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Andachten (2003)
"Wohnt Gott im Himmel?", verfaßt von Rainer Müller-Brandes (-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de) |
Wohnt Gott im Himmel? Als ich noch beim Grundwehrdienst bei der Bundeswehr war, Jahre her,
kamen wir in der Stube irgendwann mal ins Gespräch, und ich war
ganz begeistert, als die Sinnfrage, die Frage nach dem Sinn des Lebens
aufkam. Die anderen wußten durchaus, dass ich anschließend
Theologie studieren wollte, und der eine hatte sich mit mir noch extra
für später verabredet, weil er mit mir darüber noch mal
reden wollte. Ich war natürlich angetan und ein bißchen stolz, Als ich diese Überschrift eines Morgens am Hauptbahnhof las, dachte
ich, diese gute Nachricht ist mir das Geld wert und ich habe das Heft
gekauft. Gott ist, ich zitiere, der “absolut Unerrreichbare”, Aber trotz aller Ferne und Unnahbarkeit wolle auch der aufgeklärte Mensch nicht auf Gott verzichten, denn Gott wird als ein großer Baldachin gedacht, der sich über unser Leben spannt. So ähnlich im Psalm. Im 103.Psalm heißt es: Ich weiß nicht, wie Sie das finden: Denn stelle ich mir Gott so vor, dann rutscht er doch ganz schnell weg
und das Ganze wird unverbindlich. Gut, Gottes Reich herrscht über
alles, heißt es zwar in der Tageslosung, aber wer sich um alles
kümmern muss und so weit weg ist, hat - man kennt das doch - mit
mir persönlich nicht allzu viel zu tun. Kurz, ich finde, das Psalmwort kann so isoliert nicht jedenfalls nicht stehenbleiben. Gott ist mir einfach zu weit weg. Und das fanden anscheinend auch die Herrnhuter, die den Tageslosungen ja immer einen Lehrtext aus dem Neuen Testament beifügen. Und für heute haben Sie sich für einen Satz aus der Offenbarung entschieden, der die Tageslosung aus meine Sicht gut weiterführt: “Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.” (Apk 11,15b) Ich bin den Herrnhutern für diesen Satz dankbar. Klar, der klingt
nun auch nicht gerade mitten aus dem Leben gegriffen, und heute würde
man das anders formulieren, aber er ohne ihn geht es nicht. Ohne ihn
würde mein Gottesbild nicht hinhauen. Ich meine den Ort, in dem ich wohne. Ich meine die Gemeinde, zu der
ich gehöre. Das Büro, in dem ich arbeite. Mein Zuhause, die
Familie. Und all diese kleinen Reiche, all diese kleinen Orte, Gruppen, Interessenverbände,
sind seine Reiche, heißt es in der Offenbarung. Gott, der auf einem Thron irgendwo weit weg sitzt, Gott als Energie,
die unerreichbar und fern ist? Liebe Gemeinde, das kann es doch nicht
sein. In Christus ist er doch von seinem hohen Thron herabgestiegen, und nebenbei gesagt, welcher König, welcher Kanzler macht das schon. Zum Schluß: “Er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit” heißt es in der Offenbarung weiter. Die Geschichte mit Jesus ist 2000 Jahre her und könnte ja als erledigt
gelten, wenn für Gott nicht 1000 Jahre wie ein Tag wären. Ewigkeit
heißt gestern, heute und morgen, dass heißt, er war schon
für meine Eltern da, ist heute für mich da und morgen für
die Kinder. Und darauf will ich setzen. Denn das macht nun wirklich Sinn.
Gebet: Pastor Rainer Müller-Brandes, Hannover |
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