Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach

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4. Sonntag im Advent, 18. Dezember 2005
Predigt über 2. Korinther 1, 18-22, verfasst von Friedrich Schleinzer
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


Gedanken zum 2. Korinther 1, 18-22
Weihnachten ist das „Ja“ Gottes zu den Menschen

Paulus hat seinen Korinthern den Besuch angekündigt, war aber dann nicht gekommen. Ist er unzuverlässig? Ganz entschieden weist Paulus diesen Vorwurf zurück, er fühlt sich persönlich sehr getroffen und fühlt natürlich auch seine apostolische Wirksamkeit bedroht. Ist der Glaubensbote in seiner eigenen Sache unzuverlässig, wie sollte man dann überhaupt seiner Botschaft trauen? Die Apostel Jesu Christi und wir alle sind gemeint, können nicht zwiespältig sein, ja sagen und nein meinen, denn wie der Herr so der Knecht.

Paulus ist in seiner ganzen Verkündigung der Träger des Christus-Ja, was genauso für Silvanus und Thimoteus gilt. Wenn Paulus nicht kommen kann, aufgrund geänderter Reisepläne, dann erfolgt seine Verkündigung schriftlich. Er schreibt an die Korinther und bleibt keine Klarstellung schuldig.

Das Grundwort dieses Textes ist das „Ja“ Gottes zur Welt und zu den Menschen. Gott hat durch Jesus Christus zu uns sein „Ja“ gesagt und dies wird noch durch den Heiligen Geist bezeugt, den wir alle in der Taufe empfangen haben. Also sind wir alle, die Christen in Korinth, als auch wir Christen heute zu einer Einheit im dreifaltigen Gott verbunden, daher können wir voller Optimismus sein. Die Folge dieses Bewusstseins ist aber, danach zu leben und zu bekennen – im feierlichen Amen – das wir rufen.

Immer mehr Menschen suchen heute nach klaren und tragenden Lebensinhalten, mit denen ihr Leben sinnvoll und wertvoll wird. Wir alle kennen die Probleme menschlichen Daseins und leiden auch unter diesen bedrückenden Zuständen. In diesen Situationen fühlen wir uns oft hilflos und machtlos. Alles scheint ohne tieferen Sinn und ohne ein wirkliches Ziel immer weiterzulaufen. Egoismus und Selbstherrlichkeit der Menschen sind oft führende Kräfte, doch damit stellt sich der tiefe Seelenfrieden bei den Menschen nicht ein. Der Apostel Paulus schreibt an die Korinther in seinem 2. Brief, dass Gott treu ist. Sein Wille kennt kein Wanken, keine Zweideutigkeit. Diese Treue von Gott her möge auch für uns wie ein Anker sein, mit dem wir immer verbunden bleiben. Die Treue zu Gott verheißt uns innerliches Wachstum und ein tieferes Verstehen der Geheimnisse Gottes.

Der Völkerapostel bekräftigt, dass in Christus das „Ja“ Gottes verwirklicht ist. Was ist mit diesem „Ja“ Gottes gemeint? – Ich glaube, dass damit gesagt wird, dass Christus wirklich der Messias ist, der von Gott gesandte Retter der Menschheit. (Der Hoheitstitel „Gottes Sohn Jesus Christus“ begegnet uns bei Paulus sonst nicht mehr, Klauck) Dieses „Ja“ ist die Bekräftigung für Christus und für uns, die wir durch die Taufe ihm schon ähnlich geworden sind. So kann durch unsere Treue zu Christus unser Leben zu einem klaren „Ja“ für Gott werden. Dieses „Ja“ wird durch eine immer authentischere und christlichere Lebensweise gestärkt und findet ein positives Echo bei unseren Mitmenschen. (Wir kennen viele Beispiele aus der Kirchengeschichte und unserer Umgebung wo Menschen ihr „Ja“ zu Gott bedingungslos lebten und leben!)

Wir alle sind durch die Gnade Gottes imstande Menschen Liebe und Vertrauen, Zeit und Ohr zu schenken, ohne dabei selber auf der Strecke zu bleiben. Unser Seelenfrieden wird immer größer und tiefer, je mehr wir in Christus das Gute tun und seine Liebe weiterschenken.

Gott hat Ja gesagt zu uns Menschen und zur Welt – bedingungslos und eindeutig, ein für alle Mal. Da Gott uns mit seinem Ja beschenkt hat „das Wort ward Fleisch und wohnt unter uns“ beschenken wir uns an Weihnachten, wobei das liebende Ja zum anderen in der Annahme und Begegnung nicht nur ein punktuelles, weihnachtliches bleiben sollte.

Prof. Dr. Friedrich Schleinzer
Fachbereich Praktische Theologie
Universitätsplatz 1
A-5020 Salzburg
Tel.: ++43(0)662/8044-2753
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E-Mail c/o eva.bartosch@sbg.ac.at

 

 

 

 


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