Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach, Redaktion: C. Dinkel und I. Karle

Spenden Sie dem Förderverein Göttinger Predigten im Internet e.V.
für die Fortführung seiner Arbeit!

4. Sonntag nach Trinitatis, 9. Juli 2006
Predigt zu 1. Petrus 3, 8-17, verfasst von Ralf Hoburg
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


Gutmenschentum

So stellt man sich doch gemeinhin einen Christen oder eine Christin vor! Vom Outfit her „Dutt und feste Schuhe“ – immer dem Trend von vorgestern nachhängend oder vielmehr gar keinen Wert auf das Äußere legend, dafür aber mit einem hohen Anteil innerer Werte! Wenn die Welt schon schlecht ist und das Geld die Welt regiert, dann soll es doch in der Kirche anders zugehen: eben demütig und bescheiden. In der Kirche soll nach gängiger Meinung alles brav und artig sein und der Umgang brüderlich und demütig. Ein bisschen verstaubt und langweilig, harmlos und gutherzig. Die Kirche repräsentiert im Urteil vieler Menschen das Gegenbild zur Welt. Seien Sie mal ehrlich: Erwarten Sie in diesen sommerlichen Tagen eine Pastorin im kurzen roten Sommerkleid mit hochhackigen Sandalen zum Geburtstagsbesuch oder einen gutaussehenden Pastor, der bei Hochzeitsfeiern in der Gemeinde durchaus in der Lage ist die Damenwelt beim Disko-Fox auf der Tanzfläche zu begeistern? Vermutlich würden wir dies ganz klar als Grenzüberschreitung der guten Sitten ansehen und in unseren Köpfen moralisch ahnden. Bei aller Modernität in unserer Gesellschaft mit ihrer scheinbaren Beliebigkeit verkörpert das Christentum irgendwie in den Köpfen Vieler immer noch oder gerade die heile Welt. Pastorinnen und Pastöre als deren Berufsrepräsentanten sind eben keine normale Menschen. Sie sind heilig und der Alltäglichkeit und Profanität des Lebens teilweise entnommen. In gewisser Weise leiden wir als Theologen aber auch an diesem Stigma der Unberührbarkeit, das sich in den Köpfen so vieler festgesetzt hat und das uns auf die Rolle der Gutmenschen festlegen will. Aber ich vermute, dass wir innerhalb der Kirche so ganz unschuldig an den Klischees, die in der Öffentlichkeit bestehen, nicht sind.

Aber Klischees halten sich im öffentlichen Bewusstsein dann doch lange. Es sind die Bilder im Kopf, die unsere Einstellungen prägen und zum Teil zu Vorurteilen werden lassen. Sie werden von bestimmten biblischen Traditionssträngen unterstützt. In der Nachfolge Jesu Christi zu leben, heißt dann im Urteil der Allgemeinheit offensichtlich, auf gehobenen Lebensstil und Konsum oder auf Genuss zu verzichten – überhaupt ein Leben in Verzicht zu führen. Mir erzählte ein Oberkirchenrat, dass er von seinem Bischof in den 80er Jahren auf den ethischen Wert seines Autos angesprochen worden sei und dieser ihm mahnend und eindringlich ins Gewissen geredet hat, dass ein Porsche doch nun wirklich nicht zum Lebensstil eines Kirchenmannes gehöre. Da ist sie, diese Falle moralischer Scheinheiligkeit, der wir innerhalb der Kirche selber anheimfallen. Was hat ein Porsche mit dem gelebten und gelehrten Glauben eines Theologen zu tun? Ist die Entscheidung, auf einen Porsche zu verzichten, gleichzeitig Ausdruck von religiöser Glaubwürdigkeit? Wir sind also innerhalb der Kirche selber verantwortlich für die Images und Klischees, die wir nach außen hin repräsentieren. Gerade aus Zusammenhängen diakonischer Einrichtungen ist in den letzten Jahren bekannt, dass die Enttäuschungen bei den Menschen und in der Öffentlichkeit immer dann hoch ist, wenn das Fremdbild über Kirche einer gelebten Einmütigkeit durch die Realität der Institution zerbrochen wird. Mobbing in der Kirche, Konflikte, Kündigung und sogar arbeitsrechtliche Prozesse zwischen Mitarbeitern der Diakonie und ihrem Arbeitgeber zerstören das Bild eines harmlosen Gutmenschentums, das man in der Kirche – dem eigenen Bild im Kopf folgend – erwartet hatte. Dringt das Kirchengezänk dann nach außen, so ist das Image nachhaltig ramponiert. Und wehe der Pastorin, die wirklich einmal zu sexy durch die Gemeinde läuft! Perdu ist dann der Eindruck eines Verhaltenscodex, wie ihn der Text aus dem 1. Petrusbrief als scheinbar normativ beschreibt: „Seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig“. Hier liegt in gewisser Weise der Selbstwiederspruch der Kirche auch theologisch begründet. Einerseits repräsentieren wir als Gemeinde die Gemeinschaft der Heiligen und bilden somit das Reich Gottes auf Erden ab. Und andererseits präsentiert sich die Kirche als eine völlig diesseitige Institution und Behörde, als ein Arbeitgeber, der einsparen muß und gezwungen ist, Entlassungen auszusprechen. Dass es darüber hinaus auch in der Kirche um Macht und Geld, Ansehen, Leistung und Erfolge, ja sogar um eine Hackordnung und soziale Hierarchien geht mit allen Facetten des „Menschelns“, wird sowohl in den eigenen Reihen wie in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit verdrängt und damit auch das Bewusstsein um das Vorhandensein von Konflikten. Wir transportieren selbst das Klischee des harmlosen Gutmenschentums in die Öffentlichkeit und machen uns damit der Täuschung schuldig, weil wir um die andersartige Realität der Volkskirche wissen. Sind wir damit doch auf Gedeih und Verderb der Falle des Gutmenschentums ausgeliefert und bleiben auf dem Klischee des Harmlosen sitzen? Oder noch schärfer: Mein Eindruck ist, dass wir uns selber wider besseren Wissens in diesen Klischees gefangen halten! Im Predigttext heißt es: „Heiligt den Herrn Jesus Christus... und das mit Sanftmut und Gottesfurcht“ (1. Petr. 3,15-16).

I)

Die gelebte Unauffälligkeit, die als Klischee von außen noch heute oftmals an die Kirche herangetragen wird, hat Gründe, die bis in die Ursprungssituation christlicher Gemeinden in der Antike zurückreicht. Das Problem der Gemeinde, an die sich der 1. Petrusbrief wendet, ist es gerade, nur in der Unauffälligkeit im Umfeld der römischen Gesellschaft überleben zu können. Den ganzen Petrusbrief durchzieht deshalb die Mahnung nach Nüchternheit und Wachsamkeit gegenüber der Situation. Die Gemeinde, an die sich der 1. Petrusbrief richtet, lebt in der „Fremde“ und hat kein rechtes Zuhause. Damit ist zugleich eine ekklesiologische Dimension thematisiert, die in sich durchaus aktuell ist. In der Geschichte der christlichen Kirche ist die Erfahrung der Fremde immer wieder bedrückende Realität geworden, wie ein Textausleger dieser Tage schreibt: „Für engagierte Christen aus der DDR ist das ein vertrauter Gedanke, den sie allerdings erst nach dem Mauerbau 1963 richtig begriffen haben.“ (*) Ist es zuviel gesagt, wenn sich der Text gegen eine allzu angepasste, allzu saturierte Seite einer Kirche im Staat wendet? Oder ist nur eine Kirche wirklich glaubwürdig, die auf Distanz zur Gesellschaft geht und ihre Nähe zum Reich Gottes sucht? Der Theologe Dietrich Neuhaus fragte einmal provokativ: Ist prophetische Kritik dauerhaft institutionalisierbar? Schon hier deutet sich an, dass der Text eine brisante Note in sich trägt, wenn man ihn in Beziehung setzt zu der heutigen Lebenswirklichkeit des kirchlichen Alltags.

Aus der Situation heraus ist es verständlich, dass die Gemeinde ihr Selbstbild und das Fremdbild in der Öffentlichkeit sorgsam aufeinander abstimmen muss. Ein großes Problem scheint deshalb die Abgrenzung gegenüber der sozialen Umwelt des Heidentums inmitten der römischen Gesellschaft zu sein. Das Motto der Unauffälligkeit war damit geradezu zu einer Überlebensstrategie in der Umwelt geworden. Die kleine Gemeinde der Christen hat sich offenbar von der jüdischen Gemeinde und ihrer Synagoge getrennt und ging ihre eigenen Wege. Wichtige angesprochene Gemeindeglieder sind Sklaven und Frauen, die mit nichtchristlichen Männern verheiratet sind, wie aus den Stellen 1. Petr. 2,18 und 1. Petr. 4,1 deutlich wird. Daraus allein schon ist ersichtlich, dass diese Gemeinde in ihrer Umwelt jedenfalls nicht untätig war, sondern aller Voraussicht nach sich sozial engagierte. Hier könnten konkrete Konfliktherde liegen, mit denen umzugehen ist. Vor diesem Hintergrund lässt sich vermuten, dass der Aufruf des Briefschreibers zu Verantwortung und Rechenschaft konkrete Anlässe hat. Angesichts der spannungsgeladenen Situation spricht der Brief Trost und Ermunterung aus an die, die um der Gerechtigkeit willen leiden. Es geht darum, aufrichtig zum Glauben zu stehen, sich also – so würde es die heutige Sprache zum Ausdruck bringen – klar zu positionieren und dann auch bereit sein, für die eigene Haltung Nachteile in Kauf zu nehmen. Damit macht der Verfasser des Briefes in der Tradition des Apostel Paulus deutlich, dass gerade in der Situation der Verfolgung der Auftrag zur Verkündigung an der Art und Weise erkannt werden kann, wie die Gemeinde ihren Glauben lebt. Vielleicht kann man es so ausdrücken, dass die Gemeinde in ihrer Umwelt authentisch bleibt. Sie unterliegt weder der Gefahr, sich vorschnell an die Verhältnisse anzupassen noch propagiert sie heroisch den Widerstand. Vielmehr zeigt der 1. Petrusbrief das Bemühen einer jungen christlichen Gemeinde, die Situation so anzunehmen wie sie ist und das Beste daraus zu machen. Bei alledem steht dann trotzdem die Botschaft des Evangeliums im Vordergrund und macht das Leben der Gemeinde aus. In Verfolgungszeiten ist neben einer Leidensfähigkeit, die sich allerdings vom übersteigerten Leidenspathos abgrenzt, auch ein Pragmatismus gefragt. Dass von der Gemeinde Rechenschaft gefordert wird (1. Petr. 3,15) könnte darauf hindeuten, dass hiermit die Verteidigung in einer Gerichtsverhandlung gemeint ist. Die Antworten, die der 1. Petrusbrief auf die schwere Frage nach dem rechten Verhalten in der Welt zu geben versucht, zeigt in jedem Fall eine Gemeinde, die nicht „weltflüchtig“ oder gar weltfremd ist, sondern sich klar positioniert und Farbe bekennt: nämlich zur Hoffnung, die in uns ist. Die Kirche, die uns hier begegnet, ist ganz und gar nicht weltfremd, sondern aus einem inneren Motor heraus in der Welt präsent. Trotzdem bemüht sie sich um „Einvernehmlichkeit“, aber nicht weil sie den Konflikt scheut oder das Zauberwort der Verharmlosung zur Strategie erhebt, sondern um als in sich geeinte Gruppe in der Gesellschaft umso effektiver sein zu können. Hinter der Strategie der Gemeinde zeigt sich eine enorme Anpassungsleistung der frühen christlichen Kirche an ihre Umwelt, die letztendlich die Basis für den späteren Erfolg des christlichen Gedankens bildet.

II)

In seiner Grundsätzlichkeit erinnert der Text die Kirche an ihre Identität. Letztlich existiert auch heute in einer durch die sinkenden Finanzeinnahmen unter Druck stehenden Kirche die Frage nach der Identität der Gemeinde in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit. Wer ist die Gemeinde in der Welt? Der Text mahnt also auch uns selbst als Kirche in der Gegenwart zu einer gewissen Nüchternheit und zur Konzentration auf das Wesentliche. Nun ist es ja aber so, dass die Volkskirche von einst mittlerweile und nicht nur in den Neuen Bundesländern zu einer „Minderheit mit Zukunft“ geworden ist und die Kirche nicht anders als der Staat zur Verkünderin der „nüchternen Zahlen“ geworden ist. Auch in dieser Situation ist der Text für die Kirche aktuell. Der Gedanke an eine „Einvernehmlichkeit“ erscheint uns in dieser Situation geradezu wie eine Utopie wenn man auf die drastischen Einsparungen blickt, die auch die Kirche zukommen.

Die Nüchternheit, zu der die Gemeinde aufgefordert wird, hat eine Mitte, aus der heraus sie als Erkenntnis getragen wird. Die Lebenshaltung der Demut und Geduld ist das Ergebnis der Hoffnung, die in uns ist. (V. 15) Die Hoffnung zeichnet das Leben als Christ qualitativ aus. Will man sie beschreiben, so wird man innerhalb des Textes auf den Zusammenhang von Leben und Segen verwiesen. Gleich zu Anfang spricht der Briefschreiber die Gemeinde auf den Segen an. Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Berufung zur christlichen Nachfolge und der Erbschaft des Segens, wie es V. 9 zum Ausdruck bringt: „Segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt.“ Und der Segen wird dann in seiner Wirkung auf den Menschen etwas später beschrieben: „Und wenn ihr doch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig.“ (V. 14) Das Wissen um diesen Zusammenhang lässt sich als die Erkenntnis des Glaubens beschreiben. Denn das Ererben des Segens und der Stand der Seligkeit heißt doch nichts anderes als was der Apostel Paulus als das Stehen unter der Gnade oder das Leben der Kinder Gottes bezeichnet. Diese Mitte macht die christliche Identität aus, dass wir nämlich als Menschen um die Wirkung der Gnade Gottes wissen, die in Jesus Christus offenbar geworden ist. Das Leben in der Nachfolge heißt dann nicht in erster Linie, selber wie Jesus Christus zu leiden, sondern vielmehr, sich in der eigenen Lebens- und Leidenssituation getragen zu wissen von der Kraft des Heils, die im Segen liegt. Die Hoffnung, dass Jesus Christus das Leiden durch Kreuz und Auferstehung besiegt hat, macht dann die Stärke des christlichen Bekenntnisses aus. Aus dieser Hoffnung resultiert dann ein besonderer Umgangs- und Lebensstil in der Gemeinde. Wenn es erlaubt ist, einen Buchtitel geradezu als Slogan für christliches Leben zu benutzen, so erinnere ich mich an den Titel eines Buches des Theologen Helmut Gollwitzer, der für mich in den Anfangsjahren meines Studiums und mitten in der kirchlich erhitzten Debatte um den Nato-Doppelbeschluss und der Friedensbewegung am Anfang der 80er Jahre wichtig wurde: „Krummes Holz, aufrechter Gang“. Hier kommt für mich die Haltung der Geradlinigkeit und Authentizität zum Ausdruck, die das christliche Leben viel tiefer als alles nett gemeinte Gutmenschentum auszeichnet. Darin steckt für mich eine klare christliche Lebensorientierung.

III)

Neben allem Pathos von Demut und Gutmenschentum gibt es zwei Dimensionen dieses Textes, die mich als Ausleger besonders interessieren. Sie gilt es unter dem Aspekt eines zeitgemäßen Lebens in der Nachfolge im Blick zu behalten. Da ist einerseits im Text in Aufnahme jüdischer Weisheitslehre die Rede von einer Lebensklugheit, die im Leben Orientierung gibt. In V. 10 heißt es: „Wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts böses rede...“ Mit diesem, tief im jüdischen Denken verwurzelten Lebensansatz ist für mich in heutiger Zeit eine Grunderkenntnis verbunden: Die Voraussetzung, um im Leben einen inneren Frieden und damit so etwas wie Glück und Zufriedenheit zu erreichen, ist der verantwortliche Umgang mit mir und dem Anderen. Wie viele Menschen sehen sich gegenwärtig als Opfer der Verhältnisse und schieben die Schuld recht vorschnell auf Andere. Ruppigkeit und steigende Agressivität im Umgang miteinander sind oftmals keine Seltenheit mehr. Konflikte am Arbeitsplatz nehmen zu und die Notwendigkeit Grenzen zu ziehen zwischen mir und dem Anderen steigt. Wer da zu schnell nachgibt oder im Sinne eines Gutmenschentums den Ausgleich sucht, läuft Gefahr, übergangen und nicht ernst genommen, vielleicht sogar übervorteilt zu werden. Der Umgangsstil zwischen den Menschen hat sich verändert und das soziale Klima ist kälter geworden. Orientierung nach einem rechten und alternativen Umgangsstil tut hier Not, wo die Fähigkeit zu Kommunikation und gegenseitigem Verständnis nachlässt. Vom Predigttext aus gesehen ist eine Friedenfähigkeit im Umgang miteinander gefragt, die sich nicht vorschnell in die Harmonie flüchtet, sondern mit dem Bekenntnis zu Jesus Christus im Rücken und damit aus der Haltung des Glaubens Position bezieht. Ich gestehe, dass mir das in der Lutherbibel benutzte Wort der „Rechenschaft“ dabei ausnehmend gut gefällt. Denn wer Rechenschaft abgibt, scheut sich nicht eine klare Meinung zu sagen ohne dabei in Verteidigungsposition zu geraten. In diesem Sinne wünsche ich mir auch in der Kirche einen Kommunikationsstil und eine Konfliktkultur, die in aller Klarheit das Streitige benennt um dann mit einer ebensolchen Klarheit zu Lösungsstrategien zu kommen.

Der andere Aspekt, den es in gegenwärtiger Zeit stark zu machen gilt, ist für mich das Weltverhalten des Christentums oder anders formuliert: seine diakonische und soziale Dimension. In der Hoffnung auf das Reich Gottes gründet sich der innere Impuls zur sozialen Gestaltung und Veränderung der Welt. Die Gemeinde der Christen ist, weil sie sich am Gewissen und an der Hoffnung orientiert, zur Rechenschaft und Verantwortung in der Welt gerufen. Eine Kultur des Helfens, die sich christlich begründet weiß, übernimmt Verantwortung an der Gestaltung der Gesellschaft und schau dann erst in zweiter Linie auf die Finanzierbarkeit sozialer Hilfe. Die Haltung „Gutes zu tun“ ist für mich nicht nur Ausdruck des Gutmenschentums, sondern folgt dem Auftrag des Evangeliums. Der Maßstab des Handelns sollte dabei die aus der Hoffnung auf die Versöhnung getragene Gerechtigkeit sein. Und die ist oftmals alles andere als „harmlos“, weil sie auf Missstände klar aufmerksam macht und an manchen Punkten verlangt, umzudenken. Christsein heißt von daher gesehen Leben im „Unruhestand“. Das ist in der Tat das Gegenbild zur Welt. Aus seiner Mitte heraus ist christliches Leben alles andere als langweilig, auch wenn manche in den Reihen der Kirche langweilig aussehen!

Prof. Dr. Ralf Hoburg
Evangelische Fachhochschule Hannover
hoburg@efh-hannover.de

(*) Dietrich Mendt, Auslegung zu 1. Petr. 3,8-15, in: GPM 89 (2000/5), 315.


(zurück zum Seitenanfang)