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Göttinger Predigten im Internet
hg. von Ulrich Nembach und Johannes Neukirch

INHALT:
Grundsätzliches zum Buß- und Bettag
Kasus: Bußtag
Folgerungen für den Schulgottesdienst
Gottesdienstablauf
Predigt über Jona 3

Ökumenischer Schulgottesdienst
am Buß- und Bettag 1999
von Pfarrer Hans Georg Babke, ARP&M, Wolfenbüttel

Erschrecken über sich selbst

Grundsätzliches zum Buß- und Bettag

Der Prophet Jona als Beispiel einer erfolgreichen Bußpredigt

Das Buch Jona unterscheidet sich von anderen Prophetenbüchern darin, dass es bis auf das Drohwort in Kap. 84 (noch 40 Tage) keine Botensprüche enthält, also keine Schelt- und sonstigen Drohworte. Vielmehr handelt es sich um eine Erzählung bzw. Legende von einem Propheten. Wiederum im Unterschied zu anderen Prophetenerzählungen (z.B. in 1./2. Könige) fehlen dieser Prophetenerzählung jegliche historisch-biographischen Elemente. Offensichtlich ist auch schon der Glanz Ninives als Hauptstadt des assyrischen Großreiches im 8. Jhdt. v.Chr. vergangen. Bei dieser Prophetenerzählung handelt es sich ganz offensichtlich um eine nachexilische (4. Jhdt. v.Chr.), der weisheitlichen Literatur nahestehende Lehrerzählung (Sellin-Fohrer, Einleitung in das AT, München 196911, S. 485 f.; von Rad, Theologie des AT, Bd. 2, München 19685, S. 301 f.)
Das Buch besteht aus zwei Teilen, die einander genau entsprechen: Jona im Schiff (Kap. 1/2) und Jona in Ninive (Kap. 3/4). Das Gebet in Kap. 2 ist vermutlich sekundär und entspricht vom Aufbau und vom Inhalt her der Gattung der Psalmen. Der sekundäre Charakter ist daran zu erkennen, dass bereits von Rettung gesprochen wird, obwohl Jona noch gar nicht gerettet ist. Auch die Rede vom Tempel weist diesen als primären Gebetsort aus.
In den beiden symmetrischen Teilen "heben sich die Heiden aufs vorteilhafteste von dem Propheten ab. Sie waren es, die während des Sturmes die Initiative ergriffen und bei Jona die Unordnung gewittert haben", sie waren es, die Jahwe geopfert haben; "und wie erfolgreich sind bei ihnen die Dinge in Ninive gelaufen." (von Rad, aaO, S. 301) "Was er (Jona) dort (in Ninive) nach wundersamem eigenen Widerfahrnis erlebt, ist in Israel kaum einem Propheten begegnet: Ninive tut Buße! Der Prophet aber ist von diesem überraschenden Ergebnis seines Wirkens völlig niedergeschlagen, so dass er mit Gott zu hadern beginnt." (Otto Weber, Bibelkunde des AT, Hamburg 1964, S. 284)
Die Lehre, die aus diesem Buch gezogen werden soll, lautet demnach: Der Heilswille Gottes ist universal und gilt auch den Völkern und Heiden. Möglicherweise drückt sich darin eine Polemik gegen das exklusive und partikularistische Heilsbewusstsein Israels aus. Möglicherweise stellt auch der Schluss des Buches mit einem Scheltwort an den Propheten, an den also, der Scheltworte zu verkünden hat, eine Kritik an der ausschließlichen Bezogenheit der frühen Propheten auf das Volk Israel dar. "Gottes Erbarmen gilt nicht ausschließlich Israel, sondern kann den Menschen und sogar den Tieren einer fremden und verhassten Stadt zuteil werden, wenn dort echte Umkehr erfolgt." (Sellin-Fohrer, aaO, S. 486) Die Heiden, Seeleute und Niniviten, werden in ihrer Umkehrbereitschaft den Israeliten damit als Vorbild hingestellt.

Kasus: Bußtag

In der Confessio Augustana, der lutherischen Bekenntnisschrift von 1530, heißt es in Artikel XII:
"Von der Buß wird gelehret, dass diejenigen, so nach der Tauf gesündigt haben, zu aller Zeit, so sie zur Buße kommen, Vergebung der Sunden erlangen, und ihnen die Absolution von der Kirche nicht soll geweigert werden. Nun ist wahre rechte Buß eigentlich nichts anderes dann Reue und Leid und Schrecken haben über die Sünde und doch daneben Glauben an das Evangelium und die Absolution, dass die Sünde vergeben und durch Christum Gnad erworben sei, welcher Glaub wiederum das Herz tröstet und zufrieden machet. Darnach soll auch Besserung folgen, und dass man von Sünden lasse;
dann dies sollen die Früchte der Buß sein wie Johannes spricht Matth. 3.: "Wirket rechtschaffene Frucht der Buß."
Anders als nach katholischem Verständnis ist die Buße nach protestantischem Verständnis kein Sakrament und auch nicht mit der Beichte verbunden. Wenngleich nach neuerem katholischen Verständnis - anders als zur Reformationszeit, in der die Buße als opus operatum galt - die subjektive Reue wie im evangelischen Verständnis eine "notwendige Voraussetzung für das gültige und wirksame Zustandekommen des Sakramentes" ist (Karl Rahner/Herbert Vorgrimler, Kleines theologisches Wörterbuch, Freiburg 1961, S. 38), ist der hoheitliche Spruch des Priesters, der die Absolution erteilt und das Jurisdiktionsrecht hat, Sündenstrafen zur Genugtuung der Sünde auszusprechen, eine weitere notwendige Bedingung für die Wirksamkeit der Buße. Nach evangelischem Verständnis gibt es keinen intermittierenden Einfluss irgendeiner menschlichen Instanz. Geschichtlich stammen die Buß- und Bettage aus dem Heidentum, insbesondere aus dem römischen Heidentum. In besonderen Not- und Krisenzeiten wurden bei Fehlen jeglichen subjektiven Reueempfindens von den Herrschenden besondere Sühnetage zur Gnädigstimmung der Götter verordnet. Mit dem Eindringen des römischen Rechts in die deutschen Länder setzten auch hier Kaiser und Landesfürsten im Mittelalter für eben solche Krisenzeiten kasuelle Bußtage fest. Daneben gab es die mit den Fastenzeiten des Kirchenjahres verbundenen kirchlichen Bußtage. Nach der Reformation flössen in den evangelischen Ländern aufgrund des landesherrlichen Kirchenregiments beide Traditionen zusammen. Vorrangig blieb aber die Tradition der staatlich verordneten kasuellen Bußtage insbesondere in Kriegszeiten: Das Volk als Kollektiv sollte sich von seiner Schuld bekehren, damit das drohende kollektive Unheil abgewendet würde. Das führte im zersplitterten Deutschland zu einer Vielfalt von Bußtagen zu unterschiedlichen Terminen. Eine Zusammenlegung aller Bußtage auf den einheitlichen Termin des Mittwochs vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr wurde (zumindest in Norddeutschland) erst 1893 vorgenommen.
Unter den Bedingungen eines weltanschaulich neutralen Staates (seit 1919) ist der Bußtag ein ausschließlich kirchlicher Feiertag geworden (freilich unter staatlichem Schutz, bis 1994 dieser staatliche Schutz zur Finanzierung des Arbeitgeberanteils an der Pflegeversicherung beseitigt wurde). Von seiner Tradition her und von den vorgeschlagenen gottesdienstlichen Texten her (Propheten-Texte) geht es am Buß- und Bettag vorrangig um die kollektive Schuld der Gesellschaft und nicht um die Schuld des einzelnen.
"Die Kirche hat vielmehr der Welt, die stets in der Gefahr ist, des Gebotes Gottes zu vergessen, die Botschaft auszurichten, dass auch das völkische und staatliche Leben in der Verantwortung vor Gott steht. Es entspricht dem Willen Gottes, wenn die Sünde auch in aller Öffentlichkeit Sünde genannt wird und die Botschaft von der 'frohen Befreiung aus den gottlosen Bindungen der Welt unerschrocken verkündet wird." (Karl Dienst, Art. Buß- und Bettage, in: RGG3, Bd. 1, Sp. 1539-1541, hier: Sp. 1540) Der Buß- und Bettag ist also ein Anlass, an dem die Kirche ihr öffentliches Wächteramt gegenüber der gesellschaftlichen Schuld wahrzunehmen hat. Da gesellschaftliche Schuld immer und zuerst die Schuld der politischen und gesellschaftlichen Einflusseliten ist, die bestimmte Interpretationen von Situationen inaugurieren, die die gesellschaftlichen Wertmaßstäbe beeinflussen können und beeinflussen und gesellschaftliches Handeln bestimmen, sind diese Einflusseliten der primäre Adressat der kirchlichen Verkündigung. Dass der Buß- und Bettag Opfer von Finanzierungsproblemen geworden ist, kann nur als weiterer Versuch der politisch Verantwortlichen gewertet werden, das Religiöse in die Privatsphäre abzudrängen.

Folgerungen für den Schulgottesdienst

  • Thematisiert werden sollte die gesellschaftliche, öffentliche Schuld, die an Beispielen konkret zu machen ist (z.B. Fremdenfeindlichkeit, das Recht der Stärkeren/Beseitigung des Sozialstaates, ungerechte Welthandelsstrukturen, Zerstörung von Gottes Schöpfung, Gewalt, Gleichgültigkeit und Unbetroffenheit angesichts des Leidens anderer, abnehmendes Unrechtsbewusstsein)
  • Dabei ist davon auszugehen, dass die Zuhörer/-innen bei diesen Themen kein Unrechtsbewusstsein haben. Reue als Schrecken angesichts der eigenen Sünde aber wäre zur Veränderung von Einstellungen und Handlungsgewohnheiten eine notwendige Bedingung. Daher muss zuallererst die Schuldverstrickung des einzelnen in den kollektiven Schuldzusammenhang deutlich gemacht werden, damit überhaupt der Wunsch nach Umkehr entstehen kann.
  • Ein wesentliches Problem ist in der Regel der kognitive Bewusstseinsvorsprung derer, die den Gottesdienst verantwortlich gestalten. Dieser Vorsprung bewirkt nicht selten, dass zwar die gesellschaftliche Schuld benannt wird, dass man sich selbst aber wegen des kognitiven Vorsprungs dieser Schuld enthoben sieht. Die Umkehrforderung gerät dann unter der Hand zur Umkehrforderung an die anderen zum eigenen Bewusstseinsstand. Kurz: der Gottesdienst nimmt leicht moralisierende Züge an. Das muss vermieden werden.
  • Dieser Gefahr kann durch den Jona-Text entgegengesteuert werden. Denn nicht Jona ist der Held, der den anderen sagt, wo es lang geht. Zwar sagt auch er den Bewohnern von Ninive deren Schuld und das von Gott drohende Unheil bei ausbleibender Bußfertigkeit an und wird damit zu einem wirksamen Instrument Gottes. Gleichzeitig ist aber auch er ein Versager, der mit Gott wegen dessen Barmherzigkeit hadert. Die Heiden sind hier das Vorbild, nicht der Prophet. Das erleichtert eine Identifikation der für den Gottesdienst Verantwortlichen mit dem Propheten. Die kollektive Schuld ist im Gottesdienst also so anzusagen, dass die für den Gottesdienst Verantwortlichen selbstkritisch ihr Versagen bekennen, ihre Verstrickung in die gesellschaftliche Schuld; dass sie über sich selbst Reue und Schrecken empfinden und für sich um Vergebung und Verhaltensänderung bitten und - so vermittelt - dann auch für die anderen. Die Frage stellt sich: Zu welchem öffentlichen Schuldbekenntnis sind wir bereit? Was bereitet uns Skrupel? Zu welcher Verhaltensänderung wollen wir uns entschließen und uns dabei kontrollieren lassen?
  • Vorteilhaft ist eine Beschränkung auf das 3. Kapitel des Jona-Buches. Der Verzicht auf die Walfisch-Geschichte enthebt uns der Pflicht, dieses märchenhafte Ereignis zu deuten.
  • Schließlich ist zu klären, wie denn die Schuld, in die wir verstrickt sind und von der wir umkehren möchten, angemessen dargestellt werden kann.

Gottesdienstablauf

G. Verdi: Dies irae (Michelangelo: Das Jüngste Gericht) Einführung

"Dies irae" - Tag des Zorns. So heißt diese Musik aus Guiseppe Verdis Requiem. Apokalyptische Unheilsdrohung. Drohung, dass das Weltende kommt. Und mit ihm das Jüngste Gericht, das Weltgericht Gottes. Unheilsdrohung für die, die es sich haben gütlich gehen lassen in der Welt zu Lasten anderer.
Das Jüngste Gericht, diesen Tag des Zorns Gottes hat auch der Künstler Michelangelo in seinem Gemälde dargestellt.
Im Mittelpunkt der oberen Bildhälfte: Christus - nur ein Tuch umgeschlungen, mit einem kraftvollen Körper, die rechte Hand erhoben. Denen zu seiner Linken zugewandt. Den "Böcken", wie es in der Bibel heißt. Den Ungerechten, den hartnäckigen Bösen, den fraglos Dahinlebenden. Christi Hand - zum Schlag gegen sie erhoben. Oder um sie wegzuwerfen. Abwehrend heben einige die Hände. Andere haben einen furchtsamen Blick. Wieder andere scheinen zu fragen: Warum ich? Ich habe doch nichts Böses getan. Nein, sagt Jesus, Böses habt ihr nicht getan, aber auch nichts Gutes. Ihr habt mir nichts zu essen gegeben, als ich hungrig war, nichts zu trinken, als ich durstig war. Ihr habt mich nicht aufgenommen, als ich ein Ausländer war, und mich nicht besucht, als ich krank und gefangen war. Wann haben wir denn nicht geholfen?, fragen einige der zu seiner Linken weiter ohne jedes Unrechtsbewusstsein. Und Jesus sagt:
Was ihr nicht getan habt einem unter diesen geringsten Menschen, das habt ihr auch mir nicht getan. (Matth. 25,44)
Und unerbittlich und erbarmungslos werden die Bösen und auch die, die es unterlassen haben, den Schwachen zu helfen, in die ewige Pein geschickt. Sie werden durch einen Sog nach unten gezogen. Auch wenn einige noch verzweifelt versuchen, dem Sog zu entrinnen und sich oben zu halten. Der Körper des einen - wie ein ausgewrungenes Tuch, das nach unten fällt. Andere purzeln am rechten Bildrand übereinander. Unentrinnbare Schwerkraft, die nach unten zieht. Ganz unten werden die Gefallenen vom dunklen Fährmann Charon oder gar vom Satan selbst in einem Boot gesammelt und dann mit dem Ruder aus dem Boot zum Ort der Verdammnis getrieben.
Über dem Fährmann die Engel oder Erzengel, die den Tag des Zorns mit der Posaune einläuten. Der Erzengel Michael hält das Buch des Lebens mit den Namen der Auserwählten in der Hand.
Im Gegensatz zur rechten Gemäldeseite gibt es auf der linken Seite einen unaufhaltsamen Sog nach oben. Aus der Totenwelt, aus den Gräbern werden die Gerechten befreit, hochgezogen, manche sogar hochgerissen. Neben den Engeln mit den Posaunen trägt ein Gerechter zwei Farbige. Darüber reichen zwei Auserwählte einem anderen helfend die Hände. Direkt neben Christus zu seiner Rechten seine Mutter Maria. Daneben Heilige, Johannes der Täufer, Abraham und Abel, der von seinem Bruder getötet worden war
Musik, die Schrecken verbreitet, ein Gemälde, das Schrecken verbreitet. Und das ganz bewusst. Damit die Hörer und Betrachter klug werden. Damit sie aufschrecken aus ihrer Trägheit und Unbetroffenheit, aus ihrer fraglosen Selbstverständlichkeit, in der sie leben, aus ihrer Lauheit und Gleichgültigkeit. Damit sie so in der Welt leben, dass sie am Tag des Zorns zu den Gerechten und Geretteten gehören und nicht zu den Verdammten. Damit sie Buße tun, damit sie umkehren.
Dies irae - Tag des Zorns. Denkt daran, dass er kommt - dieser Tag. Das wollen uns Musik und Gemälde sagen. Damit ihr nicht zu den Verlierern gehört.
Aber lassen wir uns überhaupt durch solche Schreckensbilder beunruhigen und erschrecken? Lassen wir uns aus unserer fraglosen Existenz herausreißen? Rechnen wir noch mit dem Zorn Gottes, damit, dass wir unser Leben verantworten müssen?
Oder: wenn schon nicht mit dem Zorn Gottes, glauben wir den Mahnungen und Warnungen moderner Propheten: den Warnungen, dass wir in den Industrieländern mit unserer Art zu leben, mit unserem Raubbau an Gottes Schöpfung, mit der Ausbeutung von Rohstoffen weltweite Flüchtlingsbewegungen hervorrufen, Verteilungskämpfe verursachen und die notwendigen natürlichen Lebensgrundlagen zerstören? Glauben wir daran, dass wir selbst der von uns heraufbeschworenen Apokalypse entgegengehen. Oder leben wir mit einem unbegründeten, aber fraglosen Optimismus und sagen: Weiter so! So schlimm wird's schon nicht kommen?

Erfahrungen mit mir selbst

Das macht doch jede/r - ich mach nicht mehr mit
1. Zigarettenrauch in den Toilettenräumen
2. „Goldener Oktober"
3. Rechtzeitig bremsen vor der Radarfalle
4. Lackreste in die Kanalisation
5. Müllentsorgung beim Nachbarn
Zu l. L1:
L2:
L1:
L2:
Hier stink’s wieder nach Rauch. Ekelhaft
Na ja... hast du nie auf dem Klo geraucht?
Nein.
Aber ich. Zwei Jahre lang Mit 16 hab ich angefangen, eine Raucherecke gab’s damals nicht. So schlimm finde ich das also nicht. Das macht doch jede/r.
Zu2. G1:
G2:
G1:

G2:
G1:
G2:

G1:
Was für ein herrlicher Tag! Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, ganz milde.
Ja, Goldener Oktober. Schade, dass der Schein trügt.
Wie meinen Sie das?
Der Wald duftet, und das bunte Laub sieht wirklich schön aus, aber jede zweite Eiche in Niedersachsen ist geschädigt. Das sehen wir nur nicht.
Ach was!. Die Zeitungen übertreiben immer!
Die Lerche ist „Vogel des Jahres" geworden, weil der Lerchenbestand in Deutschland um zwanzig Prozent zurückgegangen ist
Alles Panikmache. Und wenn schon, was kann unsereins da schon machen!?
Zu3. F1:
F2:

F1:
F2:

F1:
F2:
Pass bloß auf, wenn du von X nach Y fährst! Da hätten sie mich gestern fast erwischt!
Du meinst die Radarkontrolle unter der Autobahnbrücke? Aber die ist doch gar nicht zu übersehen?
Also wenn ich da nicht rechtzeitig vorher abgebremst hätte, war ich dran gewesen.
Dämlicher hätten die ihren Wagen nicht abstellen können, man müsste blind sein, um sich da blitzen zu lassen.
Willst du mich beleidigen? Ich bin weder blind noch haben die mich bisher je erwischt.
Na, so war das natürlich nicht gemeint, aber letztes Jahr, weißt du noch, als wir unterwegs nach Z waren, ein paar Kilometer hinter dem Rastplatz „Schneller Imbiss" wenn ich dir da nicht rechtzeitig Zeichen gegeben hätte - so'n bisschen blind bist du vielleicht doch ...
Zu 4. Hl:
H2:
Hl:
H2:
Hl:
H2:
Oh, du hast deine Fenster neu gestrichen! Selbst gemacht?
Klar, ist doch viel billiger. Außerdem muss man da nicht wochenlang auf Handwerker warten.
Das Blau macht sich gut. Hoffentlich hält's auch eine Weile!
Hier an der Südseite natürlich besser als im Westen öder Norden. Trotzdem, zehn Kilodosen hab ich verbraucht, da ist ein gelber Sack schon fast voll.
Also, eigentlich soll man Lackreste ja nicht ins Klo schütten, und die Dosen auch nicht in den Kunst-stoffmüll, aber für das Bisschen zur Sondermüllstelle zu fahren, wer macht das schon? Ich jedenfalls kenne keine/n.
Ich auch nicht.
Zu5.  B1:
B2:

B l:

B2:


B1:
Oh, Sie stellen Ihre Tonne auch mal raus? Das sieht man selten. Immer sparsam, was?
Seit der Restabfall nicht mehr pauschal, sondern tonnenweise abgerechnet wird, tu ich, was ich kann.
Ja, ja, wenn's nicht so lästig wäre, würde ich auch häufiger meine Mülltüten bis zur nächsten Bus-haltestelle oder zu den öffentlichen Abfalleimern im Park bringen.
Es gibt ja noch mehr Möglichkeiten; den Graben beim Waldspaziergang am Wochenende oder die Mülltonne von Familie X gegenüber; die kümmern sich, scheint's, gar nicht um die neue Regelung
und stellen ihre Tonne immer raus.
Ein guter Tipp, danke!. - Na, dann bis nächste Woche, an der Tonne von Familie X ...

Text von Hans Jonas "Dem bösen Ende näher"
Auf die Frage, ob die Menschheit noch mehr Tschernobyls brauche, um sich zu ändern, sagt Jonas:
"Die Frage ist nicht unberechtigt. Sie ist zynisch. Und die Antwort ist auch zynisch. Vielleicht ist der Mensch ohne ernsthafte Warnschüsse und schon sehr schmerzhafte Reaktionen der gepeinigten Natur nicht zur Vernunft zu bringen."

Der Prophet Amos
Die Propheten waren Mahner und Warner ihres Volks im Auftrag Gottes. Kehrt um, riefen sie. Kehrt um zu den Geboten Gottes, den Lebensregeln zum Schutz der Schwachen! Riefen sie. Wenn nicht, dann wird es böse mit euch enden. Dann wird es bald aus sein mit euch.
Amos war ein solcher Prophet. Er lebte im 8. Jhdt. v. Chr. Israel erlebte gerade eine Zeit blühenden Wohlstands. Man redete vom Standort Israel. Vor allem die Reichgewordenen redeten davon. Der Standort Israels könne nur erhalten werden, wenn diese lästigen Wirtschaftshindernisse beseitigt werden. Vor allem die Sozialgesetzgebung. Lasst die Leute als Sklaven arbeiten. Dann werden die Lohnkosten kleiner! Schafft den Sabbat ab, dann kann man rund um die Uhr produzieren. Dann gibt es keinen Stillstand mehr! Verteuert die Waren und zahlt den Bauern nur geringe Rohstoffpreise. Umso größer wird unsere Gewinnspanne! Setzt Leute frei und steigert die Produktion mit weniger Arbeitskräften. Dann steigen die Aktien. Denn wenn wir, die Reichen, Gewinne machen, dann kommt das auch diesem Wirtschaftsstandort zugute. Aber Amos leistet Widerstand gegen die angeblichen wirtschaftlichen Sachzwänge. Er leistet Widerstand im Auftrag Gottes. Er greift die Versklavung der Armen an. Weil nach den Geboten Gottes Sklaverei verboten ist. Er geißelt Betrug und die Gewalttätigkeit gegenüber den Armen und sozial Schwachen. Wenn ihr euch nicht ändert, wenn ihr euch nicht erschreckt über euer Verhalten, dann wird bald ein Krieg über euch hereinbrechen. Nur wenige werden überleben. Und die, die überleben, werden nackt in die Gefangenschaft geführt werden. Eure Häuser werden unbewohnbar gemacht werden. So drohte er.
Aber die Israeliten ließen sich nicht erschrecken. Sie waren entweder wütend und beschimpften ihn als Miesmacher, Unruhestifter und Panikmacher. Oder aber sie lachten nur: Was kann uns schon passieren? Und sie hörten nicht auf den Propheten. Die Folge: Wenig später kam der Krieg. Israel wurde von der assyrischen Weltmacht erobert, die Hauptstadt Samaria dem Erdboden gleichgemacht. Ein Großteil kam um. Und die Oberschicht wurde in die Verbannung geschickt. Dies irae - der Tag des Zorns Gottes über die, die die Warnungen in den Wind geschla-gen hatten.

G. Verdi: Dies irae

Vorbild Ninive
Auch der Prophet Jona verkündete Unheil. Nicht den Israeliten, sondern den Bewohnern Ninives. Ninive war einstmals die assyrische Hauptstadt am Tigris. Noch vierzig Tage, droht er. Noch vierzig Tage, und es wird aus sein mit euch, wenn ihr nicht umkehrt zu den Geboten Gottes. Und - völlig überraschend - das Wunder geschah. ...

Lied: Kehret um und ihr werdet leben

Predigt über Jona 3

Ich versuche, sie mir vorzustellen, die Bewohner von Ninive, von denen es heißt: Sie zogen alle, groß und klein, den Sack zur Buße an. Und ich habe meine Schwierigkeiten damit. Denn vermutlich waren das keine anderen Menschen als wir. Einige von ihnen werden tatsächlich persönliche Schuld auf sich geladen haben, Gesetze übertreten und damit die Gemeinschaftsordnung gestört haben. Aber die meisten haben doch wohl mehr oder weniger anständig gelebt. Sie werden ihren täglichen Pflichten nachgekommen sein und das Leben und das Eigentum anderer Menschen respektiert haben. Was also lässt sie so über sich selbst erschrecken und in ihnen den dringenden Wunsch nach einer Veränderung ihrer Denk- und Handlungsgewohnheiten wach werden. Und der Abschied von eingefahrenen Denk- und Handlungsgewohnheiten ist immer schmerzlich. Allein die Unheilsdrohung des Jona kann es auch nicht gewesen sein. Denn wir wissen, wie wir mit den Unheilsdrohungen unserer Zeit umgehen: mit den Warnungen vor einer von uns selbst heraufbeschworenen Klimakatastrophe, vor Treibhauseffekt und Ozonloch. Wir schenken ihnen keinen Glauben. Wir ignorieren sie. Wir verdrängen sie. Damit wir unsere Gewohnheiten nicht ändern müssen. Der Philosoph Hans Jonas hat ganz recht: Die Warnschüsse müssen schon ganz dramatisch sein, damit wir uns zu einer Veränderung unseres Lebensstils durchringen.
Was also ist es, das die mehr oder weniger anständigen Bewohner von Ninive über sich selbst erschrecken ließ? - Vielleicht dies: Dass der Prophet Jona es mit seiner Predigt geschafft hat, bei den Bewohnern von Ninive für einen Moment den Schleier der Verblendung zu durchstoßen. Vielleicht, dass es dem Geist Gottes gelungen ist, Herrschaft über ihren Willen zu gewinnen.
Vielleicht hat Jona folgendes gesagt:
Ihr Bürger von Ninive! Ihr haltet euch für anständig. Dir tut eure tägliche Pflicht. Dir zieht eure Furchen im Acker. Dir macht eure Geschäfte, kauft und verkauft, ohne eure Kunden übers Ohr zu hauen. Ihr geht eurer Arbeit nach und geht in die Schule. Dir seid auch nicht übermäßig gewalttätig, wenigstens nicht in eurem persönlichen Leben. Du- schätzt euch glücklich, in eine Situation des Friedens hineingeboren zu sein. Die wenigsten von euch sind wirklich reich. Aber eure Eltern und ihr habt es zu etwas Wohlstand gebracht. Ihr haltet euch für anständig. Und doch seid ihr ein Volk von Räubern, Gewalttätern und Totschlägern!
Habt ihr Assyrer nicht andere Völker zuerst militärisch erobert und zu Kolonien gemacht und sie danach auch noch wirtschaftlich von euch abhängig gemacht? Pflegt ihr nicht eure Feindbilder, der Feind Babylonien, der Feind Irak, der Feind Islam, die Ausländer? Und seid ihr nicht sehr schnell bereit, Strafaktionen gegen diese Feinde zu billigen? Beutet ihr nicht die Rohstoffe der von euch unter die Knute gebrachten Völker aus und bezahlt für diese Kostbarkeiten nur Spottpreise an die, die sie fördern. Den Kaffee und Tee vom Schwarzen Meer, aus Mexiko und Kolumbien, die Datteln, die Zitrusfrüchte und den Tabak eurer Nachbarn. Dir verkauft ihnen eure teuren Geräte, damit sie die Rohstoffe noch besser, noch wirksamer ausbeuten können. Sicherlich: Ihr gewährt diesen Ländern dafür großzügige Kredite. Eine Weltbank habt ihr dafür ins Leben gerufen. Aber die Kredite gebt ihr zu so hohen Zinsen, dass die Rohstoffländer sie niemals abzahlen können. Und so müssen sie tun, was ihr von ihnen fordert. Sie roden für euch ihre Wälder und beseitigen damit ihre Wasserspeicher, so dass ihr Land allmählich zur Wüste wird. Eine führende Wirtschaftsnation seid ihr geworden. Aber das doch auch deshalb, weil ihr euch auf Kosten der anderen Länder bereichert habt. "Globalisierung" heißt das Zauberwort eurer wirtschaftlichen Einflusselite. Wenn Flüchtlingsströme aus den von euch arm gemachten Gebieten an eure Stadttore klopfen, um sich bei euch vor dem Verhungern und Verdursten zu retten, dann sprecht ihr zynisch von "Wirtsehaftsasylanten" Und schickt sie wieder weg. Wo doch Gott gesagt hat: Den Fremdling sollst du nicht bedrücken und bedrängen. Weiter: Ihr verseucht die Flüsse und das kostbare Grundwasser mit eurem Wohlstandsmüll, nehmt in Kauf, dass eure Kinder und Kindeskinder vergiftet werden, und sagt: Alles hat seinen Preis. Irgendwo muss das Zeug doch hin. Und seht euch in eurer Stadt um: die zunehmende Zahl von Bettlern und solchen, die am Rand des Existenzminimums leben, weil sie nicht mehr gebraucht werden, weil Maschinen billiger sind als Arbeitskräfte und mehr Gewinn einbringen. Euer König redet vom notwendigen "Umbau des Sozialstaates" und meint damit doch nur dem Abbau der notwendigen Sozialleistungen für die Leistungsschwächeren in eurer Gesellschaft.
Privat, da seid ihr vielleicht anständige Menschen, aber eure Gesellschaft ist krank. Euer Lebensstil ist räuberisch und gewalttätig. Gewalttätig gegen Menschen und gewalttätig gegen die Schöpfung Gottes. Euer Egoismus hat euch blind gemacht vor eurer gemeinschaftlichen Gewalttätigkeit. Ihr krümmt euch in euch selbst ein. Seid mit euch zufrieden, wenn ihr als Privatleute moralisch anständig lebt. Aber ihr duldet die gemeinschaftliche Unmoral.
Wie? - Das seid nicht ihr? Das sind eure Politiker und die wirtschaftlich Einflussreichen? - Natürlich sind auch sie das. Sie vor allem. Aber doch nur, weil ihr dazu schweigt. Aber doch nur, weil ihr sie mit eurem Schweigen bestätigt. Denn wer nicht "nein" sagt, der sagt automatisch Ja". Zuweilen fordert ihr sie geradezu auf, wenn ihr ruft: Ninive den Niniviten, Assyrien den Assyrem. Oder wenn ihr euch heimlich über fremdenfeindliche Glatzköpfe freut. Ihr seid gemeinschaftliche Täter. Gemeinschaftlich seid ihr gottlos und schert euch nicht um seine Gebote.
So also hat Jona zu den Leuten von Ninive geredet. Und für einen Moment brach ihre Verblendung auf. Für einen Moment konnten sie durch sich hindurchsehen, wer sie wirklich waren. Für einen Moment gewann der Geist Gottes Herrschaft über sie. Und sie erschraken. Erschraken über sich selbst. Und sie waren bereit, ihre bisherigen Denk- und Handlungsgewohnheiten zu verändern. Sich nicht mehr von der nur um die Befriedigung der eigenen Interessen kreisenden Vernunft bestimmen zu lassen. Sie wollten die Gewalt gegen die Schöpfung Gottes und gegen seine Geschöpfe, die Ebenbilder Gottes, nicht mehr zulassen. Und selbst der König wollte seine Politik ändern. Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich habe einen Traum. Ich habe den Traum von wachen Menschen. Von uns als wachen Menschen. Den Traum davon, dass wir fähig werden, uns über uns selbst als gemeinschaftliche Täter zu erschrecken, dass wir fähig werden, unser Eingekrümmtsein in uns selbst und unseren Egoismus zu überwinden. Ich habe den Traum, dass Gott mit seinem Geist auch über uns Herrschaft erlangt. Ich habe den Traum, dass wir Gottes Gebote lieben und die Menschen. Ich habe den Traum, dass wir mutig werden und aufstehen. Aufstehen, wann immer die guten Gebote Gottes verletzt werden. Ich habe den Traum, dass es gut ausgeht mit uns und mit der Welt, in der wir leben, dass Gott sich abwendet von seinem grimmigen Zorn und wir nicht verderben. Lasst uns diesen Traum verwirklichen!
Amen

Lied: EG 262,1-2; 5-6 Sonne der Gerechtigkeit

Weiterführung der Erfahrungsberichte
[Eigene positive Beispiele, was "Buße" konkret bedeuten könnte: Einkauf von teureren fair-gehandelten Produkten, Widerstand gegen fremdenfeindliche Äußerungen, Einsatz für den Schuldenerlass]

Gebet: Vater unser

Segen

Lied: Herr, wir bitten: Komm und segne uns

Pfarrer Hans Georg Babke, ARP&M, Wolfenbüttel