15 So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise,
16 und kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit.
17 Darum werdet nicht unverständig, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist.
18 Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt,
sondern lasst euch vom Geist erfüllen.
19 Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern,
singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen
20 und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.
21 Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi.

Das ist ernüchternd. Das hört sich an, als sollten Christen nüchtern und ordentlich durchs Leben gehen, als wären ihre einzige Freude die Psalmen und geistlichen Lieder. Von wegen Weinlaube und Bierwagen auf dem Gemeindefest! (Das wurde gerade ausgiebig gefeiert)
Da schwingen Entsagung und Verzicht mit.
Das hört sich nach freudloser Diät an. "Du darfst" und "du darfst nicht".
Eine christliche Diät, eine Diät für Menschen, die getauft sind und zur Gemeinde gehören und Gottesdienste feiern und tagtäglich versuchen, als Christen zu leben.

Diät, das klingt verlockend für die, die immer nach neuen Methoden suchen, Überflüssiges zu verlieren. Das klingt vernünftig für die, die Diät halten müssen, weil die Gesundheit es erfordert. Das klingt erschreckend für die, die sich schon oft abgemüht haben, und zwar vergeblich, ihrem Idealzustand nahezukommen, das klingt auch erschreckend für alle die, die gern und ausgiebig essen und trinken und das einfach genießen.

Um das Essen und Trinken ging es eben in der Epistellesung. (Röm 14) Wissen Sie noch?
"Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken,
sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geist."
O.k. sagen Sie, aber warum geht nicht beides?

Ich lasse den Predigttext noch einmal zu Wort kommen. Heute und hier, als Brief an uns und unsere Gemeinde. Und dazu nehme ich noch ein paar Verse aus dem Zusammenhang mit:

Liebe getauften Christen, liebe Tauffamilie! (an dem Sonntag wird ein Kind getauft)

Menschen im Licht seid ihr, Kinder Gottes.
Ihr seid getauft, und das heißt, dass ihr zu Gott gehört und in der Liebe lebt, die er schenkt.
Menschen im Licht seid ihr.
Und ihr wisst, dass alles scharfe Konturen gewinnt, wenn es ins Licht gestellt wird.
Ihr seid von Gott herausgeholt worden aus der Grauzone, und steht vor ihm klar und deutlich als Menschen, die er in seiner Gemeinde sammelt. So sehe ich euch an:
Als geliebte Kinder Gottes, als Kinder des Lichts.
Und von diesem Licht her hat euer Leben an Gestalt, an Klarheit, an Perspektive gewonnen.
Bleibt in diesem Licht und jagt nicht jedem Schatten nach.

Gebt auf euch acht und passt auf, dass ihr euer Leben nicht vergeudet,
sondern dass ihr als Menschen lebt, die begriffen haben, worauf es ankommt.
Besinnt euch auf das, was ihr als wirklich wichtig erfahren habt.
Seht euch selbst an als geliebte Kinder Gottes und lebt danach, mit euch selbst und mit anderen.
Seid weise. Weise in gutem Sinn, nicht besserwisserisch,
sondern so, dass ihr wisst, was zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sagen und zu tun ist.
Gottes Gebote weisen euch den Weg.

Nutzt die Zeit, macht sie euch zueigen, begreift sie als Zeit, die euch geschenkt ist,
und füllt sie mit den Dingen, die für euch als Kinder Gottes wirklich zählen.
Es wird euch schwer gemacht, vieles steht dagegen in euren schnellen, unbarmherzigen Zeiten.
Da lockt manches Fast-Food-Angebot und macht Appetit auf kleine Häppchen zwischendurch.
Die machen aber nicht satt, sondern nur dick.
Sie versorgen euch nicht mit dem, was ihr braucht, sie verstopfen euch.

Lasst euch erfüllen vom Geist Gottes.
Berauscht euch an seiner Liebe, lasst euch bewegen von seiner Kraft.
Gebt euch nicht mit weniger zufrieden.
Lasst euch nicht abspeisen von anderen Geistern eurer Zeit.
Getauft seid ihr. Kinder des Lichts seid ihr. Davon lebt ihr.
Geht sorgsam um mit euch, denn Gott tut das auch.

Gebt acht aufeinander, denn ihr gehört als Gottes Gemeinde zusammen.
Ihr braucht euch gegenseitig.
Ihr seid heute hier im Gottesdienst, ihr haltet Andacht und feiert Feste,
kommt zusammen und sucht Gespräch und Stille.
Die Lieder, die Orgelmusik, die Psalmen, die ihr miteinander betet,
sie alle erzählen euch von Gott und dem, was er schenkt,
und geben euch Kraft und Mut und Geduld miteinander und füreinander.

Ihr lebt in Zeiten mit dichtem Terminkalender.
Sorgt dafür, dass ihr euch diese Atempausen gönnt,
um innehalten, zur Ruhe zu finden
und das zu feiern und zu besingen, was euch antreibt,
und das vor Gott zu bringen, was euch auf der Seele liegt.
Spielt dem Herrn in eurem Herzen und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles.

So sammelt ihr euch, so bleibt ihr bei Kräften, so bleibt ihr im Licht, in das Gott euch gestellt hat.
Er gab euch ja die Fülle, von der ihr lebt. Verschüttet das nicht, verschleudert das nicht..
Lasst euch erfüllen vom Geist Gottes, der alles umfasst,
was euch lebendig hält als Kinder Gottes in seiner Liebe.

Liebe Gemeinde!
Was nach Verzicht und Entsagung klingt in diesem Text, redet doch von der Fülle Gottes
und gelingendem Leben in seiner Nähe.

Als Kinder Gottes sind wir wachgerüttelt und gehen aufmerksam durch die Welt.
Ernüchtert von manchem, was wir sehen, vielleicht, aber nicht ohne Hoffnung.
Wir leben mit einem Fuß in Gottes Zeit, die Ewigkeit heißt,
und warten auf die Erfüllung seines Reiches in Frieden und Gerechtigkeit.
Die Freude darauf und die Gewissheit, dass Gott Fülle für alle Welt will,
treibt an und hält in Bewegung.
Der Geist Gottes helfe uns dabei, beherzt zu leben, mit uns und für andere.
Mit Liedern auf den Lippen, mit dem Empfinden, alle Zeit der Welt zu haben,
in der fröhlichen Gelassenheit der Kinder Gottes.
Amen.

Lied: Du schenkst uns Zeit, EG für Bayern und Thüringen, 592

Dr. Petra Savvidis
Zum Vulting 13 a
59514 Welver
e-mail: savvidisp@hotmail.com