Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach

Januar 2005
Liturgischer Entwurf für einen Gedenkgottesdienst, verfasst von Paul Kluge
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


Liturgischer Entwurf für einen Gedenkgottesdienst anläßlich der Flutkatastrophe

Orgelvorspiel

Derer, die unter den Folgen der Flutkatastrophe im Süden Asiens leiden, wollen wir gedenken. Was da geschehen ist, können wir nicht fassen. Weil aber der dreieinige Gott unsere Zuversicht und Stärke ist, beginnen wir diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Gemeinde: Amen.

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
Gemeinde: der Himmel und Erde gemacht hat,
der Bund und Treue hält ewiglich,
Gemeinde: und der nicht preisgibt das Werk seiner Hände. Amen

Gesang EG Nr. 518, Mitten wir im Leben sind, Strophen 1 bis 3

Eingangsgebet:
Gott des Himmels und der Erde, wir haben uns vor dir versammelt, weil wir das Geschehene nicht fassen können. Zu groß ist die Zahl der Toten, unvorstellbar die Zahl derer, die unter den Folgen der Flut leiden und durch die Katastrophe in bitterste Armut gefallen sind. Unser Gefühl von Sicherheit ist ins Wanken geraten; was Beständig erschien, hat sich als Vergänglich erwiesen; manches Vertrauen in die Zukunft ist erschüttert. Wir suchen neue Hoffnung und neue Stärke durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen

Gesang EG RWL Nr. 649, Strophe 1 (Mel.: Befiehl du deine Wege)

Wer kann dich, Herr, verstehen, wer deinem Lichte nahn?
Wer kann den Ausgang sehen von deiner Führung Bahn?
Du lösest, was wir binden, du stürzest, was wir baun.
Wir könnens nicht ergründen, wir können nur vertraun.

Lesung aus Psalm 107:

"Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich" - so sollen sagen, die erlöst sind durch den Herrn, die er aus der Not erlöst hat,

die hungrig und durstig waren und deren Seele verschmachtete, die dann zum Herrn riefen in ihrer Not, und er errettete sie aus ihren Ängsten und führte sie den richtigen Weg, daß sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten:

Die sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, daß er sättigt die durstige Seele und die Hungrigen füllt mit Gutem.

Die des Herrn Werke erfahren haben auf dem Meer, wenn er sprach und einen Sturmwind erregte, der die Wellen erhob, und sie gen Himmel fuhren und in den Abgrund sanken,

daß ihre Seele vor Angst verzagte, daß sie taumelten und wankten wie ein Trunkener und wußten keinen Rat mehr,

die dann zum Herrn schrien in ihrer Not, und er führte sie aus ihren Ängsten und stillte das Ungewitter, daß die Wellen sich legten und sie froh wurden, daß es still geworden war und er sie zum erwünschten Lande brachte:

Die sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut. Amen

Gesang EG ERK Reimpsalm 69 :

1. Herr, rette mich, das Wasser steigt und steigt,
und immer höher türmen sich die Wogen.
Da ist kein Halt, ich werd hinabgezogen,
dem Abgrund zu, wo jede Stimme schweigt.
Ich schrie zu dir die ganze, lange Nacht.
Nach dir, mein Gott, nach dir rief meine Seele.
Vergeblich habe ich geweint, gewacht.
Mein Gott ist fern, sieht nicht, wie ich mich quäle.

5. Mein Lied erhebt dich, Helfer in der Not.
Nimm meinen Dank, dein Name ist mein Leben.
Du warst mein Schutz, du hast mir Kraft gegeben,
ja, deine Macht erweckte mich vom Tod.
Nun kommt, ihr Menschen, die sein Geist bewegt!
Ihr Himmel, kommt! Ich rufe euch, ihr Meere!
Du Erde, komm, und was auf dir sich regt:
Der Herr ist Gott! Gebt unserm Herrn die Ehre!

Predigt

Gesang EG NB 639 (Melodie: Wenn wir in höchsten Nöten sein)

  1. Herr, wenn das Wasser uns bedroht und in Gefahr uns bringt und Not,
    so bitten wir durch Jesus Christ, daß du uns hilfst und gnädig bist.
  2. Der Sturmwind saust und braust daher, gewaltig tobt und schäumt das Meer.
    Das Wasser steigt auf große Höh' kommt auf uns zu bei voller See.
  3. So wehre du der Sturmgewalt, gebiete ihr mit Macht ein Halt.
    Bewahr uns vor dem nassen Grab und wende alles Unglück ab.
  4. Gedenke, Herr, an deinen Bund! Laß über deinem Erdenrund,
    wenn Flut und Wellenschlag vergehn, den Regenbogen leuchtend stehn.
  5. Wir stimmen dir den Lobpreis an, dir, der vorm Tod erretten kann.
    Erhöre uns, Christ Kyrie, du Herr des Sturmes und der See.

Gebet: (Nach jedem Absatz ein gesungenes Kyrie aus EG 178.1 bis 178.14)

Gott, Schöpfer der Welt, du hast den Himmel und die Erde geschaffen, das Meer und alles, was darin ist. Die Schöpfung und alle Geschöpfe sind wie Ton in der Hand eines Töpfers. Oft freuen wir uns an deiner Schöpfermacht, und bisweilen macht sie uns Angst. Dann nämlich, wenn sie uns unsere Ohnmacht zeigt und dass wir deiner Macht ausgeliefert sind. In unserer Angst rufen wir zu dir: ...

Gott, Herr der Welt, du hast uns Menschen berufen, deine Schöpfung zu bewahren und zu erhalten. Dem stehen unsere eigensüchtigen Interessen oft entgegen und wir greifen in das Werk deiner Schöpfung ein, gefährden und zerstören, was zu unserem Besten gedacht ist. Dadurch gefährden und zerstören wir uns selbst. Wir brauchen mehr Vertrauen auf deine Weisheit. In unserem Mißtrauen rufen zu dir: ...

Gott, Herr über Leben und Tod, du hast eine unvorstellbar große Zahl von Menschen aus ihrem Leben gerissen, alte und junge, reiche und arme, kranke und gesunde. Mit Erschrecken haben wir erkannt, wie nahe uns der Tod sein kann. Das kann uns dankbar für unser Leben machen. Doch wir empfinden Anteilnahme bei unseren Gedanken an die Angehörigen der Verstorbenen. Lass sie in ihrer Trauer Menschen haben, die sie trösten, die ihnen deinen Trost bringen. In unserer Anteilnahme rufen wir zu dir: ...

Gott, Retter der Welt, du willst, dass allen Menschen geholfen werde. Die Not im Katastrophengebiet ist so groß, wir können sie uns nicht vorstellen. Wecke und erhalte du unsere Bereitschaft zu helfen. Viele Helferinnen und Helfer sind in den betroffenen Gebieten im Einsatz. Sie brauchen Stärkung und Beistand, brauchen besonderen Schutz. Und sie verdienen unsere Unterstützung, denn sie helfen an unserer Statt. In unserer Verbundenheit mit ihnen rufen wir zu dir: ...

Gott, unser Vater, es sind so viele, auch widersprüchliche Gedanken und Gefühle, die uns im Zusammenhang mit der Katastrophe bewegen. Wir bringen sie vor dich und beten gemeinsam:

Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Gesang Nr. 420, Brich mit dem Hungrigen dein Brot, Strophen 1 bis 5

Bitte um Segen

Orgelnachspiel

Paul Kluge, Pastor em.
Großer Werder 17
39114 Magdeburg
Paul.Kluge@t-online.de


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