt ihm die ganze Sache: „Petrus, Petrus! Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht!" Petrus ist ganz überrascht und will Johannes beruhigen: „Jetzt mal langsam. Was gibt es Neues? Was ist die gute Nachricht?" - „Die gute ist, dass Jesus nach drei Tagen wieder auferstanden ist und lebt!" - „Das ist ja großartig! Aber was ist dann die schlechte Nachricht?" - "Jesus ist ziemlich sauer darüber, wie du dich letzten Freitag verhalten hast."“ Diese kleine ‚Auferstehungspredigt’ hilft, das Schwere leichter zu sagen [nach Hüsch]. Jedenfalls leuchtet unmittelbar ein, wie eng Karfreitag und Ostern zusammengehören und warum Sündenvergebung etwas ganz Herrliches ist. [Der alte Brauch des Osterlachens ist auch wieder ein wenig auferstanden. Im Zeitalter des Barock erwartete man vom Prediger, dass er die Gemeinde am Osterfest zu Gelächter anstiften könne. Aus Verzweiflung über mangelnde humoristische Begabung soll sich mal ein Pfarrer in Kuhmist gewälzt und eine kalbende Kuh gemimt haben.] Wenn aber Christus gepredigt wird, daß er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung von den Toten? Diese bohrende Frage stelle ich Ihnen nicht, sondern Paulus. So beginnt der heutige Predigttext. Er ist ein wunderbares Wort zum Montag – nach Ostern. Gestern schon haben wir Ostern gefeiert, aber glücklicherweise gibt es den zweiten freien Tag immer noch und damit genügend Zeit für die Frage aller Zweifler. Wie sagen einige unter uns: Es gibt keine Auferstehung von den Toten?! Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Liebe Gemeinde, Da fangen viele berechtigte Einwände schon an, ungefähr so: Auch ohne den Glauben an die Auferstehung Jesu Christi kann ich doch ein guter Christ sein. Wenn ich mich an die zehn Gebote halte, die Vorstellungen der Bergpredigt als Ideale begreife, an denen ich mich orientiere, wenn ich auch nicht vollkommen bin, dann lebe und handle ich doch in christlichem Sinn und Geist. Und die Welt wäre zweifellos besser, wenn es viele täten. Was nachher sein wird, kann ich ohnehin nicht wissen. Aber hier auf Erden Gutes tun und Böses lassen – darauf kommt es doch an! Diese Sicht der Dinge ist viel älter als das Christentum. Die alten Israeliten glaubten jahrhundertelang an den lebendigen Gott ohne irgendeinen Gedanken an ein Leben nach dem Tod. Abgesehen von einigen apokalyptischen Texten überschritten die Hoffnungen niemals die Schwelle des irdischen Lebens. Auch der Psalm, den ich eingangs las: Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen, bezieht sich auf das Leben vor dem Tod. Eigentlich ist es unmöglich, zu Ostern einen wirklich passenden Psalm zu finden. Stirbt ein Mensch alt und lebenssatt, versammelt er sich zu seinen Vätern. Nach dem Tod kommt die möglichst ungestörte Totenruhe zusammen mit allen Verwandten. Selten begegnet die Vorstellung vom Scheol, der Unterwelt. König Saul läßt einmal bei der sogenannten Hexe von Endor den toten Samuel rufen. Aber der hat Saul nichts zu sagen, was er ihm nicht schon bei Lebzeiten längst mitgeteilt hatte. Vor solchen Versuchen, die Zukunft auszukundschaften, wird eindringlich und überzeugend gewarnt. Die Diesseitigkeit und Weltlichkeit der Israeliten ist umso erstaunlicher, als sie stets umgeben waren von Religionen, die das Weiterleben nach dem Tod in den buntesten Farben ausmalten und äußerst sinnenfällige Riten zelebrierten. Kornmumien wurden z.B. mit Körnern bestreut und begossen, daß sie in Menschengestalt ergrünten; die Wiederkehr des Frühlings wurde ausschweifend als Rückkehr des Lebens gefeiert. Zur Zeit Jesu gab es fast nichts, was nicht geglaubt wurde, auch unter den Juden: Die Sadduzzäer lehnten jegliche Vorstellung vom Leben danach strikt ab. Die Phärisäer verehrten die Gräber der Propheten und pflegten die Gedenkstätten der Gerechten. Sie hielten Auferstehung tendenziell für möglich. Die Leute von Qumran haben wahrscheinlich an die Auferstehung geglaubt und daher Wert auf Einzelgräber gelegt, damit nicht am jüngsten Tag ein allgemeines Tohuwabohu in großen Familiengrüften ausbricht. All das spricht für unseren modernen Einwand: Ich kann ein gottesfürchtiger Mensch auch ohne Glauben an die Auferstehung sein. Aber Paulus schreibt doch unmißverständlich: Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nicht, weil dann vielleicht unsere Gutmütigkeit ausgenutzt wird oder, weil wir dann am Burn-out-Syndrom erkranken – so „harmlos“ sieht Paulus die Konsequenzen nicht: Wir würden dann ... als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. Wir wären falsche Zeugen Gottes. Dieser Vorwurf trifft die Gegenwart wie aus einer anderen Welt. Wie Gott sein müßte, was er tun müßte, was er nicht zulassen dürfte ... das wissen sogar diejenigen ganz genau, die gar nicht glauben, daß es ihn gibt. Die ‚Cafeteria-Religion’ ist nicht neu. Schon in meiner Jugend in der DDR erlebte ich in der Jungen Gemeinde, dem kirchlichen Treff für junge Leute, etwas von dieser Cafeteria-Religion. Wir diskutierten dort einmal, wie die vielen Atheisten um uns her wohl staunen würden, wenn doch noch etwas käme nach dem Tod. Trostloser kann man sich das Leben nach dem Tod wohl kaum ausmalen. Eine Mauer im Himmel! Es wäre furchtbar, wenn Gott so handelte, wie wir es erwarten. Die Auferstehung fiele wohl aus, wenn unser Glaube in dieser Weise Gottes Handeln bestimmte. Wir wären falsche Zeugen Gottes, unser Glaube wäre nichtig, auch die in Christus Entschlafenen wären verloren , schreibt Paulus nach Korinth. Von der Auferstehung können Menschen nichts wissen, nur glauben, daß sie anders sein wird, als man denkt. Paulus, der ganze Ketten von messerscharf-logischen Schlußfolgerungen aus der Leugnung der Auferstehung vorbringen konnte, bekennt seinen Glauben in einem Satz: Paulus bringt dabei nichts Überzeugendes vor, keine Argumente, keine Beweise. Er gibt keine Beispiele, keine Erklärungen. Er nennt keine Einzelheiten ... Paulus nennt Jesus Christus lediglich den Erstling unter den Entschlafenen – in diesen harmlosen Wörtchen verbirgt der Apostel das eigentlich Unglaubliche und Einzigartige der Auferstehung Jesu. Der Auferstandene ist der Erstling unter den Entschlafenen. Das klingt so kinderleicht verständlich, als sei er einfach ein kleines bißchen eher als die anderen geweckt worden. So simpel das klingt, zu begreifen ist es vorläufig nicht! An die Auferstehung Jesu Christi kann man nur glauben. Wäre sie mit unserem irdischen Verstand zu fassen, könnte es nicht die Auferstehung jenseits unserer erfahrbaren Welt sein. Wiss. Ass. Dr. Dörte Gebhard, Bonn
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