Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach, Redaktion: R. Schmidt-Rost

Letzter Sonntag des Kirchenjahres (Ewigkeitssonntag), 23. November 2003
Predigt übe
r Matthäus 25, 1-13, verfaßt von Christine Hubka
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


(Abendgottesdienst)

Niemand ist davor gefeit,
eines Nachts aufzuwachen und zu merken:
Der Glaube ist weg.
Die Liebe ist weg.
Die Hoffnung ist weg.
Alles ist ausgebrannt und leer.

Dann bist du müde, todmüde.
Aber da ist etwas,
auf das du zurückgreifen kannst.

Dein Konfirmationsspruch
fällt dir wieder ein.

Der 23. Psalm,
den du damals in der Schule gelernt hast,
begleitet dich durchs dunkle Tal.

Eine Liedstrophe,
die sich samt Melodie in dir festgesetzt hat, beginnt zu klingen,
obwohl dir ganz und gar nicht
nach singen zu mute ist.

Eine biblische Geschichte,
mit ihren Hoffnungsbildern
füllt den leeren Platz –
um ihn bereit zu halten für die Zeit,
wenn die Hoffnung und der Glaube
zu dir zurück kehren.

Niemand ist davor gefeit,
eines Nachts aufzuwachen und zu merken:
Der Glaube ist weg.
Die Liebe ist weg.
Die Hoffnung ist weg.
Alles ist ausgebrannt und leer.

Das ist kein Angstszenario
Es ist ein Stück Lebenserfahrung
Es ist ein Stück Glaubenserfahrung.

Wenn du diese Erfahrung schon gemacht hast,
weißt du auch,
worauf du damals zurückgreifen konntest.
Ganz handfest,
ganz konkret kannst du jetzt davon erzählen.
So konkret wie das Öl ist,
auf das die Jungfrauen zurückgreifen,
die Jesus die Klugen nennt.

Wenn du diese Erfahrung nicht gemacht hast,
wenn Glaube, Liebe, Hoffnung
bis heute ungefährdet, unangefochten
in dir wohnen,
dann kann dieses Bild
von den klugen Jungfrauen und ihrem Öl
dir die Angst nehmen.
Denn auch du wirst - wie sie -
im Ernstfall etwas haben,
auf das du zurückgreifen kannst.
Auch wenn du heute noch nicht weißt,
was dir dann gut tun wird
und dir den Weg erhellt
hin zu dem großen Fest –
du hast einen Vorrat an Worten und Bildern,
die dich durch die Nacht bringen werden.

Was aber ist,
wenn auch diese Vorräte aufgebraucht sind
und noch immer keine Hoffnung in Sicht ist.
Wenn die Nacht länger dauert,
als wir es uns vorstellen können?
Was ist,
wenn sie nie – gar nie - zu Ende geht?

Auch auf diese Frage
gibt Jesus mit seiner Geschichte eine Antwort:
Der da kommen soll,
kommt bestimmt.
Wir warten nicht auf Godot,
Wir warten in schönen und in schweren Zeiten
auf Gott,
der uns jetzt schon entgegenkommt.

Lob sei ihm in Ewigkeit.

Christine Hubka
christine.hubka@gmx.at


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