Konfirmationspredigt zu den Symbolen
Schlüssel und Tür (Mt 16, 19a; Jos 1, 9; Joh 10,
9)
Vorbereitungen: Alle Konfirmanden und Konfirmandinnen haben einen mit ihrem Namen
versehenen Schlüssel auf ein Blatt Papier gemalt. Diese Zeichnungen sind
die Grundlage für das Deckblatt der Gottesdienstordnung des
Konfirmationsgottesdienstes.
Die Dialogszenen in der Predigt werden von einer
Jugendlichen und dem Pastor/Pastorin vorgetragen.
Gestaltung des Gottesdienstraumes:
Große, aus Pappe gebastelte Schlüssel sind gut sichtbar irgendwo
angebracht. Eine Tür (aus Pappe, oder eine vom Tischler auszuleihende)
steht im Altarraum.
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe
Eltern, liebe Verwandten, liebe Gemeinde,
heute, endlich ist er da der Tag eurer
Konfirmation. Es ist ein besonderer Tag für euch und für eure
Familien. Seit zwei Jahren nun schon wirft dieser Tag mit dem
wöchentlichen Konfirmandenunterricht und den sonntäglichen
Kirchgängen seine Schatten voraus. Jetzt, - heute werdet ihr konfirmiert.
Bestimmt laufen schon seit einiger Zeit auch in den Familien die Vorbereitungen
auf Hochtouren. Von vielen verschiedenen Seiten wird sich bemüht, diesen
Tag für euch zu einem besonderen, einem unvergeßlichen Tag werden zu
lassen.
Dieser Tag mit all den verschiedenen Dingen, die
sich heute ereignen der Gottesdienst, die Feier danach - er könnte
für euch zu einem Schlüsselerlebnis werden. Der Tag der Konfirmation
als Schlüsselerlebnis ein Schlüssel - wir alle
gebrauchen sie täglich - hat die Funktion etwas aufzuschließen, oder
auch etwas anderes zuzuschließen. Eure Konfirmation ein
Schlüsselerlebnis!? Was kann für euch durch diesen Tag
aufgeschlossen, aber auch zuschlossen werden? Und ich denke, weil der
Konfirmationstag so etwas besonderes ist, ist er für manche sicher auch so
etwas wie ein Einschnitt.
Euren Eltern und Verwandten fällt vielleicht
auf, wie sehr ihr inzwischen aus den Kinderschuhen doch schon herausgewachsen
seit. Und auch für Euch selber bedeutet die Konfirmation ein weiterer
Schritt auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Die Zeit des wöchentlichen
Konfiirmandenunterrichtes ist zuende und somit auch die, wie ich fand, oft sehr
netten Treffen in dieser Gruppe. Dieser Abschnitt ist abgeschlossen. Ein neuer
Abschnitt liegt vor euch.
Heute in der Konfirmation bekennt ihr euch zu
Gott, zu der christlichen Gemeinde. Ihr entscheidet euch dafür euren
weiteren Lebensweg mit Gott an eurer Seite zu gehen. Ein Leben als vollwertiges
Gemeindeglied als Mensch mit Gott an der Seite liegt vor euch. Es ist noch
unbekannt, vielleicht wie hinter einer Tür verborgen. Ihr könnt es
euch erschließen. Bei den Vorbereitungen fiel uns dazu ein Satz Jesu ein,
den er einmal zu Petrus sagte: Ich will dir die Schlüssel des
Himmels geben. Auch wenn die Zukunft noch verborgen ist, gilt etwas von
diesem Satz auch für euch. Die Schlüssel des Himmels in eurem Leben
könnten bedeuten, Gott ist in eurem Leben immer an eurer Seite. Er
möchte euch helfen, daß euer Leben gelingt. Er möchte euch in
schwierigen Situationen tragen und dazu verhelfen, daß es vielleicht
manchmal auch so etwas wie den Himmel auf Erden darin geben kann.
Wir haben an einige solcher Situationen gedacht,
die euch so oder so ähnlich in eurem Leben begegnen könnten.
Schwierige Situationen von besonderer, prägender Bedeutung.
Schlüsselsituationen, in denen ihr spüren könntGott
läßt mich jetzt nicht allein, sondern er will mir eine Tür,
einen Weg erschließen.
1. Situation
- J (Jugendliche): In einem halben Jahr bin
ich mit der Schule fertig.
- T (Pastorin hinter der Tür): Freu
Dich, dann stehen dir ja viele Türen offen..
- J: Ach, von wegen. Ich weiß gar nicht so
recht weiter. Die Zeit drängt, ich muß mich entscheiden was ich nun
nach der Schule machen will. Meine Eltern löchern mich schon, machen mir
unzählige Vorschläge. Aber die Entscheidung fällt mir sooo
schwer. Woher soll ich wissen was das richtige für mich ist, was zu mir
paßt? Was ich das ganze Leben lang dann auch machen muß!
- T: Sicher, die Entscheidung ist wohl nicht leicht. Aber ich bin
überzeugt davon, daß du deinen Weg finden wirst.
- J: Ja, meinst du wirklich ? Aber es kommt ja noch dazu,
daß es nur so wenige Ausbildungsplätze gibt.
- T: Keine Frage, die Situation ist nicht einfach. Aber ich
glaube trotzdem, daß du besondere Fähigkeiten hast, die auch an
einem bestimmten Ort gebraucht werden. Und außerdem glaube ich daran,
daß dich jemand auf diesem Weg begleiten wird, dir Kraft gibt und dir
auch immer wieder Mut machen wird.
- J: Du meinst meine Freunde und Eltern?! Ja, oft werden die
schon für mich da sein, aber...
- T: Ja, die sind natürlich auch wichtig. Aber ich denke
gerade an deine Konfirmation.
- J: Meine Konfirmation? Du meinst Gott?
- T: Ja, ich glaube wirklich, daß Gott an deiner Seite ist
und dich gerade auch in solchen schwierigen Situationen nicht allein
läßt.
- J: Ja, Kraft und Geduld kann ich bei diesem endlosen Schreiben
von Bewerbungen auch gebrauchen. (grübelnd) Ja, es ist ein
schönes, sicheres Gefühl zu wissen, Gott läßt mich nicht
allein.
- T: In der Bibel heißt es: Der Herr dein Gott ist bei dir
in allem, was du tust. Mit dieser Sicherheit wirst du den richtigen
Schlüssel finden, um die Tür zum Berufsleben zu öffnen.
- J: (Schlüssel ausprobieren, Tür öffnen)
2. Situation
- - J: Ich bin Simon. Vor zwei Jahren wurde ich hier in
Hohenkirchen konfirmiert. War irgendwie ganz cool die Zeit. Wir waren eine ganz
tolle Clique, ein paar Mädchen aus unserer Arbeitsgruppe, ein paar Freunde
und ich.
Ihr seid Schlüsselfiguren (schaut sich das
Gottesdienstblatt an). Weiß nicht! Ich habe da im Moment so eine
Erfarung, für die könnte ich einen guten Schlüssel gebrauchen.
Ich bin da in einer Gruppe, da sind ein paar Obercoole, also naja, ihr
wißt schon wie ich das meine, solche, die den Ton angeben, die bestimmend
sind, zu denen alle aufgucken, die Maßstäbe setzen, nach denen man
sich richtet. Und da wird dann im Moment bei jedem Treffen gekifft. Erst fand
ich das ja auch ganz witzig, aber... wenn ich ehrlich bin, will ich manchmal
gar nicht mitmachen aber nein zu sagen, das schaff ich auch nicht.
Es ist irgendwie so schwer, wenn alle mitmachen und spießig möchte
ich nun wirklich nicht sein.
- - T: Jesus hat ja mal zu einem seiner Freunde gesagt:
Ich will dir ein Stück vom Himmel erschließen: Auch
deine Gruppe möchte sicher in dem, was sie miteinander tut ein
bißchen Himmel, mehr an Leben, mehr an Glück, mehr an Zuneigung.
Aber wie bekommt sie das? Durch Wegtreten in eine Welt von Rausch und Illusion?
Vielleicht kannst du ja Schlüsselfigur werden für deine Gruppe,
wenn du ehrlich zu dir stehst, den Mut hast, auch einmal gegen den Strom zu
schwimmen. Jesus hat uns gezeigt, daß das geht und wie das geht. Gott ist
dabei auf unserer Seite und sagt: Was du jetzt tust ist wichtig und richtig. Da
ist dann auch egal, wenn die anderen dich belächeln. Du bist dann in dir
selbst ganz stark. Du wirst sehen, da wird sich ein Stück Himmel
öffnen.
3. Situation
- J: Seid 6 Wochen bin ich jetzt mit meinem Freund zusammen. Der
ist auch echt süß, wir verstehen uns gut. Zuerst dachte ich, so
verliebt war ich ja noch nie, aber ...
- T: Aber ?
- J: Ja, irgendwie geht mir die Frage nicht aus dem Kopf: Ist das
wirklich der Richtige für mich?
- T: Und jetzt weißt du nicht so recht, was du willst?
- J: Ja, ich weiß es wirklich nicht. Aber wenn ich mir
vorstelle, daß er Schluß macht. Ohjee, daß will ich auch
überhaupt nicht. Irgendwie fühle ich mich mit diesen Dingen ganz
schön allein und unsicher.
- T: Nimm dir doch mal so einen von den Schlüsseln und guck
ihn dir genau an. Siehst du den Schlüsselbart?
- J: Ja und, bei jedem Schlüssel ist der Schlüsselbart
wieder anders.
- T: Ja genau, weil jeder Schlüssel in eine ganz bestimmte
Tür paßt, um die dann auf- und zuschließen zu können.
- J: Ja und was hat das jetzt mit meiner Unsicherheit meinem
Freund gegenüber zu tun?
- T: Ich mußte an einen Bibelspruch denken. Der
heißt: Ich will dir den Schlüssel des Himmels geben. Das sagte Jesus
wohl einmal zu Petrus. Nun ja, mir fiel dieser Spruch ein, weil du dich ja in
der Konfirmation auch zu Gott und Jesus bekannt hast. Und so könnte dieser
Spruch ja auch dir gelten. Und Schlüssel zum Himmel - Freundschaft, Liebe,
da mußte ich an den siebten Himmel denken.
- J: Du meinst Gott will mir helfen, in dieser Sache den
richtigen Weg einzuschlagen?
- T: Ja, so könnte man es vielleicht ausdrücken. Ja,
Gott ist auch hier an deiner Seite. Er hilft dir, den richtigen Schlüssel
zu finden, mit dem du die Tür zu einer guten Beziehung aufschließen
kannst. Vielleicht heißt das ja manchmal auch nein sagen, oder
enttäuscht zu werden. Aber bei allem denk daran, Gott ist immer auf deiner
Seite. Die Tür zu ihm, steht dir immer offen.
Liebe Konfirmanden und Konfirmandinnen,
Jesus ist in der Kirche die große
Schlüsselfigur. Er hat uns mit seinem Leben etwas vom Himmel
aufgeschlossen. Er hat uns gezeigt, daß unsere Welt Gott und seine Liebe
braucht. Und nun möchte er, daß ihr es ihm nachmacht, daß ihr
auch Schlüsselfiguren werdet. Ihr selbst habt euch ja als Schlüssel
auf dem Gottesdienstblatt gemalt. Diese Schlüssel sind sehr verschieden,
so verschieden wie ihr es auch seid. Aber eines haben diese Schlüssel
genau wie ihr gemeinsam: Ihr könnt etwas aufschließen für und
vor Gott. Ja, ihr habt eine Schlüsselfunktion. Nicht jeder Schlüssel
paßt in jede Tür. Aber für jeden Schlüssel gibt es eine
Tür, die paßt. Irgendwo, irgendwann werdet ihr gebraucht, um etwas
aufzuschließen, um den Blick zu weiten, um etwas zu bewirken. Das ist
mein Wunsch für euch: Werdet zu Schlüsselfiguren mit Gott an euerer
Seite. Und erinnert euch daran, Gottes Tür ist niemals verschlossen.
Amen
Lieder:
- Danke-Konfirmationslied
Danke, daß wir jetzt feiern können,
danke für diesen Lebensschritt, danke, du willst uns Freude
gönnen, Gott, geh du heut mit.
Danke für alle offnen Türen, danke,
daß Zukunft vor uns liegt, danke, wir können manchmal
spüren, wie man Flügel kriegt.
Danke, wir konnten Freunde finden, danke
für Spiel und Heiterkeit, danke für Worte, die verbinden, und
geschenkte Zeit.
Danke, daß Menschen uns begleiten, danke
für Nähe und Geduld, danke für Trost in schweren Zeiten
und vergebne Schuld.
Danke, daß wir Gemeinschaft haben,
danke, du schenkst uns Brot und Wein, danke für alle guten Gaben
hilf uns, Mensch zu sein.
Danke für Ziele, die sich lohnen, danke
für Jesu Lebensspur, danke, du Gott willst bei uns wohnen, nicht
im Himmel nur.
Text: Eugen Eckert, ã beim Autor (singbar zur Melodie EG 334
Danke); zitiert nach Baltruweit/Ruddat, Gemeinde gestaltet
Gottesdienst: ein Arbeitsbuch; Bd. 2, Gütersloh 2000
- EG 585 Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe
mich holt
- EG 182 Halleluja. Suchet zuerst Gottes Reich in
dieser Welt
- EG 596 Ich möchte Glauben haben
- EG 229 Kommt mit Gaben und Lobgesang
- EG 561 Herr wir bitten: Komm und segne uns
Lesung: Joh 10, 1-9
Anke Fasse, E-Mail: anke@sefarim.de |