Göttinger Predigten im Internet
hg. von Ulrich Nembach und Johannes Neukirch
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Predigt zur Konfirmation
Frühjahr 2000

Ele Brusermann

Vorbemerkung: Im Altarraum stehen eine alte Parkuhr (hatte ein Freund im Garten stehen) und eine Autobahnnotrufsäule ( wurde mir sehr freundlich von der Autobahnfernmeldemeisterei Achim-Oyten ausgeliehen)

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserem Vater und Jesus Christus unserem Bruder. Amen.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Festgemeinde!

Letzten Sommer in Holland, ein paar von euch waren dabei, bei der Segeltour auf dem Ijsselmeer: Da saß einer der Erwachsenen an der Reeling der Mermaid, unseres Zweimasters, schaute in die Ferne, aufs Wasser, genoß Wind, Wellen und Sonne. Bis einer sich zu ihm setzte, der Lust hatte zu reden und viel zu erzählen. Der an der Reeling hörte ihm erst geduldig zu, schließlich wurde es ihm aber doch zu viel. „Du”, sagte er, „paß auf, ich geb Dir ‘nen Gulden! Such dir ‘ne Parkuhr, dann kannst Du die vollquatschen!”
Eine Parkuhr: bei dieser noch ein Groschen, heute ist es längst mehr: 1,50 DM für eine halbe Stunde Bremen, ein Ärgernis. Da muß ich für etwas zahlen, für das ich eigentlich nichts zahlen will, oder schon gezahlt habe.

Gottesdiensterfahrungen von Konfirmanden: Eine der ersten war: da muß man Geld mitbringen! Schock! Da steht plötzlich mitten in so einem Lied, einer mit so einem Beutel an der Stange vor einem! Wer in die Kirche geht soll zahlen - und darf dann nicht einmal quatschen!
Wer alte Bilder aus der Leester Kirche sieht, der kann an den Bänken Namen entdecken. Früher war das selbstverständlich, da hat jede Familie für ihren Platz in der Kirche bezahlt. Ob die Plätze vorne teuer waren als hinten weiß ich nicht, aber heute, hätte mancher das auch gerne gehabt. Einen festen Platz. Gibt’s nicht mehr. Höchstens an Sonntagen, wo nicht alle anderen auch kommen.

Trotzdem die Erfahrung: Der Glaube ist nicht umsonst. - das ist doppeldeutig.
Nicht umsonst: er kostet mich was. Man muß etwas beitragen, wenn man zu den Christen gehören will. Das kostet: Zeit, oder auch Geld, machmal auch Nerven. Umsonst läuft auch in der Kirche gar nichts, steht die Bibel nur rum, hat Jesus keine Bedeutung mehr. Umsonst, vergeblich.

Was er gesagt hat, macht nur dann Sinn, wenn es Menschen gibt, die auf die eine oder andere Art dafür sorgen, daß es in die Tat umgesetzt wird. Nur dann ist es eine Tatsache, ist es Wirklichkeit. Dann werden Leute von den Worten Jesu angesprochen.
Laß meinen Gang in deinem Wort fest sein, und kein Unrecht über mich herrschen! (Psalm 119,133) Hat jemand gewählt. Denn: „Der Spruch bedeutet für mich die Wahrheit zu sagen und mit Wort und Tat für die Wahrheit einzutreten.”
Der Glaube nimmt was - etwas von mir, gibt es an andere weiter, er nimmt mich in Anspruch.

Die Liebe nimmt sich keine Freiheiten heraus, sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie läßt sich nicht zum Zorn reizen und trägt das Böse nicht nach. (1. Kor. 13,5) Begründung: „Ich habe den Spruch vor einem Jahr das erste Mal gelesen, seit dem will ich ihn haben, weil er mit der Realität verbunden ist ! Es steckt auch eine Lebensweisheit dahinter !”

Der Glaube ist nicht umsonst: er nimmt etwas - und - er gibt mir was:
( Ich meine jetzt zwar eigentlich nicht die Geschenke des heutigen Tages, doch die haben auch was damit zu tun: Wer den Christen, der Glaubensgemeinschaft christliche Kirche begegnet, der kann reich beschenkt werden! Das dürft ihr heute auch erfahren.
Einige haben gewählt: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. (1. Kor. 13,13) Jemand schrieb dazu: „Liebe Glaube Hoffnung: das was ich mir nicht nur für mich selbst, sondern auch für alle anderen wünsche und eigentlich jeder haben sollte.”
Bleibendes: Ich stehe nicht allein da. Da sind andere, die fühlen sich mir verbunden, denen bedeute ich was.
Nicht nur Verwandte und Freunde haben Euch Glückwünsche geschickt, auch andere, die Euch eher fremd sind. Da sind auch Glückwünsche dabei, die eher was von euch wollen: Sie möchten euch gerne zu ihren Geschäftspartnern zählen. Da müßt ihr jetzt selbst entscheiden, mit wem ihr in Verbindung tretet.

EinSpruch: Laß dich durch nichts erschrecken und verliere nie den Mut, denn Gott ist mit dir, wohin du auch gehn wirst (Josua 1,9) „Den finde ich schön, weil er mir vertrauen zu Gott einflößt. Er sagt mir, daß ich keine Angst haben muß und das ist ein schöner Gedanke.”

Ein Christ ist in seinem Leben nicht für sich allein. Gott ist mit dir, wohin du auch gehen wirst. Leben ist unterwegs sein. Und da kann man viel erleben.

Manchem ist am wichtigsten das da ein Gott ist, an den man sich wenden kann, wenn man ihn braucht: im Notfall.
Psalm 50,15: Rufe mich in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen.
Ist der Glaube so etwas wie diese Notrufsäule von der Autobahn:
Wenn es eine Panne oder einen Unfall gibt, dann kann man an dieser Säule Hilfe anfordern. In regelmäßigen Abständen stehen sie an den Autobahnen, geben ein beruhigendes Gefühl: Da ist immer jemand für dich erreichbar: Pannendienst, Rettungsdienst, Straßenmeisterei: Du bist nicht allein.

Zugleich empfinde ich ein Kribbeln, wenn ich sie sehe: Es geht eine Warnung von Ihnen aus: Auch wenn hier alles ganz ruhig und friedlich läuft: Es kann sich jederzeit ändern, es kann schnell etwas passieren. Und weil dann sonst weit und breit nichts ist, stehen die Notrufsäulen da. Aber: Verlaß dich nicht auf dein Glück, sei achtsam, vorsichtig, und wisse trotzdem: dir kann etwas passieren.
Notrufsäulen: Beruhigend: Hier kannst du Hilfe holen, mahnend: hier kracht’s auch mal.
Für manche sind die Kirchen so etwas wie die Notrufsäulen des Lebens: Es kommt vor, das jemand bei mir klingelt und sagt: Ich weiß nicht mehr weiter. Und ebengerade habe ich den Kirchturm gesehen, und gedacht, ich will mal mit ihnen reden.
Und dann kommen die Notruffragen: Wo bist du, Gott - ich fühle mich so allein? Welches Ziel hat mein Leben - lebe ich, um zu arbeiten, oder arbeite ich, um zu leben? Wie soll es weiter gehen ?

Warum läßt es Gott zu, daß ich krank bin? - Dann besinnen sie sich wieder auf das, was sie vielleicht seit den Tagen des Konfirmandenunterrichts dunkel noch wissen: daß es Gott gibt, der sie begleitet, auch in den schweren Stunden, daß es Worte aus der Bibel gibt oder auch Strophen von Liedern, die jetzt auf einmal wichtig werden.

Dann suchen sie jemanden der erstmal zuhört und vielleicht auch was zu sagen weiß. Dann steht weder eine Parkuhr in meinem Zimmer, noch die Frage nach der Mitgliedschaft im Raum.

Jemand fand für sich in der Bibel: Doch der Herr regiert für alle Zeiten, sein Richterstuhl ist aufgestellt. Der ganzen Welt spricht er gerechtes Urteil, unparteiisch entscheidet er über alle Völker:
Den Unterdrückten bietet er sicheren Schutz, in schlimmer Zeit sind sie bei ihm geborgen. ... und schrieb dazu: ansprechend finde ich, dass Gott denen die Schutz brauchen auch Schutz gewährt; das Gott über alle Taten der Menschen gerecht urteilt. (Psalm 9, 8-10)

Wie die Notrufsäulen haben auch die Kirchen eine mahnende Funktion:
Wenn wir uns Lebensziele stecken und sie verfolgen, uns unser eigenes Lebensprogramm suchen oder machen, gibt unendlich viele Angebote und Möglichkeiten.
Zum Erwachsen sein gehört es, sich immer wieder klar zu machen: Worauf gründet sich mein Leben? Von wem und wodurch soll es bestimmt sein.

Ihr habt gesagt: Eure Kirche soll ein Ort sein wo jeder gut aufgenommen wird, wo ihm weitergeholfen wird, wo Leben ermöglicht wird.

Allein wegen unseres Glaubens, der sagt: jeder von uns ist ein lebendiggewordener Gedanke Gottes. Jeder Mensch ist einmalig, und ist es wert.

Mehrere wünschen sich: Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. (Psalm 23,6) einer begründete es so:
„Weil es sowenig Gutes und Barmherzigkeit in unsere Zeit gibt. Ich glaube das Wort Barmherzigkeit kennt die Jugend nicht mehr.”

In unseren Kirchen versuchen wir eine Gemeinschaft zu sein, in der das anders ist !

Und der Frieden Gottes, öffne unsere Herzen bewahre unseren Glauben stärke unsere Hoffnung und wecke unsere Liebe. In Jesu Namen. Amen.

Pastor Ele Brusermann, Schulstr.1, 28844 Weyhe-Leeste
E-Mail: Ele.Brusermann@evlka.de

Die Predigt wurde zur Konfirmation am 21.5.2000 in Leeste gehalten.


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