Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach, Redaktion: R. Schmidt-Rost

Predigt zur Konfirmation, April 2004
Das i-Tüpfelchen – Gottes Segen in deinem Leben
Gott spricht: Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein. (Gen 12,2)
verfasst von Petra Savvidis
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


(Gebraucht wird: Ein „i“ aus Holz zurecht gesägt, auf eine Latte montiert mit einer Schraube, so dass es drehbar bleibt und auf den Kopf gestellt ein „!“ ergibt. Die Latte kann am einfachsten in einem Weihnachtsbaumständer befestigt werden. Auf den Körper des i werden die Namen der KonfirmandInnen geschrieben oder geheftet oder auch Fotos von ihnen, auf das i-Tüpfelchen werden die Konfirmationssprüche geheftet oder auch ein Segensspruch, der bei der Einsegnung gesagt wird.

Als Geschenk für die Konfirmandinnen gab es in diesem Fall das „Segenskreuz“ von Andreas Kasparek. Es verbindet den Segen mit dem Kreuz. Im Begleittext heißt es: „Es vereint drei Aspekte in sich: Das Leid des Gekreuzigten, die Freude des Auferstandenen und die bergende Geste des Segnenden.“ In seiner schlichten Form ist auch das i mit dem Tüpfelchen drauf zu erkennen. Es kann der Gemeinde nach der Einsegnung kurz gezeigt und beschrieben werden und noch einmal an die Pointe der Predigt erinnern.)

Predigt zur Konfirmation Das i-Tüpfelchen – Gottes Segen in deinem Leben
Gott spricht: Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein. (Gen 12,2)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Die Pointe kommt immer zum Schluss.
Das Beste bewahrt man sich auf bis zum Ende.
Das Tüpfelchen auf dem i macht das Ganze rund.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde!
Knapp zwei Unterricht liegen hinter euch. Und heute kommt das Tüpfelchen auf das i.
Ihr werdet konfirmiert, Gottes Segen wird euch zugesprochen, ihr sagt Ja zum Glauben und seid damit mündige, so gut wie erwachsene Mitglieder der Kirchengemeinde.
Alle eure Namen stehen hier vorn noch einmal auf dem i.
Und oben in dem Punkt stehen eure Konfirmationssprüche.
Bibelworte, die euch begleiten sollen. Gottes Segen für euer Leben.
Er ist so etwas wie das I-Tüpfelchen, so etwas wie die Pointe,
ohne die unser Leben nicht vollständig wäre.
In den zwei Jahren Unterricht haben wir einige wichtige Themen, die zum Leben und zum Glauben gehören, miteinander besprochen, erarbeitet, erfahren.
Ihr habt mich das ein oder andere Mal ganz schön gelöchert. Ihr wolltet es schon genau wissen,
ihr habt auf den Zahn gefühlt, ihr habt nachgefragt, wenn es euch nicht konkret genug war.
Ihr ward euch nicht immer einig, und ihr ward auch nicht immer einig mit mir.
Ich habe euch als engagiert erlebt, als kritisch, als nachdenklich und in vielem tatsächlich schon sehr erwachsen und selbständig.
Kurzum: Ich habe viel Freude an euch gehabt und bin sogar ein bisschen stolz auf euch.
Ihr habt den Unterricht nicht still erduldet, sondern euch eine Menge geholt.
Eben weil ihr nachgefragt habt. Darum nehmt ihr auch einiges mit.
Heute holt ihr euch den Segen Gottes für euer Leben.

Es gibt in der Bibel eine Geschichte vom Segen – da hat einer um Segen gerungen, gekämpft –
er wollte ihn haben, den Segen, weil er wusste, dass er das i-tüpfelchen ist, ohne das alles nicht wirklich gut und richtig wäre. Das war Jakob. Er rang mit Gott und sagte: „Ich lasse dich nicht los, bis du mich segnest.“ Und das tat Gott dann auch.
Mir gefällt diese Geschichte, weil sie zeigt, dass immer auch eine Portion Hartnäckigkeit und Ausdauer zum Glauben gehören. Daran mangelt es euch auch nicht. Das ist gut so.

Der Segen ist das i- Tüpfelchen. Der Punkt auf dem i, so winzig er auch sein kann, macht das i zum i. Wenn er fehlt, fehlt Entscheidendes.
Der Segen ist nicht das Sahnehäubchen auf einem sowieso schon üppigen Tortenstück,
es ist eher der Biskuitboden, der leicht und locker die Torte vom Grund her stützt und sie durchzieht und zusammenhält.
Ohne Segen ist das Leben vielleicht
wie Schule ohne Pausen,
wie eine Freundschaft ohne Vertrauen,
wie Spaghetti ohne Sauce,
wie eine Pastorin ohne Humor,
wie ein Konfirmand ohne dieses gewisse Interesse an den wirklich wichtigen Fragen nach dem Sinn des Lebens.
Ohne Segen ist das Leben vielleicht
wie Ferrari ohne Michael Schuhmacher,
wie Gute Zeiten ohne Schlechte Zeiten,
wie Hogwarts ohne Harry Potter,
wie eine Insel ohne Leuchtturm,
wie unsere St. Severin-Kirche ohne Elke Colmsees Blumen,
wie ein Leben ohne Lebendigkeit.

Der Segen als i-Tüpfelchen,
das heißt: dieses Quäntchen Glück, das immer ganz überraschend einfach so in den Schoß fällt und uns dankbar macht.
Für manche Menschen ist die Gesundheit ein Segen und ein kostbares Geschenk.
Manchmal ist der Freund zur rechten Zeit ein wahrer Segen und direkt vom Himmel geschickt.
Für viele Menschen ist die Liebe ein Segen, die Familie, die Beziehungen, in denen wir leben.

„Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“
Das sagt Gott zu Abraham, als er ihn losschickt in ein fernes Land. Da soll Abraham eine neue Heimat finden, da soll er eine Familie gründen, den Acker bestellen, mit Gott sein Leben leben. „Ich will dich segnen“, sagt Gott. Und meint damit: „Ich bin bei dir, ich gebe dir Kraft, ich gebe dir die nötige Rückendeckung und beschütze dich.“

Das Leben ist leichter mit dem Segen.
Leichter heißt nicht, dass ihr nichts aushalten müsst, da gibt es viele Hindernisse und Stolpersteine, es ist nicht einfacher, aber es ist leichter, weil ihr nicht allein tragen müsst – es trägt einer eure Lasten für euch mit und macht sie erträglicher.

Das Leben ist ausdauernder mit dem Segen.
Es gibt diese Werbung für bestimmte Batterien, die immer ein wenig länger halten als andere –
da drehen sich lauter aufgezogene Männchen und bleiben irgendwann stehen, nur für den einen,
für den mit der richtigen Batterie, mit der richtigen Ladung Energie geht es noch weiter.
So stelle ich mir das vor mit dem Segen.
Und ich wünsche euch, dass ihr richtig weit kommt,
wie immer ihr Glück und Erfolg definiert.

„Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“ Sagt Gott zu Abraham. Und verpflichtet ihn damit, den Segen, den er empfängt, weiterzugeben und für andere da zu sein.
Ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, ihr habt, glaube ich, schon viel begriffen davon, dass wir Menschen nicht einfach so leben können, als wenn wir allein wären auf der Welt.
Ihr habt schon verstanden, dass es eine gemeinsame Aufgabe ist, für Frieden und mehr Gerechtigkeit einzustehen.
Zu den Unterrichtseinheiten, die am besten weggekommen sind in eurer Beurteilung, gehörte der Unterrichtsblock zur Gerechtigkeit in der Welt und der Partnerschaft unseres Kirchenkreises mit Kamerun.
Ihr wisst schon sehr gut, dass unsere Welt immer kleiner wird, immer näher zusammenrückt, dass aber die Probleme der Menschen überall und in den armen Ländern besonders eher immer größer werden.
Es gibt viele Aufgaben für euch und die Jugendlichen eures Alters, eurer Generation.
Ihr sollt zum Segen werden.

Wie kann das gehen? Ich denke, es reicht völlig, wenn ihr viele kleine Punkte setzt, eben i-Tüpfelchen – niemand verlangt Heldentaten von euch.
Aber es ist schon so viel, ab und zu einen kleinen Punkt zu setzen.
An einer Stelle sich verantwortlich fühlen und sagen:
„O.k., die Welt ist nicht dazu da, mich glücklich zu machen und mir ein sorgenfreies Leben zu bescheren. Sondern ich bin dazu da, mit meiner kleinen Kraft irgendetwas gut zu machen, was vorher nicht gut war. Ich kann zum Segen werden, ich kann irgendwann für irgendwen auf irgendeine Weise zum i-Tüpfelchen werden.“
Ich wünsche euch, dass ihr diese Erfahrung macht in eurem Leben, für einen anderen zum Segen zu werden. Kaum etwas ist so befriedigend.

Der Segen – Das i-Tüpfelchen in eurem Leben.
Das i hier vorn – das seid ihr alle. Da kleben eure Namen.
Und das i-Tüpfelchen oben drauf, das sind eure Konfirmationssprüche,
Bibelworte voller Segen für euer Leben.
Nur mit dem Punkt drauf wird aus dem i ein i, sonst ist es nur ein langweiliger Balken.
Gestern wurde dieses i im Pfarrgarten gewerkelt und es sollte ein bisschen anschaulich machen,
was der Segen in unserem Leben bedeutet.
Aber dieses i kann noch etwas – es lässt sich umkehren – es lässt sich drehen.
Kehren wir das Ganze um – dann wird ein Ausrufezeichen daraus.
Die Konfirmationssprüche sind jetzt die Basis, die Grundlage, der Punkt, den wir dann, wenn wir ein Ausrufezeichen machen, immer besonders schwungvoll setzen.
Gottes Segen in eurem Leben ist auch ein Ausrufezeichen.
Ein deutliches: Genauso und nicht anders! Du bist richtig!
So will ich dich haben! Ich habe dich lieb!
Und dann kann es auch noch heißen: Trau dich etwas! Ich bin bei dir! Hab keine Angst! Du bist nicht allein!

Gott spricht heute mit großen Ausrufezeichen zu euch.
Es ist ein besonderer Tag heute. Ihr seid groß geworden, auf dem besten Weg, erwachsen zu werden. Ihr könnt schon eine Menge ganz allein und ihr wisst meist ziemlich genau, was ihr wollt.
Gut so!
Eure Eltern sind stolz und ein bisschen aufgeregt und besorgt zugleich. Was aus euch wohl wird?
Viele liebevolle, freundliche Wünsche begleiten euch heute. Und stellvertretend für alle gebe ich euch einen Segensspruch mit, der viele gute Wünsche zusammenfasst und hinter diese Predigt für euch auch gleich ein Ausrufezeichen setzt.

Irischer Segensspruch – Zur Konfirmation
Nicht, dass es keine Wolken gibt,
nicht, dass jeden Tag die Sonne scheint,
nicht, dass dir niemals etwas wehtut,
nicht, dass du niemals traurig bist –
nein, das alles wünsche ich dir nicht.
Doch dass du die Erinnerung bewahrst
an jeden schönen Tag;
dass du mutig bist, wenn Schwierigkeiten kommen,
dass du nie aufgibst, wenn du mal keinen Ausweg siehst;
dass du Freundinnen und Freunde hast,
denen du vertrauen kannst;
dass du immer Menschen findest,
die dir helfen, wenn du Hilfe brauchst;
dass jede Gabe, die Gott dir geschenkt hat,
in dir weiter wächst,
und dass du immer Kraft hast, andere froh zu machen.
Und dass zu jeder Zeit, ob du froh bist oder traurig,
Gott mit dir ist und du in Gottes Nähe bleibst.

Und Gottes Friede, der mehr und größer ist als alles, was wir verstehen können, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Pfarrerin Dr. Petra Savvidis
Zum Vulting 13a, 59514 Welver-Schwefe
savvidisp@hotmail.com


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