Predigtreihe zum Dekalog, März 2002 |
Das neunte Gebot - Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Der heutige Mensch, wie uns die Psychologen sagen, ist den Trieben unterstellt,
diese sind auch der Motor unseres Handelns. Begehren, Lust, und Neid beherrschen
unsere Gedankenwelt und treiben uns durch unser ganzes Leben. Wir müssen
uns heute fragen - können wir noch die Schaufenster ansehen ohne
die vielen Verbrauchsgüter zu begehren? Oder sind wir nicht neidisch
gegenüber unseren Arbeitskollegen oder dem Nachbar, der gerade ein
neues Auto oder ein Haus gekauft hat? Wenn diese Triebe von den Psychologen
gerechtfertigt sind, dann ist dieses Gebot ein unmögliches Gesetz,
es geht gegen menschliche Natur. II Ja, so ist es immer in unserer Welt: Was man nicht hat, das eben bräuchte man, und was man hat, kann man nicht gebrauchen! Das ist der Fluch der bösen Lust oder Begierde. Diese Triebe bewirken, dass du nicht mehr froh werden kannst, weil es deinem Nachbarn besser geht. Wir Menschen haben in der Geschichte nachgewiesen, dass wir sehr erfinderisch sind, wenn es um die Ausübung unser Triebe geht. Diese können des Nächsten Leib und Leben, sein Eigentum, seinen guten Namen zerstören. M. Luther, gerade im Hinblick auf dieses Handeln und solche klugen Praktiken, kann im Grossen Katechismus sagen, dieses Gebot sei "nicht für die bösen Buben..., sondern für die Frommen gestellt, die da wollen gelobt sein, redlich und aufrichtige Leute heißen, die wider die vorigen Gebote nichts verschulden". Es gibt immer noch Christen die nur einen Teil der Gebote halten oder diese sehr oberflächlich nehmen. Oft können wir hören : Ich habe niemanden getötet! Ich glaube doch an Gott! Ähnliche Möglichkeiten zur Ausrede hatten auch die Juden. III Wir alle kennen dieses Begehren, den Neid und Lust die unser Handeln treibt. Dieses furchtbare, das Menschenherz zerquälende und zerfleischende Ungetüm stellt sich auf deinen Lebensweg und lässt dir alles das gering erscheinen, was du hast, und alles groß, was dir fehlt! Es gibt auch schlaflose Nächte, ähnlich wie der König David erlebt hat nachdem er die Frau des Urias begehrt hatte. Der Neid kann sich auch auf unseren Gesichtern ausprägen. Weißt du, wie Neid den Menschen innerlich herunterbringt und äußerlich abmagert? Schließlich kann er sogar unser Verhältnis mit Gott zerstören. Hast du es schon an dir erfahren, wie man unter diesem schnöden Feind leidet? Von diesen schlechten Trieben ist niemand frei, jeder wird versucht,
wenn er von der Gottwidrigkeit der Lust in seinem Herzen gelockt wird.
Dieses Unkraut sät der alte Verführer selbst in deine Seele.
Wehe, wenn es aufgeht, dann beginnt die Sündenlawine zu rollen. Die
Sünde findet zuerst in den Gedanken und im "Herzen" des
Menschen statt, und dann in der Tat. Der Apostel Jakobus warnt uns und
spricht: Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde:
die Sünde aber, wenn sie vollendet ist gebiert den Tod" (Jk.1,15). IV Es gibt kein anderes Mittel gegen die böse Lust, gegen die harte Gier, gegen das Leben verzehrenden Neid als das Sündenbekenntnis vor Gott, dann kann erst dein Herz und deine Gedankenwelt gereinigt werden. Wenn du schon einmal beim Zahnarzt warst, dann weißt du, dass eine
Wurzelbehandlung nicht gerade zum Angenehmsten gehört, was einem
dort widerfahren kann. Und doch weisst du auch, dass eine solche Wurzelbehandlung
je und je nötig ist, um die Zähne gesund zu halten. Der Apostel Jakobus sagt in seinem Brief: "..ein jeder der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod." Welch unheimliche Verderbenskette, in der ein Glied am andren hängt: Gelüste, Begierde - Sünde - Tod! Eins folgt mit zwingender Logik aus dem anderen. Mit dem Begehren fängst an, mit der Sünde geht's weiter, und es endet mit dem Tod. Welch unheimliche Macht ist doch das Begehren in unserem Menschenleben! Nicht dass du etwas stehlen würdest, was dir nicht gehört, aber es ist so ein stilles Verlangen in deinem Herzen. Ja das Unkraut muss entfernt werden, wir wissen, wie nutzlos es ist, nur die Stauen und Blätter ab zureisen. So lange die Wurzel im Boden bleibt, hilft es gar nicht. Die Wurzel ist muss heraus! V Jetzt siehst du den Ort, wo alle Lüste und Begierden hingehören
- das Kreuz Jesu Christi ist dieser Ort. Dorthin gehören alle Unkrautwurzeln,
deine Sünden, auch alle Begierden. VI Und nun schweige in dir Missgunst, Neid, heimliche Lust, es schwinde der giftige, scheele Blick und das Auge, das sauer und hart sieht! Und du lernst: das Wesen der Gemeinschaft besteht nicht darin, dass man einander beneidet, sondern dass man sich an des Nächsten Glück freut und erquickt. Das Gesangbuch enthält ein Lied von Paul Gerhart : "Gib dich zufrieden und sei stille in dem Gott..." Die Strophen dieses Liedes sind eine gute Meditation über die Überwindung des Neides. Es gibt ja in der Bibel auch ein Begehren, an dem Gott Freude hat. Der
Zöllner Zachäus ist ein Beispiel dafür. Er begehrte, Jesus
zu sehen, auch die Volksmenge zur Zeit Jesus je und je in die Wüste
hinausgelockt, hatte dasselbe Begehren, Jesus zu sehen. Vor uns sind zwei Wege, zwei einander gegenüberstehenden Ketten: Bischof i R. D. Jan Szarek |
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