(Predigt)

(Gottesdienst:)

leitwort: sacharja 4, 6
psalm 100
epistel: 1.korinther 12, 4-11
evangelium: matthäus 16, 13-19
predigttext: acta 2, 22-23.32-33.36-39

kyrie eleison

dir jauchzen
dich loben
dir danken
deine gottheit anerkennen

aber
du machst es uns schwer
gott
dich zu loben
in einer welt der not und der gewalt

wir selbst machen es uns schwer
wir
die wir not und gewalt
immer noch
zulassen

ach gott
erbarme dich unser

gloria

und doch
gott
du zeigst ja wege
du öffnest horizonte
dein heiliger geist macht mut
unsere träume nicht aufzugeben
daß dein reich komme
und dein wille geschehe

darum
freundlicher gott
singen wir deinem namen
unseren lobgesang

eingangsgebet

da sind wir
guter gott
traurig
und sehnsüchtig nach trost
fröhlich
unser herz voller dank
müde
begierig nach ermutigung

so
komm du selbst nun zu uns
mit dem feuer deines geistes

maranatha
unser herr
komm

acta 2

ein freund
katholischer priester
erteilt religionsunterricht bei 12jährigen
versucht
das unerklärliche zu erklären
versucht
heiligen geist in worte zu fassen
erzählt die pfingstgeschichte
das brausen
die feuerflammen
die stimmen und sprachen

als er
eine woche später
die geschichte wiederholen läßt
klingt sie so

also
sagt ein kind
das war so
der jesus war ja nun weg
und die jünger hatten sich eingeschlossen
und hatten angst
ganz viel
und
dann saßen sie so da
tagelang
aber plötzlich
da ist dem petrus der kragen geplatzt
er hat mit der faust auf den tisch gehauen
und gebrüllt
um gottes willen
so kann das doch nicht mehr weitergehen

und dann
dann wurden sie
mit einem mal
ganz mutig
und gingen auf die straße
und erzählten allen leuten von jesus

und
siehst du
sagte mein priesterfreund zu mir
das ist heiliger geist
wenn dem menschen
um gottes willen
der kragen platzt
wenn er seine angst verliert
die ärmel aufkrempelt
und
sagt und tut
was
um gottes und der menschen willen
gesagt und getan werden muß

ich hab mich immer gewundert
was wohl in sie gefahren war
in petrus und die andern
in diese dauerversager
in diese geistlichen armleuchter

dauerversager und armleuchter
wie wir heutigen auch

was war wohl in sie gefahren
plötzlich
sie haben doch vorher nichts verstanden
haben
begriffsstutzig
kinder und ihre mütter davonjagen wollen
blinde bettler zum schweigen gebracht
sich vor aussätzigen gescheut
im sturm gezagt

nicht nur das
schlimmer noch
als der meister in not ist
da schlafen sie ein
petrus gar leugnet ihre bekanntschaft
alle fliehen vom kreuz
und die auferstehung wollen sie nicht glauben

was
um gottes willen
ist da plötzlich geschehen
dieselben leute
dieselben feiglinge
und
mit einem mal
riskieren sie ihr leben
machen freimütig den mund auf
treten ein für die sache gottes in dieser welt

was ist da geschehen
fragezeichen
wir können es nicht erklären
wir können nur umschreiben
vorsichtig
behutsam
gottes heiliger geist eben
was immer das ist
unverfügbar
leider
aber
überwältigend
stürmisch
verändernd
welch ein glück

und er lehrt uns eins
eins auf jeden fall
gib niemals einen menschen auf
auch petrus nicht
auch die übrigen jünger nicht
wen gott verändern will
den verändert er
wem gott sein werk anvertraut
dem gibt er auch die kraft dazu
kein mensch ist verloren
kein mensch ist nicht mehr zu retten
kein mensch ist verurteilt
immer so zu bleiben wie er ist

ein zweites höre ich

ich schau mich um in der welt
so leicht verläßt mich der mut
sie ist so voller schmerz
diese welt
so sehr voller gewalt
voller dummheit
voller resignation

und
immer wieder
sagen wir
ganz anders müßte man leben
ganz anders müßte auch kirche sein
ganz anders gerechtigkeit aussehen

aber dann schweigen wir
schweige ich
warum
weil ich auch mutlos geworden bin
angepaßt
wahrhaftig
ich funktioniere gut im system
man kann doch nichts ändern
sagen wir
wer will das denn noch hören
bemitleiden wir uns selbst
und haben somit einen feinen grund
nichts zu sagen
nichts zu tun

das beispiel des petrus zeigt es anders
der bedenkt seine zweifel
so er denn welche hatte
gar nicht
der legt los
redet frei heraus
tut
und sagt
was sein herz
sein gewissen
sein glaube
ihm eingeben

und
was geschieht
er trifft den nerv seiner hörer
seiner hörerinnen natürlich auch
trifft sie
so schreibt lukas
ins herz
volltreffer
sie sind getroffen
betroffen

endlich einer
der es ausspricht
endlich einer
den wir verstehen
der es auf den punkt bringt
der sagt was sache ist

an diesem tag
so erzählt lukas
sollen 3.000 sich haben taufen lassen
übrigens
ohne konfirmandenunterricht
ohne taufurkunde
einfach so
nur mit heiligem geist und wasser

ich lerne ein zweites
man muß es versuchen
bange machen gilt nicht
oft
reagieren die menschen ganz anders als befürchtet
oft scheint es
sie hätten nur
sehnsüchtig
darauf gewartet
daß da einer
endlich endlich
wagt zu reden und zu handeln

ein drittes höre ich

die frage steht im raum
was sollen wir tun
was soll nun geschehen
nun muß doch etwas folgen

und petrus antwortet
klar
schnörkellos
unumwunden
so
wie ich mir wünsche
auch die sprache unserer kiche
klar
schnörkellos
unumwunden
ohne rücksicht auf politischen proporz
ohne rücksicht auf
sogenannte
gesellschaftlich relevante gruppen

tut buße
kehrt um
bedenkt was war
orientiert euch neu
verlaßt die alten bindungen
und
zeichen eurer ernsthaftigkeit
laßt euch taufen

wer weiß nicht
wie schwer es ist
alte bindungen zu verlassen
alte freunde zu verlassen
alte gewohnheiten
abhängigkeiten
das
gerade
ist ja das problem
neuanfang
das ist wie ein aufbruch in die wüsten
die fleischtöpfe ägyptens verlassen
sich ganz in gottes hand werfen
nur das ziel des gelobten landes im herzen

können wir
als kirche
als gemeinde
als person
uns lösen aus unseren bindungen
buße tun
neu anfangen

kann man das

alte feindschaften begraben und frieden schließen

verletzungen und versagen vergeben

diese kirche völlig neu gestalten
jenseits von bürokratie und ängstlicher besitzstandswahrung

eindeutig werden in den nöten unserer zeit
krieg und frieden
wirtschaftliche gerechtigkeit
ökologie
nicht mehr abgesichert
nicht mehr sowohlalsauch

offensiv werden
nicht überheblich
nicht besserwisserisch
aber
im geist des schlichten selbstbewußtseins
von gott geliebt
und von seinem geist getragen zu werden

buße tun
alte wege verlassen
ganz neue wege wagen
was für ein verheißungsvolle vorstellung

ein letztes
gottes geist gilt allen
sagt petrus
seine verheißung meint auch die die fern sind

jeder ökumeniker strahlt bei diesem satz
natürlich
was wäre unsere kirche ohne die partner
in afrika und asien und anderswo

aber
ich bin sicher
gottes ökumene ist größer als unsere phantasie
gottes ökumene meint auch die geistig fernstehenden
die skeptiker
die leugner
die spötter
die desinteressierten
die kirchensteuerverweigerer
gottes heiliger geist
legt sie uns alle ans herz
als seine geliebten kinder

was bedeutet das
für unseren umgang mit ihnen
zum beispiel
in der amtshandlungspraxis
können
dürfen wir
uns verweigern wo segen begehrt wird
mitgliedschaft hin
mitgliedschaft her

das ist
vielleicht
die gewaltigste erfahrung des pfingstfestes
die erfahrung jener unglaublichen weite
jener grenzenlosen güte
einer überbordenden freundlichkeit
unseres himmlischen vaters
die
buchstäblich grenzenlos
allen seinen kindern gilt

fürwahr
es gibt viel not
es gibt viel zu viel schlimmes
es gibt unglaublich viel zu tun auf dieser erde
aber es gibt keinen grund zur resignation
solange gottes geist mit uns ist

amen

fürbitte

um das feuer deiner liebe in dieser welt
bitten wir
freundlicher gott
um deinen heiligen geist

daß dein guter heiliger geist komme
über den geist des unfriedens in dieser welt
in israel und in palästina
in afghanistan und überall

daß dein guter heiliger geist komme
über den geist der ungerechtigkeit in dieser welt
auf handelskonferenzen und in bilanzen
in tarifverhandlungen und in entschuldungsdebatten

daß dein guter heiliger geist komme
über den geist der müdigkeit und erschöpfung in dieser welt
in unserer kirche und in unserem land
in unseren familien und in unseren herzen

um das feuer deiner liebe in dieser welt
bitten wir
freundlicher gott
komm
schöpfer geist

Propst Matthias Petersen
Kirchenstraße 37
24211 Preetz
e-mail: petersen.m@t-online.de