Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach, Redaktion: C. Dinkel und I. Karle

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Osternacht, 15. April 2006
1. Thessalonicher 4, 13-14, verfasst von Christine Hubka
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


4 Mitarbeiter stehen neben der Kanzel
mit jeweils einer Kerze,
die nicht angezündet ist.


Es ist Nacht, tiefschwarze Nacht.
Eine kleine Schar von Menschen
Versammelt sich
in der griechischen Stadt Thessaloniki.

Sie singen und beten in der Finsternis.
Dann sprechen sie gemeinsam ihr Glaubensbekenntnis.
Es ist kürzer als das,
das wir gewohnt sind zu sprechen.
Sie sagen und singen:

Wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist.

Als Antwort auf das Glaubensbekenntnis
zünden sie die Lichter an.
Der Glaube,
dass der lebendige Gott über den Tod siegt,
bringt Licht in der Finsternis.

-> MitarbeiterInnen: Kerze anzünden!

Jetzt werden sie gleich das Mahl des Herren,
das Abendmahl feiern
gemeinsam mit dem Auferstandenen.

Da passiert etwas,
was den geregelten Fortgang des Gottesdienstes stört.

Eine von ihnen bläst ihr Licht aus
und beginnt zu weinen.

Mitarbeiterin bläst ihre Kerze aus.

Andere folgen.
Schluchzend werden Namen genannt:

Lydia – meine Mutter Lydia -,
weint eine Frau.

Kerze ausblasen!

Priscilla, meine geliebte Tochter,
sagt eine heisere männliche Stimme.

Kerze ausblasen!


Meine bester Freund, Sextus –
tränenerstickt flüstert es ein Mann.

Kerze ausblasen!


Gemeinsam beweinen sie die Verstorbenen,
die zu früh Verstorbenen,
in der Dunkelheit.

Denn für die Verstorbenen – so glauben sie,
wird das Licht der Auferstehung nicht scheinen.
Die Toten, werden es ja nicht sehen,
wenn Jesus als der Retter und Herrscher
einziehen wird in die Welt.

Die Toten werden nicht dabei sein können,
wenn Jesus, der Aufersttandene,
wiederkommen wird in Herrlichkeit.

Irgendwann verabschieden sie sich voneinander
und gehen nach Hause.

Einer aber schickt einen Boten zu Paulus,
der ihm berichtet, was passiert ist.

Daraufhin diktiert Paulus einen Brief an die Gemeinde in Thessaloniki und schreibt::

Wir wollen euch aber, liebe Brüder und Schwestern, nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben.
Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einher führen.
1. Thess 4, 13– 14

Wenn wir glauben,
dass Jesus gestorben und auferstanden ist …

Aber unser Glaube hat Grenzen.
Das Zutrauen, dass Gott stärker ist als alles,
was uns bedroht,
ist gefährdet,
wie das Licht einer Kerze im Wind.

Weil dieser Glaube an die Auferstehung
immer wieder verlöschen kann,
darum brauchen wir einander.
So, wie die Gemeinde in Thessalonisch
Paulus gebraucht hat.
Ihre enge Sicht hat er erweitert:

Nicht nur für uns, für die Lebenden,
gilt die Botschaft:
Jesus ist auferstanden.
Sie gilt auch für die Toten.

Heut scheint mir,
brauchen wir Impulse zum Vertrauen auf Gott
in die andere Richtung:
Nicht nur für die Toten gilt die Botschaft,
Gott hat dich und deine Zukunft in seiner Hand.
Sie gilt auch uns,
die wir leben
und den Tod noch fürchten.

Wie auch immer der Glaube an seine Grenzen kommt,
wo auch immer der Glaube sich stößt
und das Zutrauen zu Gott einen Menschen verlässt,
es gilt:

Die Grenzen unseres Glaubens,
sind nicht Gottes Grenzen.

Weil aber unser Glaube gefährdet ist und bedroht,
darum brauchen wir Zeichen der Hoffnung,
die wir einander weitergeben:

MitarbeiterInnen geben einander das Licht von der Osterkerze weiter

So können wir es immer wieder neu wagen
zu bekennen:
Jesus ist gestorben und auferstanden,
so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm in ein neues Leben führen.

Und dafür sei Gott Lob und Preis in Ewigkeit.

Pfarrerin Dr. Christine Hubka,
Evangelische Pauluskirche
1030 Wien
christine.hubka@gmx.at


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