Ansprache zur Begrüßung eines neuen Konfirmandenjahrgangs (2001)
Christel Lucht

Vorbereitung:
Für die Konfirmandenbegrüßung hatte ich verschiedene Armbänder mitgenommen:
Die ersten aus einer Entbindungsklinik besorgt, andere hatte ich im eigenen Fundus, zum Schluss haben die Jugendlichen jeweils ein geflochtenes Band bekommen, das über Werbekataloge zu beziehen ist oder von Hauptkonfirmanden für den neuen Jahrgang geflochten werden könnte. Denkbar sind inzwischen auch die modernen Perlenarmbänder.

Ansprache:

Liebe Gemeinde, ganz besonders: liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden.
Armbänder haben im Lauf des Lebens eine wichtige Bedeutung in unterschiedlichen Situationen. Manche solcher Armbänder habe ich mitgebracht.

Das erste Armband bekommen Kinder unmittelbar nach der Geburt im Krankenhaus. Ihr vermutlich auch. Der Name steht darauf, manchmal das Geburtsdatum und das Gewicht. Ein hellblaues Armband für Jungen, ein rosa Band für Mädchen. Bis zur Entlassung im Krankenhaus wird dieses Armband nicht abgenommen. Das Kind darf nicht verwechselt werden. Noch ist es neugeboren, so neu, dass es nach Aussehen, Stimme oder anderen Merkmalen trotz seiner Einzigartigkeit noch nicht unverwechselbar ist. Das Armband ist ein Erkennungsmerkmal, ein Schutz vor Verwechslung, ein kleines Zeichen mit großer Bedeutung.

Später bekommen Kinder manchmal schon zur Taufe ein Armband aus Gold oder Silber, auf dem der Name eingraviert ist. Es kann eines der ersten Schmuckstücke sein - von der Patentante vielleicht. Manchmal schenken Jugendliche sich solche Armbänder, tragen sichtbar den Namen des Freundes oder der Freundin als Zeichen ihrer Verbundenheit, als Erinnerungszeichen oder um aneinander zu denken.

Das meistgetragene Armband von Männern und Frauen ist wohl die Armbanduhr. Ein Tag ohne ist eigenartig. Es gehört zur ständige Gewohnheit auf die Uhr zu sehen, nebenbei, oder ganz bewusst, manchmal heimlich verstohlen, zum Beispiel in der Schule - ob die Stunde nicht endlich zu Ende ist.

Der Blick auf die Uhr gibt Sicherheit in der Tagesstruktur. Eine Armbanduhr ist sinnvoll und praktisch und außerdem noch ein Schmuckstück.
Gelegentlich werden Armbänder ausgeliehen - mit einem Schlüssel daran, z.B. im Schwimmbad für den Schrank, in dem die Kleidung aufbewahrt werden kann. Wie einfach - mit Hilfe des Armbandes den Schlüssel zu verwahren und die Verantwortung zu übernehmen.
Früher bei Schützenfesten gab es Armbänder als Eintrittskarte.
Sehr beliebt sind Armbänder die ergänzt werden, z.B. mit kleinen Anhängern von Orten, wo man schon mal war, oder mit Anhängern, die man geschenkt bekommt, mit Tierkreiszeichen Glücksbringern, Kreuz, Herz und Anker als Zeichen für Glaube, Liebe und Hoffnung usw.

Seit einiger Zeit sind unter Euch Jugendlichen Armbänder anderer Art modern: Freundschaftsbänder - handgeknüpft. Einige Fäden werden in bestimmter Art und Weise miteinander fest verknotet. Das braucht Zeit, Geduld und Kraft. Mit ausgewählter Farbzusammenstellung und etwas Geschick entstehen tolle Muster und hübsche Armbänder nicht teuer trotzdem wertvoll. Kinderleicht - sagen die, die es können. Andere schaffen es nie.
Solche Bänder werden oft verschenkt. Manche tragen eine ganze Sammlung am Handgelenk und können genau sagen, welches von wem ist. Ein Zeichen der Freundschaft und der Verbundenheit, einzigartig in Farbe, Form und Muster, einzigartig wie die Freundschaft, nicht zu bezahlen und trotzdem sehr wertwoll. Wer so ein Band für eine(n) anderen knotet, ist in Gedanken bei ihm (ihr), knotet sozusagen Zeit, Wünsche und gute Gedanken mit hinein. Wer es trägt, weiss es zu schätzen, wird an den Schenkenden erinnert, ein sichtbares Zeichen für die unsichtbare Verbundenheit.

Die Konfirmandenzeit beginnt. Dieses angefangene geknüpfte Band mag zeichenhaft dafür stehen und uns begleiten, im Lauf des Jahres weitergeknüpft werden.
Vieles werden wir miteinander verknüpfen - Freundschaften untereinander. Dabei ist jede/r von Euch wie ein Faden mit ganz eigener Lebensgeschichte. Außerdem sind da die Fäden der biblischen Geschichten aus längst vergangener Zeit, die mit unserer augenblicklichen Situation verknüpft werden wollen.
Begegnungen werden stattfinden mit kirchlichen Mitarbeitern /innen, auf Gemeindefesten vor allem auch im Gottesdienst so wie heute morgen. Gleich beim Kirchenkaffe können wir aufeinander zugehen, das Gespräch miteinander suchen, uns füreinander interessieren.
Ich bin sehr gespannt, was für ein Muster sich im Lauf der Zeit dabei entwickeln wird, wie gleichmässig oder fehlerhaft es sein wird, was alles hineingeknotet wird an Erlebnissen, Gedanken, Erkenntnissen.

Wer zum ersten Mal ein Freundschaftsband knotet, macht dabei unterschiedliche Erfahrungen: es ist eine große Freude, denn es ist eigentlich ganz einfach, wenig später ist es wieder zum Verzweifeln ‚Ich lerne das nie, schon wider ein Fehler.' Bis endlich ein Muster erkennbar wird, ein gutes Stück geschafft wurde. Auch solcher Erfahrungen werden uns in der Konfirmandenzeit bevorstehen.

Wir möchten jeder und jedem von Euch so ein Freundschaftsband schenken - zur Erinnerung an diesen Gottesdienst, als Begleiter durch die bevorstehende Zeit, als Ermutigung, Freundschaften miteinander zu schliessen, als Anregung Anknüpfungspunkte zu entdecken. Sie sind den ersten Bändern vergleichbar, denn es geht darum, die namen zu lernen und miteinander vertraut zu werden, sie sind den Armbändern vergleichbar, an denen Geschenke und Andenken gesammelt werden, denn wir sammeln Stunden, Geschichten, Segenswünsche.

Ihr werdet regelmäßig und pünktlich kommen - darum der Armbanduhr vergleichbar, und wie bei dem band mit dem Schlüssel, habt Ihr die Möglichkeit, wertvolles sorgfältig aufzubewahren und dafür die Verantwortung zu tragen.
Natürlich ist es vor allen Dingen ein Freundschaftszeichen der Verbundenheit untereinander und der Verbindung Gottes zu uns.
(Konfirmanden namentlich aufrufen, nach vorn bitten und die Bänder überreichen)

Christel Lucht, Pastorin
Stettiner Weg 50
30625 Hannover
Tel.: 0511-557498