Göttinger Predigten im Internet
hg. von Ulrich Nembach und Johannes Neukirch

Ostermontag, 1. April 2002
Apostelgeschichte 10, 34a.36-43, verfaßt von Christian Tegtmeier
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Liebe Gemeinde!

Es gab jemanden, der sich Ostern ganz persönlich im Kreise seiner Familie ansagen ließ, dabei ein Zeugnis des Predigers erwartete, das über die Allgemeinplätze frommer Reden und religiöser Einsichten hinausging. Was ihn interessierte, weshalb er die Predigt einer seiner Jesusfreunde suchte, war - schlicht genommen - dies: wir möchten von dir, Petrus, hören, "was dir von Gott befohlen ist". Und jener begann, ohne langes Zaudern und ohne umständliche Auswege zu sagen, was er in Gottes Namen zu sagen hat. Er sagt: Eigentlich wißt auch ihr, was Gott seinem Volk und den Glaubenden verkündigt hat, daß Frieden sei unter einander durch Jesus Christus. Der ist jetzt Herr und Herrscher. Der war in eurer Heimat unterwegs, hat hier und dort gelehrt und gepredigt, von Galiläa angefangen, nach seiner Taufe durch Johannes. Von seinem Vater gesalbt und in der Vollmacht des Heiligen Geistes war er unterwegs, hat gelehrt und geheilt, Teufel ausgetrieben, den Leuten eine Perspektive zum Leben vermittelt, für die zu leben und zu arbeiten sich lohnt. In allem war Gott dabei und mit ihm. Ich kann, ja ich werde das auch öffentlich bezeugen. Später, als er nach Judäa kam, in die Hauptstadt nach Jerusalem, da haben sie mit ihm kurzen Prozeß gemacht. Er wurde angeklagt, gefoltert, am Kreuz ist er gestorben. Für die Leute war damit die Sache Jesu erledigt, für seinen Vater noch lange nicht. Der setzte einen neuen und anderen Anfang, er ließ den Gottessohn von den Toten auferstehen nach drei Tagen, dann war er - Jesus Christus - wieder unter uns, bei denen, die sein Vergrauen genossen und die ihn bezeugen. Erkannt haben sie ihn beim Brotbrechen, im Abendmahl. Er hat uns gesagt, daß wir dies predigen sollen, daß wir dem Volk bezeugen, daß er jetzt zur Rechten Gottes sitzt, die Macht über alle Mächte in den Händen hat. Er ist der, von dem die Propheten einst sprachen; und er ist jener, der denen, die ihm vertrauen, die Sünden erläßt. Das ist mein Zeugnis, daran glaube ich, davon werde und will ich predigen.

Die schlichte Predigt des Petrus hat den Zuhörern gefallen. Cornelius und seine Hausgemeinde ließen sich taufen und wurden Christen. Dies Beispiel hat viele bewegt und eingeladen, ihren Weg zum Christsein zu wählen; und viele andere haben sich im Zeugnis des Petrus gestärkt gefühlt, daß darin Mitte und Gewicht ihres Glaubens als Christen sich finden. In der Tat ist die Konsequenz und Treue des Petrus zu seinem Zeugnis beeindruckend, er spricht ohne Wenn und Aber, von vielen Versuchen des Verstehens und mancherlei Zweifeln läßt er sich nichts anmerken; im Gegenteil, unerschütterlich fest und klar kann er bekennen: daß Jesus von den Toten auferstanden ist, daß wir mit ihm danach Gemeinschaft haben und er zur Rechten Gottes die Macht in den Händen hält - das ist für mich, den Apostel Petrus, Grund und Ziel des Glaubens. Daraus lebe ich, daraus schöpfe ich meine Hoffnung, darin gründet sich für mich die Gemeinschaft, die Christen sein wollen.

Gewiß, zu Lebzeiten Jesu haben mich seine Predigten berührt und überzeugt, dann waren es wieder seine Erfolge im Umgang mit kranken Menschen. Letztlich sein Charisma, das Herzen beflügeln, begeistern, ansprechen konnte. Doch lange ging das nicht gut. Es gab anfangs verhaltenen Widerstand, doch später wurde es ernst und dem Druck mußte er schließlich weichen. Viele haben gedacht - ich nehme mich da nicht aus - viele haben gedacht, schön und gut, was Jesus da gesagt und getan hat, aber er ist nicht der, der alles im Griff hat. Jetzt, bei Haß und Leid, bei bösen Worten und der Anklage, den Tod vor Augen, versagt sein Anspruch, scheitert sein Charisma, ist auch er am Ende. In seinen besten Tagen war er eine überzeugende Persönlichkeit, aber nur da, jetzt ist er an dem Punkt, wo wir auch oft ankommen. Sollte das Gottes ehrliches Angebot sein, der verheißene Messias, Gottesknecht, Retter und Heiland, der scheitert, wo er eigentlich hätte mächtig sein sollen?

Wir haben uns getäuscht, und ich, Petrus, bewundere im Stillen den Cornelius, der eigentlich nicht viel vom jüdischen Glauben kannte oder wußte, daß er den Kern der Sache Jesu so rasch begriffen hat. Wenn er mich gefragt hätte, wenn mich heute Leute fragen, was bedeutet dir Ostern? Weshalb ist dir die Auferstehung Jesu von den Toten so wichtig? Dann berichte ich ihnen wie eben auch euch, liebe Gemeinde, was ich mit Jesus erlebt habe und sage: Stellt euch vor, da wo er und wir Menschen am Ende sind, bei Sterben und Tod, wo wir unsere Ohnmacht und Schwäche spüren, nichts mehr ausrichten, viele bereits an Gott und ihrem Glauben zweifeln, da fängt Gott erst an. Da setzt er seinen neuen Anfang; da setzt er Leben frei, für den Toten am Kreuz, für die Toten, die im Glauben an Jesus Christus durch die Welt gegangen sind. Ich habe das anfangs nicht glauben wollen, daß Jesus lebt und nicht mehr im Grabe ist. Als er dann mitten unter uns war, das Brot brach, das Abendmahl mit uns feierte, gingen mir die Augen auf. Wir waren am Ende, er war im Vollbesitz seiner Kraft und nahm unser Leben wieder in seine Hände. Aus dieser, seiner Kraft der Auferstehung haben auch wir wieder das Leben für uns gefunden; Mut und Zuversicht, die Hoffnung, daß mit dem Tod noch nicht alles aus ist, sondern Gott einen neuen Anfang setzt.

Für diese Hoffnung haben wir einen guten Fürsprecher, diesen Jesus Christus, der, wenn er zur Rechten seines Vaters sitzt, im Regiment ist, die Fäden aller Macht in den Händen hält, eben auch die Fäden an denen er den Tod vergeblich zappeln läßt. Der wird um Gottes Willen seinen Pyrrhussieg nicht auskosten. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß dies so ist. Auch ich bin oft an Grenzen gekommen, die unüberwindbar waren - wegen einer Erkrankung, weil andere mich hinderten beim Erfolg oder im Beruf. Manchmal mußte ich weite Umwege gehen, um an das Ziel zu gelangen, das ich mir gesteckt habe. Ich bin dort hingelangt, wohin ich kommen wollte, dank seiner Kraft und seines Geleites. Mag sein, daß ich nicht immer sehr mutig gewesen bin, daß mir öfter die Zweifel stärker zusetzten als der Schimmer Zuversicht und Glauben. Dennoch, ich habe es gewagt und habe ihm vertraut. Und wie es im Volksmund so schön heißt: "... hinterher ist man schlauer!" - nun, das stimmt auch hier. Frisch gewagt ist halb gewonnen. Deshalb predige ich davon, deshalb bin ich ein mutiger Zeuge für die Auferstehung. Deshalb ist mir Jesus Christus wichtig. Deshalb und darin ist er für mich Herr über Leben und Tod, Heiland, Retter und Erlöser.

Und wenn andere fragen, dann sage ich: Auf deinen Versuch kommt es jetzt an. Versuch es, du kannst dich an mir oder an Cornelius oder an anderen orientieren. Wisse, daß es dein persönlicher Weg ist, der dich mit dem Auferstandenen zusammenbringt, glauben läßt und Leben schenkt. Wie gesagt: Jetzt kommt es auf einen Versuch an.
Amen.

Pfr. Chr. Tegtmeier
Alte Dorfstraße 4
38723 Kirchberg
Tel.: 05381 - 8602


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