Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach, Redaktion: C. Dinkel und I. Karle

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Quasimodogeniti, 23. April 2006
Predigt zu Kolosser 2, 12-15, verfasst von Joachim Hempel
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


Liebe Gemeinde!

Was „ich sage, das sage ich, damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden.“ – Klingt gut, hilfreich, nett gemeint; wer lässt sich nicht gerne vor Betrügern warnen; und wenn dafür auch noch apostolische Autorität einsetzt wird, dann wollen wir es schon gerne glauben.

Nun aber auch den „Beipackzettel“ genau lesen; Sie wissen schon, wegen der Risiken und Nebenwirkungen. Diesmal nicht den Arzt oder Apotheker – die angesichts der Fülle und Länge der Gebrauchsinformationen auch schon öfter mal den Überblick verlieren - , diesmal also der Apostel, der uns mit gutem Rat helfen will, dass wir verführerischen Reden, lockenden Angeboten, verlockenden Versprechungen oder prahlerisch daherkommendem Machtgehabe nicht auf den Leim gehen.

Na, lieber Apostel, was sagst du uns denn nun? Jetzt sind wir doch ein bisschen gespannt: „in ihm und mit ihm“ sagt er, zum wiederholten Mal – und weist auf Lebensgrundlegendes: Ihr habt Jesus Christus angenommen, so lebt auch in ihm und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid. Mit ihm seid ihr begraben durch die Taufe, mit ihm seid ihr auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten.

Da ist einer, der auf Konsequenzen aufmerksam macht. Wer sich auf Jesus Christus einlässt, kriegt es mit Gott zu tun; das bekunden die biblischen Schriften mit großem Nachdruck. Das kann tröstlich sein und hoffungsfroh machen, das kann aber auch nach- nimm mal den Mund nicht so voll- klingen. Gott handelt in Jesus Christus, damit alle Welt es sehen kann und übrigens auch keiner mehr fragen muss, „Wo ist denn dein Gott“; hier, siehe.

Das kann man nur glauben; doch ob wir’s nun glauben oder nicht, Gottes Handeln stammt aus seiner Souveränität und ist unabhängig von unserem Glauben. Gott handelt auch, wenn Menschen nicht glauben; seine Wirklichkeit ist eben nicht nur eine geglaubte!

Doch dass Gott in Jesus Christus auch für mich handelt, dass „er für uns Menschen und zu unserem Heil vom Himmel gekommen ist, für uns gekreuzigt und auferstanden ist“ (Nicänisches Glaubensbekenntnis 4. Jh.), das ist dann eben ein Glaubens-Bekenntnis.

Wer in Christus gegründet ist, der wird frei von den Mächten der Welt, die in welcher Form auch immer, es immer darauf abgesehen haben, mich zu beherrschen, zu knechten, mich klein und gefügig zu machen. „Widerstand und Ergebung“ war das große Thema im Leben von Dietrich Bonhoeffer; Christus ergeben, sich ihm anvertraut – konnte er den die Menschen missachtenden Mächten Widerstand entgegensetzen. Ja, er wurde verhaftet, - er wurde verurteilt, er wurde hingerichtet; aber das ist kein vergebens, kein umsonst, kein sinnlos in seinem Leben, denn den Grund seines Lebens hatte er im Glauben gefunden.

Nochmal der Apostel: Gott hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus. – Die Mächte und Gewalten hatten ja wie immer gedacht, wenn wir diesen Jesus aus der Welt schaffen, töten und begraben und Stein drauf, dann hat sich dieses Problem auch gelöst, wie so viele zuvor. „Tot ist Tot, da muss man nicht mehr machen“; doch Gott sagt, „Tot ist tot, da will ich was machen“ und führt den Ostermorgen herauf. Das hatte die Welt noch nicht gesehen.

Doch Gott hat das Leben nicht aus dem Nichts erschaffen, um es am Ende für immer dem Tod zu überlassen. Er steht im Wort und wird all denen Recht schaffen, deren Leben durch Menschenhand am Leben gehindert wurde; er wird Recht schaffen, den Verhungerten und Ermordeten, den Terrorisierten und auf den Prachtstraßen der Gewalttäter Liegengebliebenen.

Deswegen sind längst nicht nur für die schwarzen Sklaven von einst die Spirituals zu einer Lebens- und Glaubensäußerung geworden: Mit Christus auferstanden zum ewigen Leben, dort, wo menschlicher Einfluss endlich nichts Schlimmes mehr ausrichten kann, - dort wo unser Glaube ein Zuhause hat, - dort wo alle Tränen abgewischt werden, - dort wo ich sein darf wie ich von Gott gedacht bin.

In diesem Glauben will ich auch jetzt schon meinen Lebensweg gehen, versöhnen, wo Streit ist, vergeben, wie Gott mir vergibt, Frieden gestalten, weil sein Friede mich berührt.

Ja, Friede sei mit euch von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus.

Amen

Domprediger Joachim Hempel
Braunschweig
Hempel@BraunschweigerDom.de


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