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Reminiszere,
7. März 2004 |
"Da wir nun gerecht geworden sind durch
den Glauben, Liebe Gemeinde! Es gibt Zeiten, in denen werden Geschichten erzählt. Da
sprudeln einem die Worte nur so aus dem Mund. Erlebnisse und Erfahrungen
teilen wir mit anderen. Wir lassen sie teilhaben an lustigen Ereignissen.
Oder wir schütten unser Herz aus und sind froh, wenn wir jemanden
haben, der oder die uns ein Ohr schenkt und zuhören kann und will.
Manchmal lachen wir uns schlapp, weil so was Komisches passiert ist und
wir auch anderen etwas zum lachen gönnen. Es ist keine Geschichte, deshalb auch nur schwer zu behalten. Ich jedenfalls musste diese Worte immer wieder lesen. Das ist keine leicht verdauliche Kost, sondern etwas zum durchbeißen, zum sich aneignen. Das muss durchbuchstabiert und in unser Leben übersetzt werden – auch auf die Gefahr hin, nicht alle theologischen Aspekte bis in ihre tiefsten Tiefen ergründen zu können, jedenfalls nicht mit einer Predigt an einem Sonntag. Dafür ist Paulus zu umfassend in seinem Brief, den er seinem Besuch in Rom voraus schickt. Er will Grundsätzliches schreiben und so spricht er von Rechtfertigung, von Frieden, von Jesus Christus, durch den wir all das kennen und geschenkt bekommen, er spricht vom Zugang zum Glauben und von der Hoffnung auf die künftige Herrlichkeit, von Bedrängnis und Geduld, von Bewährung, vom Heiligen Geist und von der Liebe. Alles, was er sagt, gehört zum „Grundgesetz“, zu den Grundlagen unseres christlichen Glaubens. All das gehört dazu und sollte hörbar und erfahrbar sein, wenn wir wie heute, taufen und Menschen wie Jacqueline und Hannes Philipp durch die Taufe in die Gemeinde aufnehmen. Aber gerade aus so einem Anlass heraus und weil mit Jacqueline und Hannes Philipp auch ihre Familien und die Freunde der Familien gekommen sind, wird es doch auch darum gehen, verständlich zu bleiben. Es wird darum gehen zu predigen und nicht eine Vorlesung zu halten, dass können die Professoren an der Göttinger Universität besser. Also: Was ist das Wichtigste? Damit meine ich – Valentinstag hin oder her – Frühlingserwachen
alle Jahre wieder – beileibe nicht nur die Liebe zwischen zwei Partner,
seien es Mann und Frau oder Mann und Mann oder Frau und Frau. „Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen …“ so sagt es
Paulus. Das ist eine der grundlegenden Feststellungen, die zu unserem
Leben als Christen dazugehört. Bevor wir irgendetwas tun und können,
ja bevor wir überhaupt auf eigenen Füßen stehen, sagt
jemand ja zu uns … ist jemand für uns da. Und ich weiß wohl, dass nicht jedem Kind die gute Erfahrung geschenkt
ist, von den eigenen Eltern geliebt zu werden. Ich glaube aber dennoch,
dass es für weitaus die meisten gilt. Wenn ich in den Konfirmandengruppen frage: „Glaubt ihr, dass eure Eltern
euch lieb haben/lieben?“ dann sind die meisten, trotz des schwierigen
Alters, fest davon überzeugt, obwohl sie ihre Eltern oft peinlich
finden und es zuhause immer wieder Stress gibt. Das ist gut so, weil es eben deutlich macht, Liebe ist mehr, als ich zeigen, beschreiben oder gar beweisen kann. Liebe ist etwas, was tief in meinem Herzen sitzt, zu mir gehört, verlässlich ist, auch wenn nicht alles so läuft, wie ich es mir wünsche. Liebe ist, dass ich weiß, egal was auch geschieht, ich werde nicht verlassen, sondern die Verbindung ist belastbar und trägt auch in schweren Zeiten. Was, wenn es gelingt, für uns Menschen gilt, das, so sagt Paulus, gilt in einem noch viel höheren Maße für Gott. Wo wir vielleicht auf der Suche nach Freunden oder einem Lebenspartner schon darauf achten, dass wir zusammen passen, dass die Chemie stimmt und schauen, ob wir gemeinsame Interessen haben oder die Überlegungen anstellen und fragen: kann ich mir vorstellen, mit dem oder mit der alt werden? da sagt Gott bedingungslos ja zu jedem Menschen. Diese Liebe, griechisch: Agape, schenkt uns Gott, er hat sie ausgegossen
in unsere Herzen. Diese Agape ist uns geschenkt, daran erinnern uns die Worte des Paulus.
Sie ist umsonst, gratis und für jede und jeden da. Vorleistungen
sind nicht nötig – ja nicht möglich. Diese grundsätzliche Aussage über Gott, zieht all das andere aus unserem Predigttext nach sich (– aber keine Angst, es kommt jetzt keine zweite Predigt.) Keine leicht verdauliche Geschichte und doch etwas fürs Herz – und dass das so ist, muss ja auch immer mal wieder gesagt werden. AMEN Pastorin Anne Töpfer
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