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13. Sonntag
nach Trinitatis, 14. September 2003 |
Liebe Gemeinde, Wort für Wort ist uns diese Geschichte aus dem Munde Jesu seit alters in den Sinn geschrieben. Schritt für Schritt die Folge der Gestalten: Der Mensch, der unter die Räuber fiel, der Priester, der Levit und schließlich wie ein Wunder: der Samariter. An ihm, dem Samariter, haften unsere Augen von neuem: An seinen ruhigen Händen, der Sorgfalt, der Vorsorge - es geschieht das Notwendige, das Menschliche. Schließlich, kaum war es noch zu hoffen. Darüber sollen wir nachdenken, noch einmal; wieder, wie sich unsere Tage und unsere Fragen wiederholen. Unsere Geschichte will fortgeschrieben werden: Der Levit macht es so wie der Priester - wer aber macht es wie der Samariter? Die menschliche Geschichte ist unsichtbar eine Geschichte vom barmherzigen Gott, eine Antwort auf die Frage nach dem ewigen Leben. "Niemand hat Gott je gesehen", sagt die Hl. Schrift - "der eingeborne Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündigt". Die Leute, die vorbeigingen, kamen vom Heiligtum; und wussten sicher, wo oben ist und unten; und was heiliger Dienst sei ... Und ich? Ich kenne meine Ziele; und doch: Wo ist mein Herz, wo mein Gott? Wir sollen darüber nachdenken. Wo ist Gott - wo war er damals? Jesus findet sich an seiner Seite: "Mein Gott, mein Gott, warum hast
du mich "Hätte ich alle Schätze der Erde und hätte die Liebe
nicht - Woher unsere Unruhe, unsere Unzufriedenheit, Wie gelähmt scheinen wir manchmal - und müssten es nicht sein, "Niemand hat Gott jemals gesehen. Wenn wir uns Das ist ein Wunder. Und das ist die Antwort auf die Frage nach dem ewigen
Leben - wo Gott denn sei – Nicht ist ein Haus zu bauen; nicht ist zu schaffen und nach oben zu
würgen. Auch heute zieht dieses kräftige Bild der sorgfältigen Barmherzigkeit uns zu sich hinüber. Es ist ein Bild der göttlichen Liebe: "Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert
nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,
sie verhält sich nicht ungehörig, Ohne jede Beschönigung sehen wir daneben auch dies: Das hässliche Fehlen der Liebe dort, wo sie notwendig wäre. Wo sie zu erwarten wäre: Halbtot liegt ein Mensch jüdischen Glaubens - der Zufall will es, und es kommt ein Priester vorüber - ja, besser konnte es gar nicht kommen ... aber: er sieht und geht vorbei. So hart und hässlich und unbeschönigt, wie es in unserer Wirklichkeit vorkommt – und wie wir an uns selbst mit Schreck bemerken: Es war öde in meinem Herzen. Und das Ganze noch verdoppelt - dass wir nur wirklich verstehen; Nein, der Priester kann es nicht: Manchmal denken wir doch: Warum kann ich nicht ein anderer sein, ein neuer Mensch, der nicht so unklar in sich ist - mit boshaften Anwandlungen, so unaufmerksam? Das eigene Herz klagt mich an: Du bist zu spät - du hast versäumt
- "Gehe hin und tue desgleichen" - hole die Barmherzigkeit in dein Leben
hinein, Das Wunder ist die Wahrheit des Lebens - es ist die notwendige Antwort
- Wie knapp und fertig steht es da: Kommt, sieht, geht vorüber. Und dann erzählt Jesus eingehend das Wunder: Jeder Handgriff beinahe
kommt vor. Wir sehen Sorgfalt, Liebe; hören, wie das Notwendige
geschieht. Der Bruder hilft. Das ist uns so nah, wären wir unter
die Räuber gefallen. Das ist uns noch so fern, weil wir vorübergingen.
Nicht wir beugten uns zum Ohnmächtigen. Der arme Mann aber, der halbtot liegen blieb an der Straße - das
sind wir – Die M e n s c h h e i t ist nicht liegen geblieben, als sie hinabzog von Jerusalem nach Jericho; die Menschheit in ihrem Versagen, in ihrer Not, ihrem Aberglauben, ihrer Schuld. Auch eben der Schuldige blieb nicht liegen, wie gefährdet und einsam er auch war; ich auch nicht - so wie der Priester und der Levit nicht liegen blieben in ihrer Schuld ... schließlich doch wohl nicht. So gefährdet und so einsam und so hilflos. Darum wird ja das Evangelium
dem schuldigen Menschen verkündigt: Du bist erlöst! Niemand
von uns ist liegen geblieben in seiner Nacht und seinem Versagen. Uns
ist geholfen. Darum: Beginne nun du mit dem Wunderbaren, glaube nicht mehr an das, was dir ohne weiteres glaubwürdig erschien: Glaube nicht, dass jeder seinen Weg eiskalt und eilig gehen müsse, dass dir keiner etwas schenke. Glaube das nicht, sondern glaube an den barmherzigen Gott, an eine ganz
andere Abfolge von Tod und Leben, von Ich und Du, von Gott und Mensch
- Lass' dich hineinnehmen in ein Wunder. Dies kann ein Weg sein durch
den Kindergarten, durch eine Schule, es kann ein Wort sein in der U-Bahn,
es gibt so viele unscheinbare Augenblicke, am Wege eben, und das Wunder
verstehen wir manchmal in ganz kleinen Taten. Wir ahnen das Wunder in dem kleinen Geschenk - So sind wir froh über diese Geschichte des Heilands aus Samaria
- Nicht du musst dein Heil erfinden und nicht du musst den Himmel erkaufen
- Ja, auch du bist vorbeigegangen in dem Priester und in dem Leviten - Das ist: Es wird das Wunder deine Wirklichkeit. Alles das aber, was du aufgebaut hast zu deinem Leben - alles kann werden, als wäre es nicht - "Wir machen uns viel vergebliche Unruhe und sammeln und wissen nicht, wer es einnehmen wird." Noch mag der urmenschliche Turm zu Babel seinen Schatten werden: Aber leugne nicht die Erfahrung der Barmherzigkeit! Hier ist sie hineingeholt; in diese Geschichte für alle Menschheit: Lass' dich jetzt leiten von dem Wunderbaren! Kehre zurück zu den Menschen, Schritt für Schritt! Wer bin ich? - Zuerst und zuletzt: Der von Gott Aufgesuchte. Und auf dem Wege: der, der sehen kann; wahrzunehmen lernt in der Schule des Heilands. So gehe hinaus auf die Wege und siehe, gib dem Erbarmen Raum; du wirst den N ä c h s t e n finden u n d d i c h . "Herr, in deinem Licht sehen wir das Licht." Amen. Dr. Stephan Bitter, Sup. i. R.
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