Göttinger Predigten im Internet
hg. von Ulrich Nembach und Johannes Neukirch
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Gottesdienst zur Konfirmation
Frühjahr 2000

Anke Fasse

Konfirmationspredigt zu den Symbolen Schlüssel und Tür
(Mt 16, 19a; Jos 1, 9; Joh 10, 9)

Vorbereitungen: Alle Konfirmanden und Konfirmandinnen haben einen mit ihrem Namen versehenen Schlüssel auf ein Blatt Papier gemalt. Diese Zeichnungen sind die Grundlage für das Deckblatt der Gottesdienstordnung des Konfirmationsgottesdienstes.

Die Dialogszenen in der Predigt werden von einer Jugendlichen und dem Pastor/Pastorin vorgetragen.

Gestaltung des Gottesdienstraumes: Große, aus Pappe gebastelte Schlüssel sind gut sichtbar irgendwo angebracht. Eine Tür (aus Pappe, oder eine vom Tischler auszuleihende) steht im Altarraum.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Eltern, liebe Verwandten, liebe Gemeinde,

heute, endlich ist er da – der Tag eurer Konfirmation. Es ist ein besonderer Tag für euch und für eure Familien. Seit zwei Jahren nun schon wirft dieser Tag mit dem wöchentlichen Konfirmandenunterricht und den sonntäglichen Kirchgängen seine Schatten voraus. Jetzt, - heute werdet ihr konfirmiert. Bestimmt laufen schon seit einiger Zeit auch in den Familien die Vorbereitungen auf Hochtouren. Von vielen verschiedenen Seiten wird sich bemüht, diesen Tag für euch zu einem besonderen, einem unvergeßlichen Tag werden zu lassen.

Dieser Tag mit all den verschiedenen Dingen, die sich heute ereignen – der Gottesdienst, die Feier danach - er könnte für euch zu einem Schlüsselerlebnis werden. Der Tag der Konfirmation als Schlüsselerlebnis – ein Schlüssel - wir alle gebrauchen sie täglich - hat die Funktion etwas aufzuschließen, oder auch etwas anderes zuzuschließen. Eure Konfirmation – ein Schlüsselerlebnis!? Was kann für euch durch diesen Tag aufgeschlossen, aber auch zuschlossen werden? Und ich denke, weil der Konfirmationstag so etwas besonderes ist, ist er für manche sicher auch so etwas wie ein Einschnitt.

Euren Eltern und Verwandten fällt vielleicht auf, wie sehr ihr inzwischen aus den Kinderschuhen doch schon herausgewachsen seit. Und auch für Euch selber bedeutet die Konfirmation ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Die Zeit des wöchentlichen Konfiirmandenunterrichtes ist zuende und somit auch die, wie ich fand, oft sehr netten Treffen in dieser Gruppe. Dieser Abschnitt ist abgeschlossen. Ein neuer Abschnitt liegt vor euch.

Heute in der Konfirmation bekennt ihr euch zu Gott, zu der christlichen Gemeinde. Ihr entscheidet euch dafür euren weiteren Lebensweg mit Gott an eurer Seite zu gehen. Ein Leben als vollwertiges Gemeindeglied als Mensch mit Gott an der Seite liegt vor euch. Es ist noch unbekannt, vielleicht wie hinter einer Tür verborgen. Ihr könnt es euch erschließen. Bei den Vorbereitungen fiel uns dazu ein Satz Jesu ein, den er einmal zu Petrus sagte: „Ich will dir die Schlüssel des Himmels geben.“ Auch wenn die Zukunft noch verborgen ist, gilt etwas von diesem Satz auch für euch. Die Schlüssel des Himmels in eurem Leben könnten bedeuten, Gott ist in eurem Leben immer an eurer Seite. Er möchte euch helfen, daß euer Leben gelingt. Er möchte euch in schwierigen Situationen tragen und dazu verhelfen, daß es vielleicht manchmal auch so etwas wie den Himmel auf Erden darin geben kann.

Wir haben an einige solcher Situationen gedacht, die euch so oder so ähnlich in eurem Leben begegnen könnten. Schwierige Situationen von besonderer, prägender Bedeutung. Schlüsselsituationen, in denen ihr spüren könnt‚Gott läßt mich jetzt nicht allein, sondern er will mir eine Tür, einen Weg erschließen.

1. Situation

  • J (Jugendliche): „In einem halben Jahr bin ich mit der Schule fertig“.
  • T (Pastorin hinter der Tür): „Freu Dich, dann stehen dir ja viele Türen offen.“.
  • J: „Ach, von wegen. Ich weiß gar nicht so recht weiter. Die Zeit drängt, ich muß mich entscheiden was ich nun nach der Schule machen will. Meine Eltern löchern mich schon, machen mir unzählige Vorschläge. Aber die Entscheidung fällt mir sooo schwer. Woher soll ich wissen was das richtige für mich ist, was zu mir paßt? Was ich das ganze Leben lang dann auch machen muß!“
  • T: Sicher, die Entscheidung ist wohl nicht leicht. Aber ich bin überzeugt davon, daß du deinen Weg finden wirst.
  • J: Ja, meinst du wirklich ? Aber es kommt ja noch dazu, daß es nur so wenige Ausbildungsplätze gibt.
  • T: Keine Frage, die Situation ist nicht einfach. Aber ich glaube trotzdem, daß du besondere Fähigkeiten hast, die auch an einem bestimmten Ort gebraucht werden. Und außerdem glaube ich daran, daß dich jemand auf diesem Weg begleiten wird, dir Kraft gibt und dir auch immer wieder Mut machen wird.
  • J: Du meinst meine Freunde und Eltern?! Ja, oft werden die schon für mich da sein, aber...
  • T: Ja, die sind natürlich auch wichtig. Aber ich denke gerade an deine Konfirmation.
  • J: Meine Konfirmation? Du meinst Gott?
  • T: Ja, ich glaube wirklich, daß Gott an deiner Seite ist und dich gerade auch in solchen schwierigen Situationen nicht allein läßt.
  • J: Ja, Kraft und Geduld kann ich bei diesem endlosen Schreiben von Bewerbungen auch gebrauchen. (grübelnd) Ja, es ist ein schönes, sicheres Gefühl zu wissen, Gott läßt mich nicht allein.
  • T: In der Bibel heißt es: Der Herr dein Gott ist bei dir in allem, was du tust. Mit dieser Sicherheit wirst du den richtigen Schlüssel finden, um die Tür zum Berufsleben zu öffnen.
  • J: (Schlüssel ausprobieren, Tür öffnen)

2. Situation

  • - J: Ich bin Simon. Vor zwei Jahren wurde ich hier in Hohenkirchen konfirmiert. War irgendwie ganz cool die Zeit. Wir waren eine ganz tolle Clique, ein paar Mädchen aus unserer Arbeitsgruppe, ein paar Freunde und ich.
    Ihr seid Schlüsselfiguren (schaut sich das Gottesdienstblatt an). Weiß nicht! Ich habe da im Moment so eine Erfarung, für die könnte ich einen guten Schlüssel gebrauchen. Ich bin da in einer Gruppe, da sind ein paar Obercoole, also naja, ihr wißt schon wie ich das meine, solche, die den Ton angeben, die bestimmend sind, zu denen alle aufgucken, die Maßstäbe setzen, nach denen man sich richtet. Und da wird dann im Moment bei jedem Treffen gekifft. Erst fand ich das ja auch ganz witzig, aber... wenn ich ehrlich bin, will ich manchmal gar nicht mitmachen aber ‚nein‘ zu sagen, das schaff ich auch nicht. Es ist irgendwie so schwer, wenn alle mitmachen und spießig möchte ich nun wirklich nicht sein.
  • - T: Jesus hat ja mal zu einem seiner Freunde gesagt: „Ich will dir ein Stück vom Himmel erschließen“: Auch deine Gruppe möchte sicher in dem, was sie miteinander tut ein bißchen Himmel, mehr an Leben, mehr an Glück, mehr an Zuneigung. Aber wie bekommt sie das? Durch Wegtreten in eine Welt von Rausch und Illusion?
    Vielleicht kannst du ja Schlüsselfigur werden für deine Gruppe, wenn du ehrlich zu dir stehst, den Mut hast, auch einmal gegen den Strom zu schwimmen. Jesus hat uns gezeigt, daß das geht und wie das geht. Gott ist dabei auf unserer Seite und sagt: Was du jetzt tust ist wichtig und richtig. Da ist dann auch egal, wenn die anderen dich belächeln. Du bist dann in dir selbst ganz stark. Du wirst sehen, da wird sich ein Stück Himmel öffnen.

3. Situation

  • J: Seid 6 Wochen bin ich jetzt mit meinem Freund zusammen. Der ist auch echt süß, wir verstehen uns gut. Zuerst dachte ich, so verliebt war ich ja noch nie, aber ...
  • T: Aber ?
  • J: Ja, irgendwie geht mir die Frage nicht aus dem Kopf: Ist das wirklich der Richtige für mich?
  • T: Und jetzt weißt du nicht so recht, was du willst?
  • J: Ja, ich weiß es wirklich nicht. Aber wenn ich mir vorstelle, daß er Schluß macht. Ohjee, daß will ich auch überhaupt nicht. Irgendwie fühle ich mich mit diesen Dingen ganz schön allein und unsicher.
  • T: Nimm dir doch mal so einen von den Schlüsseln und guck ihn dir genau an. Siehst du den Schlüsselbart?
  • J: Ja und, bei jedem Schlüssel ist der Schlüsselbart wieder anders.
  • T: Ja genau, weil jeder Schlüssel in eine ganz bestimmte Tür paßt, um die dann auf- und zuschließen zu können.
  • J: Ja und was hat das jetzt mit meiner Unsicherheit meinem Freund gegenüber zu tun?
  • T: Ich mußte an einen Bibelspruch denken. Der heißt: Ich will dir den Schlüssel des Himmels geben. Das sagte Jesus wohl einmal zu Petrus. Nun ja, mir fiel dieser Spruch ein, weil du dich ja in der Konfirmation auch zu Gott und Jesus bekannt hast. Und so könnte dieser Spruch ja auch dir gelten. Und Schlüssel zum Himmel - Freundschaft, Liebe, da mußte ich an den siebten Himmel denken.
  • J: Du meinst Gott will mir helfen, in dieser Sache den richtigen Weg einzuschlagen?
  • T: Ja, so könnte man es vielleicht ausdrücken. Ja, Gott ist auch hier an deiner Seite. Er hilft dir, den richtigen Schlüssel zu finden, mit dem du die Tür zu einer guten Beziehung aufschließen kannst. Vielleicht heißt das ja manchmal auch nein sagen, oder enttäuscht zu werden. Aber bei allem denk daran, Gott ist immer auf deiner Seite. Die Tür zu ihm, steht dir immer offen.

Liebe Konfirmanden und Konfirmandinnen,

Jesus ist in der Kirche die große Schlüsselfigur. Er hat uns mit seinem Leben etwas vom Himmel aufgeschlossen. Er hat uns gezeigt, daß unsere Welt Gott und seine Liebe braucht. Und nun möchte er, daß ihr es ihm nachmacht, daß ihr auch Schlüsselfiguren werdet. Ihr selbst habt euch ja als Schlüssel auf dem Gottesdienstblatt gemalt. Diese Schlüssel sind sehr verschieden, so verschieden wie ihr es auch seid. Aber eines haben diese Schlüssel genau wie ihr gemeinsam: Ihr könnt etwas aufschließen für und vor Gott. Ja, ihr habt eine Schlüsselfunktion. Nicht jeder Schlüssel paßt in jede Tür. Aber für jeden Schlüssel gibt es eine Tür, die paßt. Irgendwo, irgendwann werdet ihr gebraucht, um etwas aufzuschließen, um den Blick zu weiten, um etwas zu bewirken. Das ist mein Wunsch für euch: Werdet zu Schlüsselfiguren mit Gott an euerer Seite. Und erinnert euch daran, Gottes Tür ist niemals verschlossen.

Amen

Lieder:

- Danke-Konfirmationslied

Danke, daß wir jetzt feiern können,
danke für diesen Lebensschritt,
danke, du willst uns Freude gönnen,
Gott, geh du heut mit.

Danke für alle offnen Türen,
danke, daß Zukunft vor uns liegt,
danke, wir können manchmal spüren,
wie man Flügel kriegt.

Danke, wir konnten Freunde finden,
danke für Spiel und Heiterkeit,
danke für Worte, die verbinden,
und geschenkte Zeit.

Danke, daß Menschen uns begleiten,
danke für Nähe und Geduld,
danke für Trost in schweren Zeiten
und vergebne Schuld.

Danke, daß wir Gemeinschaft haben,
danke, du schenkst uns Brot und Wein,
danke für alle guten Gaben –
hilf uns, Mensch zu sein.

Danke für Ziele, die sich lohnen,
danke für Jesu Lebensspur,
danke, du Gott willst bei uns wohnen,
nicht im Himmel nur.

Text: Eugen Eckert, ã beim Autor (singbar zur Melodie EG 334 ‚Danke‘); zitiert nach Baltruweit/Ruddat, Gemeinde gestaltet Gottesdienst: ein Arbeitsbuch; Bd. 2, Gütersloh 2000

- EG 585 Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt

- EG 182 Halleluja. Suchet zuerst Gottes Reich in dieser Welt

- EG 596 Ich möchte Glauben haben

- EG 229 Kommt mit Gaben und Lobgesang

- EG 561 Herr wir bitten: Komm und segne uns

Lesung: Joh 10, 1-9

Anke Fasse, E-Mail: anke@sefarim.de


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