Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach, J. Neukirch, C. Dinkel, I. Karle

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3. Sonntag nach Epiphanias, 21. Januar 2007
Predigt zu Johannes 4, 5-14, verfaßt von Joachim Hempel
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


‘Vorsicht am Jakobs-Brunnen!’ - Diesmal kam der Hinweis vom armenisch- christlichen Reiseführer; hier treffen religiöse Eiferer verschiedendster Lager aufeinander; pilgernde Besucher stören da nur die Unruhe...

Wir sind hinuntergestiegen zum Brunnen von Jakob, unserem Vater im Glauben; wir haben vom Wasser des Brunnens getrunken, - köstlich; und dies Wort Jesu hat sich alsbald bewahrheitet, später am Tag hatten wir wieder Durst. Dazwischen hatte der Bus noch ein paar Steine abbekommen und wir hatten unser Pilgerziel verändert.

Zeit genug gab’s jedenfalls, um die Brunnengeschichte zu bedenken, die eine Samaritanerin und der Mann aus Nazareth gemeinsam gestalteten und die von Durst und Durstlöschen berichtet. Klar, wer zum privilegierten Teil der Menschheit zählt, und Hähne betätigt, die Wasser zum Sprudeln bringen, - trinkbares, nach Weiche-und Härtegraden beschreibbares -, an dem geht der erste Teil der Brunnengeschichte wohl eher ohne Seufzen und Stöhnen vorüber: Doch wo tägliches Brot tägliche Sorge um trinkbares, reines Wasser bedeutet, das aus tiefem Brunnen zu schöpfen ist, da hat jeder schon gleich die Ohren weit geöffnet, um der Geschichte zwischen Jesus und der Frau aus Samarien zu lauschen.

Wasser wird der Konfliktstoff der Zukunft sein auf dieser Welt, vor allem auch im Heiligen Land. Dafür werden wohl noch viele Menschen ihr Leben lassen, - weil’s nicht genug gibt oder weil um das Wenige gekämpft werden wird. Da sind die Prognosen der UNO in aller Zurückhaltung doch deutlich genug. Zur Zeit bitten die Israelis auch nicht mehr um Wasser, da sie er- heblich mehr verbrauchen als die Palästinenser, nehmen sie einfach auch aus besetztem Land, das wohl nicht wirklich den Besatzern gehört.

Brunnengeschichten werden in manchen Gemeinden zu den biblischen Geschichten werden, wo der Aufmerksamkeitsgrad von Natur aus steigen wird. Wer unter den Christen im Sudan, in Äthiopien, in Jordanien oder in Burkina Faso dann auch noch hört, daß nicht nur vom Trinkwasser als Leibesnahrung geredet wird, sondern daß gar von Wasser die Rede ist, das in Ewigkeit keinen Durst mehr folgen läßt, - der oder die wird aus dem Häuschen sein. Die existentielle Betroffenheit kann nicht größer sein.

Und jetzt kommt’s auf Jesus ganz und gar an: Was sagt er wirklich, wie macht er der Samaritanerin und den Dürstenden der Welt seine Botschaft klar und deutlich? Jetzt steht alles auf dem Spiel, - ist er glaubwürdig, verspricht er nicht zu viel, - wenn’s hier zum Leben schon knapp wird, was soll dann in Ewigkeit helfen?

Die Begegnung mit Jesus ist noch nicht zuende; die Geschichte sprengt den Rahmen unserer biblischen Lesung; - da nehme man sich ruhig die Bibel noch einmal selbst zur Hand bis Vers 42 bleibt es spannend.

Doch noch einmal zu Jesus: Er sagt zu, von solchem Wasser zu geben, das im Empfangenden ‘eine Quelle des Wasser wird, das in das ewige Leben quillt’.

Hier wird der Lebens-Durst angesprochen, der nicht mit Vorläufigem sondern nur mit Endgültigem gelöscht werden kann. Wer die Ewigkeit des Lebens als Perspektive entdeckt, muß aus den paar Jahrzehnten des zeitlich-irdischen Lebens nicht alles herauspressen, weil er meint, sonst etwas zu versäumen. Der Glaube an das ewige Leben befreit das zeitlich begrenzte irdische Leben von diesem atemlosen Herumsausen und oberflächlichen Zeitverbrauchen. Dieser Glaube hilt, mit Liebe und Erbarmen, mit Gerechtigkeit und Wahrheit dem auf der Spur zu bleiben, was zum Leben hilft. Daraus erwächst dann auch die Sorge um das täglich zum Leben Notwendige - Wasser und Brot und mancherlei mehr - - übrigens natürlich nicht nur für sich selbst sondern für die nah und fern Dürstenden und Hungernden allemal. Hier hat dann auch ‘Brot für die Welt’ seinen Platz!

Jesus, ‘Der Heiland der Welt’, ruft zum glaubenden Vertrauen zu Gott auf, der an seinen Menschen ‘seine Lust und sein Wohlgefallen hat; der auch dich kennt und dich lieb hat’ (Weißt du wieviel Sternlein stehen... Strophe 3, Text von Wilhelm Hey EG 511).

Das ist frohe Nachricht, die sauge ich auf; den Becher der Liebe Gottes trinke ich gerne, daran labt sich die Seele und mir wachsen neue Kräfte zu. Meine Seele muß nicht vertrocknen, weil Gottes Liebe und Treue jeden Morgen neu zur Verfügung steht. Gott schuf das Wunder ‘Leben’ nicht aus dem Nichts, um es dem ewigen Tod zu überlassen. ‘Ich lebe und ihr sollt auch leben’ - ein Lebensversprechen des Manns am Brunnen.

Amen.

Domprediger Joachim Hempel, Braunschweig
Dompfarramt@BraunschweigerDom.de


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